Die „goldene Kanone“ im königlichen Zeughause zu Berlin
[180] Die „goldene Kanone“ im Königlichen Zeughause zu Berlin. Die berühmte Waffensammlung des Berliner Zeughauses wurde neuerdings durch ein seltenes und wertvolles Stück bereichert, durch eine sogenannte „goldene Kanone“, die durch Tausch aus der Sammlung Hamburgischer Altertümer erworben wurde. Die Kanone ist ein Prachtstück, so schön und fein gearbeitet, wie man es bei Geschützen höchst selten antrifft. Das 3 m lange schlanke Rohr glänzt in starker Feuervergoldung und ist mit verschiedenen Ziselierungen geschmückt, während das Bodenstück, wie dies auf unserer oberen Abbildung zu sehen ist, aus einem Elefantenkopf besteht. Nicht minder schön ist die Lafette, deren eichener Holzkern mit rötlich schimmerndem Birnbaumholz fourniert ist. Die Beschläge, Pfannendeckel u. s. w. bestehen aus lichtem Eisen, das mit herrlich geätzten Blumenornamenten überzogen ist. Zweimal kommt in denselben die bisher unerklärte Marke des Aetzers: „H. R. M. 1643.“ vor. Einzig in ihrer Art ist die Beschaffenheit des Rohres; es hat 65 mm Seelendurchmesser, besteht aus Kupfer und besitzt als Füllung einen Cylinder aus Kiefernholz, der seinerseits der Dichtung wegen mit Leder umgeben ist. Eine zweite ganz gleiche goldene Kanone befindet sich noch in Hamburg.
Von wem und zu welchem Zwecke wurden wohl diese Geschütze angefertigt? Mit Sicherheit konnte bisher nur ermittelt werden, daß dieselben „lange vor 1675“ einem Hamburger Kaufmann wegen einer Schuld von 12000 Reichsthalern abgepfändet wurden. Man nimmt ferner an, daß höchst wahrscheinlich der Große Kurfürst die beiden Prachtgeschütze in Holland bestellt habe und daß dieselben auf dem Transport in Hamburg abgepfändet wurden. Hoffentlich bringen weitere Forschungen mehr Licht in die Frage nach der Herkunft dieser Meisterstücke des Kunsthandwerks aus dem 17. Jahrhundert.