Deutschlands Schmuckkästchen

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Titel: Deutschlands Schmuckkästchen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 464
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[464] Deutschlands Schmuckkästchen. So hat man Nürnberg mit Recht genannt, und Jedermann stimmt freudig mit ein in den allbekannten Lobspruch:

„Wenn Einer Deutschland kennen
Und Deutschland lieben soll,
Wird man ihm Nürnberg nennen,
Der edlen Künste voll.“

Und wie voll der gediegensten Kunstschätze ist diese altehrwürdige Stadt! Nicht blos die öffentlichen Gebäude, die Kirchen und Capellen, Rathhaus und Museen bewahren unvergleichliche Meisterwerke der Malerei, der Bildhauerei und aller Kunstgewerbe: ein nicht geringerer Schatz steht in den Bürgerhäusern, ist Familienbesitz, wie ihn mancher Fürst nicht reicher aufzuweisen hat. Und nicht blos im Innern der Paläste und Kirchen, der Gottes- und der Bürgerhäuser hat jede Kunst ihren Thron erhöht, die Stadt selbst ist ein Prachtstück keckster und sinnigster Architectur. Man mag eine Straße oder Gasse Nürnbergs abbilden, welche man will, es ist nirgends nöthig, den Namen der Stadt darunter zu setzen, man erkennt’s auf den ersten Blick: das ist ein Stück von Nürnberg. So ureigenthümlich tritt uns hier die mittelalterliche und freireichsstädtische Physiognomie der Bürgerburg entgegen.

Unsere Illustration zeigt uns die Stadt von der Burg aus, die mit Recht die alte Burg genannt wird. Kaiser Konrad der Zweite hat sie erbaut, der große Franke, welcher um das Jahr 1030 den Gottesfrieden stiftete. Aelter als die Burg noch soll der sogenannte Heidenthurm sein, dessen Götzenbilder der Zahn der Zeit fast bis zur Unkenntlichkeit zernagt hat. Und dort ist der Brunnen von grausiger Tiefe; man kann bis dreißig zählen, ehe ein hinabgeworfener Stein den Wasserspiegel erreicht. Und wenn wir oberhalb des Himmelsthors zur innern Freiung gelangt sind, stehen wir voll Entzücken vor dem originellsten Stadtbild, das zu unseren Füßen aufgerollt ist. Ein zweites Thor führt in den Hof, in welchem die Linde der Kaiserin Kunigunde ihre neunthalbhundertjährige Krone trägt; diese Kaiserin ist eine der wenigen deutschen Heiligen und liegt neben ihrem ebenfalls heiligen Gemahl, dem Kaiser Heinrich dem Zweiten, im Dome zu Bamberg begraben.

Welche Bedeutung Nürnberg als freie Reichsstadt hatte, davon zeugen noch heute die großen majestätischen Bauwerke und die noch musterhaft erhaltene alte Stadtbefestigung. Welche gediegene Kraft drückt sich in den großen runden Dürer’schen Thorthürmen aus! Die Wälle, Gräben mit üppigstem Gartenschmuck und die Basteien, welch’ eine Mauermasse! Und neben dieser Kraft die lachende Zierlichkeit von Dachgiebelchen bis zum Thürdrücker und Kellerfenstergitter. Nirgends opfert man hier dem kalten rohen Bedürfniß, überall dringt die Lust an schöner Form durch und veredelt die einfachste Handelsthätigkeit.

Deshalb gehört aber auch Nürnberg zu den Orten, nach denen man sich immer wieder zurücksehnt, die man mit Freude begrüßt und ungern verläßt und aus denen man sich manch’ liebes Andenken mitnimmt, um sich daheim daran zu erquicken. Möge dazu auch unsere Illustration gehören, welcher wir später einen ausführlichen Artikel werden nachfolgen lassen.



Klett’s Fabrik      Laufer-Schlagthurm.   Vestner Thor.       Die Burg.       Spitalkirche.       Rathhaus.       Theater. Frauenthor. Bahnhof.   Karthäuser Klosterkirche.     
Aegidienkirche.  Katholische Frauenkirche.   St. Sebalduskirche. Lorenzkirche.   (jetzt Germanisches Museum). 
     Der fünfeckige Thurm.
     Nürnberg aus der Vogelschau von Norden gesehen.       Nach der Natur gezeichnet von Adolf Eltzner.      Neues Thor.