Die Bleich- und Appretur-Anstalt von Karl Gocht in Ebersbach

Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Die Bleich- und Appretur-Anstalt von Karl Gocht in Ebersbach
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 2, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 2, Seite 97–98
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Bleich- u. Appretur-Anstalt v. Carl Gocht in Ebersbach.

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Bleich- und Appretur-Anstalt v. Carl Gocht in Ebersbach, II. Etablissement.

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Die Bleich- und Appretur-Anstalt von Karl Gocht in Ebersbach.


An dem westlichen Ende des gewerbreichen Dorfes Ebersbach in der Ober-Lausitz, in Nieder-Ebersbach – zieht ein ziemlich isolirt gelegener bedeutender Complex von Gebäuden, unter denen sich besonders ein hoher Trockenthurm auszeichnet, die Augen des die Chaussee von Zittau nach Neusalza und Neustadt passirenden Reisenden auf sich, es ist dieses die Bleich- und Appretur-Anstalt von Karl Gocht, welche in ihrem Umfange nicht nur als eine der größten der Oberlausitz, sondern ganz Sachsens dasteht und auch nach ihren Leistungen hinter keiner anderen derartigen Anstalt zurückbleibt.

Das Etablissement hat eine überaus freundliche Lage an einem von der westlichen Seite des Kottmar entspringenden und der Spree zueilenden Bache, welcher seltsamer Weise noch keinen Namen führt. Die Gebäude zerfallen in zwei Complexe, die eigentlichen Bleich- und Appreturgebäude und das Buschmühlengrundstück, welche zusammen zwei Haupt- und neun Nebengebäude umfassen.

Die Bleicherei hat

ein Hauptgebäude, in dem sich vier Loch-Walken und ein Hydroextracteur befinden;
einen Trockenthurm von vier und einem halben Stock Höhe, mit einem Trockenraum von viertausend Kubikellen, heizbar mittelst Luftheizungsapparat; im Parterre des Thurmes befindet sich die Stärkemaschine mit Stärkerei; an den Trockenthurm stößt
das Rauchhaus (Bleichhaus) mit Dampfkocherei mittelst Dampfkessels von sechs Pferdekraft, zwei Brühkufen und zwei Dampfkochfässern zu je einhundert fünf und zwanzig Stück Creas Inhaltraum, zwei Schweifen, vier Chlor- und vier Säurekufen und zwei Laugenkufen; sämmtliche Kufen sind aus massiven Granitwänden zusammengesetzt;
ein Lufttrockenhaus von einhundert sechs und zwanzig Ellen Länge, zum Aufspannen von einhundert vier und dreißig Stück Creas; außer diesem sind noch einige Nebengebäude vorhanden.

Das Buschmühlengrundstück umfaßt

ein Hauptgebäude, welches zwei Calandermangeln enthält, und einige Nebengebäude, enthaltend sechs Loch-Walken, eine Einsprengemaschine, eine Presse und die Drehbank zum Bau und Abdrehen der Mangelwalzen von Papiermachee.

Die von diesem Etablissement vertretenen Branchen sind:

die Bleiche von rohleinenen, rohbaumwollenen, sowie aus Leinen und Baumwollen gemischten Webewaaren, vorzüglich aber die Nachbleiche der leinenen Creas und Weben, die von bereits etwas angebleichtem Leinengarn gewebt wurden, und hier das höchste Weiß empfangen, und die Vollbleiche für Creas und Weben;
das Stärken der gebleichten Stoffe;
Mangel- und Waschappretur von bunten baumwollenen Köper und Jacquards, als Jacquards, Slakirs, Stambulchalis, Ibraimes, Atlas, Croisees, Mouchares, geflammte Mamliees, karrirte Köper, Kruschewaz und Salamies mit Gold.

Die Bleichwaaren finden ihren Hauptabsatz nach Hamburg, Bremen, Havanna und allen westindischen, [98] mittel- und südamerikanischen Märkten, und durch die Messen zu Leipzig, Frankfurt an der Oder und Frankfurt am Main.

Die Mangelwaaren gehen nach Wien und allen orientalischen Märkten.

Das Etablissement beschäftigt fortwährend zwei Comptoiristen, einen Werkführer und dreißig bis sieben und dreißig Fabrikarbeiter.

Die vorhandenen beiden Wasserkräfte üben sechszehn und vier Pferdekraft aus.

Dieses Etablissement wurde im Jahre 1837 von dem gegenwärtigen Besitzer Herrn Imanuel Karl Leberecht Gocht gegründet, und hatte damals bei vier Pferdekraft Wasserkraft blos vier Loch-Walken und ein Trockenhaus zur Lufttrocknung. 1840 wurde ein Calander hinzugefügt. Die fortschreitende Entwickelung des Bleichgeschäftes veranlaßte den Herrn Besitzer 1846, die etwa vierhundert Schritt von dem Bleichetablissement gelegene sogenannte Buschmühle zu acquiriren, in welcher damals zwar der Betrieb zweier Mahlgänge fortbestand, dabei aber sofort eine leichte Vier-Loch-Walke durch deren Wasserkraft in Betrieb gesetzt wurde.

Das Bedürfniß, auch im Winter namentlich baumwollene Waaren fortbleichen zu können, gab im Jahre 1850 Veranlassung zur Anlage des Trockenthurmes. Die hierdurch nöthig gewordene vermehrte Wasserkraft veranlaßte den besseren Ausbau der Wasserkraft der Buschmühle, welcher auch im Jahre 1852 durch vollkommenen Umbau erfolgte und wodurch die Kraft wesentlich erhöht wurde. – Die Mahlgänge wurden nun cassirt, eine Sechs-Loch-Walke hergestellt, die Calander, welche früher im Bleichgeschäft ihren Platz gefunden, in die Buschmühle übersiedelt und dieser im Jahre 1854 eine zweite beigefügt.

Der im Jahre 1854 erfolgte massive Umbau des ursprünglich von Holz hergestellten Rauchhauses, gab Gelegenheit, dasselbe angemessen zu erweitern und dem Bedürfniß einer soliden und die so wünschenswerthe Sicherstellung gewährenden chemischen Bleiche Rechnung tragend, wesentlich zu verbessern, wodurch das Etablissement einen Umfang erlangte, welcher es zum Zwecke bloßer Appretur als eins der größten Sachsens erscheinen läßt.

Der stets befolgte Grundsatz des Herrn Besitzers, in Allem das erreichbar Vollkommene herzustellen, verbunden mit der größten Gewissenhaftigkeit, namentlich auch bei Anwendung des chemischen Bleichverfahrens, haben dem Etablissement einen Ruf verschafft, der ihm auch bei weniger flottem Gange des allgemeinen Geschäfts zu allen Zeiten hinreichende Beschäftigung gewährte. Ursprünglich klein, zeigte es sich bald, wie wichtig die Aufgabe des Etablissements für die Industrie dieser Gegend sei, welche ohne Bedenken zu den gewerbreichsten Distrikten Sachsens zu zählen ist. Durch das beständige Wachsen der industriellen Thätigkeit in seiner Umgebung, wurde das Etablissement selbst zur steten Fortentwickelung und Erweiterung gedrängt, und beförderte eben dadurch das Gedeihen und die gesunde Entwickelnung der Industrie so, daß es sich jetzt als eben so nothwendiges als nützliches Glied in die Reihe der industriellen Schöpfungen Sachsens stellen kann. – Die Wichtigkeit des Etablissements wird erhöht, als es mit einer zwar nicht großen, aber für seinen Betrieb genügenden Wasserkraft versehen ist, während Dampfkraft bei der Entfernung der Kohlenlager und dem gänzlichen Mangel von Eisenbahnen in den industriellsten Orten der Lausitz im Voraus die Unmöglichkeit der Rentabilität befürchten lassen würde.