Die „Deutsche Brücke“ in Bergen

Textdaten
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Titel: Die „Deutsche Brücke“ in Bergen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 865, 866
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[865]

Die „Deutsche Brücke“ in Bergen.

[866] Die „Deutsche Brücke“ in Bergen. (Zu dem Bilde Seite 865.) Für die deutschen Touristen, die auf ihrer Nordlandreise Bergen besuchen, gilt seit jeher die „Deutsche Brücke“ als eine der anziehendsten Sehenswürdigkeiten der volkreichen norwegischen Handelsstadt; denn lebendig wird an dieser Stätte die Erinnerung an die weitverzweigten Verbindungen und die einflußreiche Macht der einstigen Hansa. Mit dem Namen „Tydskebruggen“ wird eine weite Flucht altertümlicher Häuser bezeichnet, die im Nordosten des Hafens Vaag liegen. „Brygge“ heißt im Norwegischen ein Ausbau im Meere und „Deutscher Quai“ wäre wohl die richtigere Uebersetzung. Alle Häuser, die auf unserem Bilde rechts zu sehen sind, zeigen eine schmale und hohe Front; sie besitzen aber Höfe von bedeutender Tiefe, die mit einem Gewirr von Speichern, Treppen, Leitern und Krahnen angefüllt sind. Die Bauart der Häuser ist durchweg altnorwegisch und die Höfe waren auch ursprünglich im Besitz norwegischer Familien und Klöster. Handelsbeziehungen zwischen Bergen und den deutschen Seestädten bestanden schon im 13. Jahrhundert. Sie nahmen mit der Zeit einen kräftigen Aufschwung, und um das Jahr 1340 gründete in Bergen die Hansa eines ihrer „Kontore“, eine ausländische Handelsfaktorei, die mit besonderen Privilegien ausgezeichnet war. Die Rührigkeit der Hanseaten hatte bald so bedeutende Erfolge errungen, daß der gesamte Handel des nördlichen und westlichen Norwegens von dem „Kontor“ beherrscht wurde. Die betreffenden Höfe gingen allmählich in den deutschen Besitz über. In dem ersten Stockwerk der Häuser befanden sich Räume für Warenlager und Gerätschaften; in dem zweiten lagen die Kanzlei und die Privatzimmer des Hausherrn sowie der Speisesaal, und in dem dritten schliefen die Knechte. Die Zahl der Deutschen in Bergen belief sich zu Zeiten auf etwa 3000. Nach der Auflösung der Hansa im Jahre 1630 ging das Ansehen des deutschen Kontors mehr und mehr herab, und um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde die Faktorei aufgelöst. Ursprünglich belief sich die Zahl der deutschen Höfe in Bergen auf 21. Durch wiederholte Brände wurden sie zerstört, aber immer genau nach altem Muster wieder hergestellt. Heute stehen noch 16 Häuser da, aber ihre Tage sind gezählt. Eine Gesellschaft hat den größten Teil der „Deutschen Brücke“ erworben, sie beabsichtigt, die alten Häuser niederzulegen und an ihrer Stelle moderne Bauten zu errichten. *