Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Die Beethovenfeier
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aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 224
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[223] Die Beethovenfeier, welche das deutsche Volk am 17. December dieses Jahres begeht, scheint eine des unsterblichen Meisters und der Nation, welche ihn ihren Sohn nennt, gleich würdige zu werden. Die Vorbereitungen mehren sich von Tag zu Tag und sie bekunden, daß alle Gauen unseres Vaterlandes in Beethoven einen der größten und erhabensten Geister verehren, welche die deutsche Erde gebar. Da auch die Bühnenvorstände nicht säumen werden, dem Schöpfer des „Fidelio“ den Tribut ihrer Dankbarkeit zu zollen, so halten wir es für unsere Pflicht, sie auf ein Schauspiel aufmerksam zu machen, welches durch das Lebensvolle, Dramatische seiner Composition, durch die aus warmem Herzen quellende Poesie seiner Ausführung und durch den das Ganze erfüllenden volksthümlichen Hauch vor Allem bestimmt scheint, an Beethoven’s Festtag das Volk in würdigster Weise zu erheben und zu begeistern.

Wir meinen Herman Schmid’s „Beethoven“, der, im vorigen Jahre geschrieben, bereits an mehreren Bühnen mit durchschlagendem Erfolg gegeben und namentlich am Josephstädtischen Theater in Wien, dann in Berlin und Petersburg mit Enthusiasmus aufgenommen wurde.

„Beethoven“ ist ein „Lebensbild“, welches, reich und, effectvoll mit Beethoven’scher Musik ausgeschmückt, das rührende Verhältniß des gewaltigen Mannes zur Gräfin Giulietta Guicciardi darstellt, ein erschütterndes Bild jener Zeit vorführt, da der Meister von dem größten Unglück, das auf sein Haupt fallen konnte, von der Taubheit getroffen durch das Leben [224] wandelte, und das mit der Apotheose des großen Tondichters schließt. In Berlin wie in Petersburg war die Hauptrolle in den Händen von H. Hendrichs, der am 23. Januar, unmittelbar nach der Aufführung des „Beethoven“ im Alexander-Theater zu Petersburg, an den Dichter schrieb: „Ihr ‚Beethoven‘ erregte Fanatismus! Ich wollte, Sie wären zugegen gewesen, um den Jubel mit anzuhören, den Ihr Werk in dem vollen Hause erregte! Ich bin außer mir vor Freude! Denken Sie, am Schlusse des Stückes rief mich die begeisterte Menge neunmal und während der übrigen Acte zehnmal hervor und das Alles verdanke ich Ihnen. … In Berlin hat Ihr ‚Beethoven‘ großen Erfolg gehabt, hier einen weit größeren. Im letzten Acte blieb kein Auge thränenleer.“

Wir glauben keine Indiscretion gegen den Dichter zu begehen, indem wir die vorstehenden Zeilen, welche durch Privatmittheilung in unsere Hände gekommen sind, ohne sein Wissen veröffentlichen; die deutschen Bühnen aber werden auf das Zeugniß einer Autorität wie Hendrichs gewiß nicht zögern, nach Schmid’s „Beethoven“ zu greifen und durch seine Darstellung auf ihren Bühnen die Säcularfeier des großem mit seinem ganzen Dichten und Trachten tief im Volke wurzelnden, unsterblichen Meisters würdig zu begehen.