Die Biene (Leopold Schefer)
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Die Biene.[1]
Du littest nicht die Biene Dir im Zimmer,
Die müßigsurrende; Du ließest sie
Hinaus zur Arbeit, zu den Ihren hin,
Und fröhlich flog sie fort! – Da war es still.
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Surrt jetzt die Biene wieder mir im Zimmer,Die von den blüh’nden Trauben vor dem Fenster
Sich in die grüne Dunkelheit verirrt,
Da muß sie bei mir weilen, bei mir surren!
Ich meine: Du bist sie, die Fleißige,
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Die wiederkehrt zu wirken, zu den Ihren,Zu mir! Ich höre selig ihr Gesurr;
Sie ruht auf meiner Hand; sie sticht mich nicht,
Und endlich laß ich weinend sie hinaus
In alle Welt, wie Dich in alle Welt,
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Und wieder ist es still, so still im Herzen.
- ↑ Aus Leopold Schefer’s nachgelassenen Gedichten. Von dem Sänger des Laienbreviers sind unter dem Titel: „Für Haus und Herz. Letzte Klänge von Leopold Schefer. Herausgegeben von Rudolf Gottschall“ nachgelassene Gedichte erschienen, die sich durch Tiefe der Empfindungen und Gedanken, wie durch Originalität gleichmäßig auszeichnen. Besonders in den „Klage- und Trostliedern am Grabe der Lieben“, in welchen der Dichter seinen erschütternden Schmerz über den Verlust der heißgeliebten Lebensgefährtin ausspricht, findet sich eine Tiefe der Empfindung und eine Gewalt des Ausdrucks, welche jedes Herz ergreifen müssen. D. Red.