Die „Höchstgestiegenen“
[99] Die „Höchstgestiegenen“. Der Verein zur Förderung der Luftschiffahrt in Berlin beabsichtigt dank der Unterstützung seitens des deutschen Kaisers, Ballonfahrten bis in Höhen von 8000 bis 10000 Metern auszuführen, um dort meteorologische Beobachtungen anzustellen. Diese Höhen sind schon vom Menschen wiederholt erreicht worden. Selbst zu Fuß sind die Bergreisenden sehr hoch gestiegen. Das Erklimmen des Königs der europäischen Berge, des Montblanc mit 4810 Metern Höhe, wird heute oft von Touristen ausgeführt. Der höchste Berg Afrikas, der Kilimandscharo mit rund 6000 Metern Höhe, ist von Hans Meyer und L. Purtscheller erstiegen worden. In Amerika ragt der höchste Gipfel, der Aconcagua, 6970 Meter über den Meeresspiegel. Dr. Paul Güßfeldt drang an ihm bis 6560 Meter empor. Der „höchstgestiegene“ Mann der Welt ist aber der Engländer Conway, der am 25. August 1892 auf den „goldenen Thron“ in Tibet in einer Höhe von 7010 Metern seinen Fuß setzte. Von den Luftschiffern erreichte James Glaisher am 5. September 1862 die höchste Höhe, die er auf 11 272 Meter berechnete – er verlor in ihr die Besinnung, erholte sich aber beim Fallen des Ballons und trug keinen Schaden davon. Schlimmer erging es den französischen Aëronauten Sivel und Crocé Spinelli, die in einer Höhe von etwa 8600 Metern den Erstickungstod fanden und als Leichen von ihrem Begleiter Gaston Tissandier zur Erde gebracht wurden. Die Gefahren der dünnen Luft, die in großen Höhen Bergsteiger wie Luftschiffer bedrohen, sind noch nicht völlig aufgeklärt. Die beabsichtigten Höhenfahrten der deutschen Forscher versprechen somit auch in dieser Beziehung durch neue Erfahrungen unser Wissen zu bereichern. Wir hoffen und wünschen, daß sie heil niederfahren werden von den Gebieten, die eine Grenze bilden zwischen dem Reich des Lebens und dem totenstillen Weltraum.*