Die Baumwollenspinnerei von Robert Hösel in Hennersdorf bei Augustusburg
In einem der romantischsten Theile des Zschopauthales liegt drei Viertelstunden von dem Städtchen Schellenberg mit Augustusburg, eine und eine halbe Stunde von Zschopau und drei Stunden von Chemnitz entfernt, am rechten Ufer der Zschopau und am Goldbache das Dorf Hennersdorf, umschlossen von hohen waldigen Bergen. Dieser Ort hat erst in neuerer Zeit Bedeutung und eine ansehnlichere Bevölkerung erhalten, denn während er zu Anfang unsers Jahrhunderts erst dreißig Gebäude und 238 Einwohner zählte, welche Zahl sich im Verlauf von einigen dreißig Jahren kaum um sechszig vermehrte, hat er gegenwärtig in achtundvierzig bewohnten Gebäuden gegen hundert Haushaltungen und über fünfhundert Bewohner. Diese rasche Bevölkerungszunahme ist eine Folge der in dieser Gegend immer mehr sich regenden industriellen Thätigkeit, und wir begegnen dieser Erscheinung überall, wo die Industrie ihre geschäftige Regsamkeit entfaltet, während an Orten, wo der Landbau vorherrschend ist, die Bevölkerung weit langsamer steigt, indem ein Theil der daselbst Geborenen sich immer den Fabrikorten zuwendet, wo ihnen lohnendere und dauerndere Beschäftigung geboten wird, als dieses beim Landbau möglich ist, welcher in den Wintermonaten die Hände feiern läßt.
In Hennersdorf finden wir den ansehnlichen Gebäudecomplex der Baumwollenspinnerei von Robert Hösel. Es sind hier
- ein großes Fabrikgebäude, enthaltend die Baumwollenspinnerei;
- ein gethürmtes Wohngebäude;
- ein Niederlagsgebäude;
- eine Holzschneidemühle und
- verschiedene Nebengebäude.
Ein Garten, Wiesen-, Feld- und Waldgrundstücke gehören noch dazu.
Die Spinnerei besitzt zehntausend Mule- und Zwirnspindeln, sämmtlich durch Wasserkraft betrieben. Fabrizirt werden hauptsächlich Prima-Mules in den Nummern 10 bis 20, und auch 40; seit einiger Zeit werden hier auch Strickgarne fabrizirt.
Besitzer dieses Etablissements ist Herr Robert Hösel in Chemnitz, Firma: Robert Hösel u. Co.
Gegründet wurde diese Spinnerei im Jahre 1830 durch Herrn F. W. Greding in Chemnitz, welcher die Spindelzahl auf 8988 brachte. Im Jahre 1858 erkaufte der jetzige Besitzer das Etablissement, verbesserte es durch Anschaffung neuer Maschinen und brachte die Spindelzahl auf den heutigen Standpunkt.