Textdaten
Autor: August Ey
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Clausthaler Münze
Untertitel:
aus: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1919 S. 52
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum:
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft: Harzmärchenbuch oder Sagen und Märchen aus dem Oberharze
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[52]
Aus Sagen und Märchenaus dem Oberharz
Von August Ey.

Die Clausthaler Münze.

     Die Clausthaler Münze hat in alten Zeiten einmal lange stille gestanden und ist kein Geld darin geschlagen, weil’s nicht richtig darin war. Da haben denn die Andreasberger und Wildemänner Münzen desto mehr tun müssen und davon rühren noch immer die Wildemänner Münzen und Andreasberger feinen halben und ganzen Gulden, Sechsgroschenstücke, Mariengroschen und Pfennige her. Jetzt werden sie seltener. Nur bisweilen sieht man noch das feine Silbergeld in Sparbüchsen und als Rarität. Wildemänner und Andreasberger Pfennige werden aber noch oft in großen Mengen bei Kartenspielern gefunden. Es wird nicht um einzelne gespielt, nein um Dutzende, um zu sehen, wie viel einer gewonnen oder verloren hat. Wenn das Spiel vorbei ist, so wandern sämtliche Pfennige entweder in einen Beutel oder in eine Probenbüchse bis zum nächsten Spieltag. Gut das.

     Na, die Clausthaler Münze mußte lange Zeit eingestellt werden, weil keiner darin bleiben konnte; alle Nacht kam einer darin um’s Leben. Da war’s denn natürlich, daß am Ende keiner mehr darin wohnen blieb und ohne Wache konnte doch die Münze auch nicht bestehen. Lange Zeit war hingegangen und kein Geld mehr darin gemünzt. Da kam einmal ein vornehmer Herr zum Besuch beim Berghauptmann. In der Unterhaltung kam die Rede auch auf die eingestellte Münze, daß keiner sich unterstünde, darin zu bleiben, und sie deswegen eingestellt wäre. Da sprach der vornehme Herr, er wolle es einmal versuchen. Der Bergbauptmann wollte seinen Freund erst nicht hinlassen, nachher gab er’s aber doch zu. Am folgenden Morgen fand man den armen Menschen tot in der Münze, auf dem Hofe aber lagen seine Beine, die ihm ausgerissen waren. Kurze Zeit darauf kommt ein Soldat hier nach Clausthal, hört die Geschichte von der verwünschten Münze und will sie erlösen. Aber auch er wird tot herausgebracht. Sein Kopf lag am andern Morgen beim Rumpf. Zuletzt kommt ein fremder Bergmann zugereist, der ist klein und buckelig, aber höllisch dreist und pfiffig gewesen. Der läßt sich des Abends in die Münze schließen. Vorher hat er sich aber zwei Lichte, zwei Degen und zwei geladene Pistolen und die Bibel hinbringen lassen. Des Abends steckt er seine Lichte an und setzt sich oben auf die Justierstube, legt seine Waffen zurecht und liest in der Bibel. So nach elf Uhr kommt eine Gestalt zur Tür herein, die ist länger gewesen, wie die Stube hoch; bleibt dann erst stehen, wie sich aber der Bergmann in seinem Lesen nicht stören läßt, setzt sie sich neben ihn auf den andern Stuhl, hört und sieht ihm zu. Dem Bergmann wird aber doch bei der Gesellschaft grün und gelb vor den Augen. Zur Vorsicht hat er die Hand an der Pistole, damit, denkt er, ist er geschützt. Die Gestalt regt sich nicht, bis es zwölf schlägt, dann geht sie ruhig zur Tür hinaus. Von da geht die Nacht ruhig hin, nichts läßt sich weiter sehen noch hören Die zweite Nacht geht ebenso hin; als es aber in die dritte kommt, da denkt der Bergmann diese Nacht geht’s dir an’s Leben. Die Nächte hindurch hat Dich die Gestalt nur sicher machen wollen. Du sollst deshalb gleich von vorn herein laut in der Bibel lesen, damit die Gestalt das Gotteswort Hört, so läßt sie sich dadurch wohl zwingen. Richtig. Elf Uhr kommt die Gestalt wieder; ihr ganzes Wesen ist aber sehr gefährlich. Da liest der Bergmann eben die Worte: Tut Buße usw. Da fängt die Gestalt an zu reden und spricht: O du glücklicher Mensch, der du ausersehen bist, einen unglücklichen Geist zu erretten. Ich sage dir, die Engel werden sich über dich und mich freuen; denn du hast mich zur Buße geführt, du hast mich aus den Krallen des Teufels erlöst. Wisse, ich bin der vorige Münzmeister, der so viel betrogen und so viel Silber über die Seite geschafft hat, und der sich selbst das Leben nahm. Komm mit, ich will dich reich machen dafür, daß du mich zum Geständnis gebracht hast. Er geht mit ihm hinab in den Pferdegaipel und zeigt ihm in der Ecke einen Stein, den möge er in die Höhe heben, so würde er unendliche Schätze finden. Er aber (die Gestalt) würde sich nie wieder sehen lassen und nun könne wieder gemünzt werden. Von da an hat der Bergmann genug gebabt, und die Münze ist wieder in Gang gekommen, bis dahin, daß sie nach Hannover verlegt wurde.