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Titel: Dichter-Ehren
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aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 487–488
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Enthüllung einer Gedenktafel für Ludwig Storch
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[487] Dichter-Ehren – auch wenn erst einem Todten dargebracht, werden stets unsere freudige Theilnahme finden, weil sie in unserer, der Dankbarkeit und den Idealen gerade nicht hingebend zugethanen Zeit doch Zeugniß für ein Walten beider ablegen. In dem vorliegenden Fall können wir das noch Erfreulichere berichten, daß der Mann, dem man nun ein Erinnerungsmal setzt, schon als Lebendender von seiner Heimath hoch in Ehren gehalten worden ist; dies geschah dem Dichter Ludwig Storch von seinem Geburtsorte Ruhla, den der Volksmund [488] „die Ruhl“ nennt. Dieser thüringische Ort hat zwar die seiner Entwickelung oft störend entgegentretende Eigenthümlichkeit, durch einen Bach in zwei Theile geschieden zu sein, die zwei Staaten, Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha, angehören, aber in der Pietät gegen verdiente Landsleute giebt es schließlich doch immer nur eine Ruhl. So war es auch ein gemeinsamer Beschluß gewesen, Ludwig Storch nicht nur das Ehrenbürgerrecht zu ertheilen, sondern auch einen nahen Berg mit seinem Namen zu benennen. Am 2. Juli d. J. ist ein diesem echten thüringischen Dichter errichtetes Denkmal feierlich enthüllt und geweiht worden. Es hat seine Stelle auf dem sogenannten Sarkophagplatz (im Volksmund: dem „steinernen Sargplatz“) am Bärmer Berg gefunden und besteht aus einer in Form einer römischen Tafel gegossenen Eisenplatte mit dem Reliefbildniß des Gefeierten in Bronze und der Inschrift:

„Dem Andenken des Volksdichters
Ludwig Storch,
geboren am 15. April 1803, Ruhla,
gestorben am 5. Februar 1881, Kreuzwertheim
die dankbare Ruhl.“

Die Enthüllungsfeier gestaltete sich zu einem großen Thüringer Volksfeste, das mit Kanonendonner und Glockengeläute begann und mit der Bekränzung des Denksteins, nachdem Hofrath Dr. Alexander Ziegler die Festrede gehalten, in dem herrlichen Waldthal erhebend schloß. Zu den Kränzen, welche von auswärts (Berlin, Leipzig, Eisenach etc.) zur Feier gesandt waren, gehörte auch ein Lorbeerkranz, welchen „die ‚Gartenlaube‘ ihrem ältesten Mitarbeiter“ mit einem poetischen Festgruß von Storch’s altem Freunde, Friedrich Hofmann, gewidmet hat.

Denselben Platz ziert noch eine Gedenktafel für den am 7. April 1631 in Ruhla geborenen geistlichen Liederdichter Hartmann Schenk, gestiftet von Alexander Ziegler, und am gleichen Tage enthüllt.

Alexander Ziegler, dem berühmten Reisenden und Schriftsteller, der, selbst ein Sohn der Ruhl, sich als treuer Pfleger und Förderer des Ruhlaer geistigen und materiellen Lebens und Gedeihens großes Verdienst erworben hat, ist es namentlich zu verdanken, daß nicht auch für diese Dichterdenktafel der Klingelbeutel durch das ganze Reich getragen wurde, sondern daß die Ruhlaer, die Beitrage unaufgeforderter Verehrer des Dichters abgerechnet, ihr Denkmal selbst errichteten. Das ist ein sehr hervorzuhebendes und nachahmungswerthes Beispiel!

Alexander Ziegler ist es auch, welcher soeben „Ludwig Storch’s poetischen Nachlaß“ (Eisenach, Hofbuchhandlung von H. Jacobi) herausgegeben hat. Das schmucke Werk zeigt uns den Dichter von einer neuen Seite; denn außer dem Liederkranz: „Die Glocken im Ruhlathale“, patriotischen Gesängen, „Landschaftsbildern“ und der Thüringer „Frau Romantik“ enthält es auch eine Abtheilung von Liedern und Stücken in der Rühler Mundart, die uns bezeugen, wie vertraut Storch mit allen Herzensregungen seines Heimathvölkchens war. Sicherlich wird dieser „Poetische Nachlaß“ den vielen Verehrern des gefeierten Dichters willkommen sein.