Textdaten
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Titel: Des Müllers Töchterlein
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 73–74
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
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[73]

23. Des Müllers Töchterlein.
Erste Lesart.


Langsam. Vielfach mündlich, aus Schlesien.
Noten
Noten


Zweite Lesart.


Langsam. Aus dem Odenwald, aus Franken und Thüringen.
Noten
Noten


1.
Meister Müller, thut mal sehen,

was in seiner Mühle ist geschehen;
|: denn das Rad das bleibt ganz stille stehn,
als wenn es wollt zu Grunde gehn. :|

2.
Die Frau Müllrin sprang wol auf die Kammer,

schlug die Hand überm Kopf zusammen:
„Haben wir das einzge Töchterlein,
und das muß uns ertrunken sein!“

[74]
3.
‚‚‚Ach Frau, ich bitt dich um tausend Gottes willen,

laß nur Gott seinen Wunsch erfüllen;
laß das Kind in seiner Qual und Pein
ihm hier und dort empfohlen sein!‘‘‘ –

4.
„„Kommt, ihr Jungfern, kommt gegangen!

seht, das Rad hat mich gefangen.
Kränzet mir mein Haupt mit Rosmarin,
dieweil ich Braut und Jungfer bin!

5.
„„Liebste Eltern, thuts dran wagen,

laßt mich durch sechs Träger tragen;
traget mich dem Kirchhof zu,
auf daß ich schlaf in stiller Ruh!

6.
„„Dort in jenem Rosengarten

thut der Bräutgam meiner warten;
ja, bei Gott in jener Ewigkeit,
da steht mein Brautbett schon bereit.““

1, 3. Die Mühle (das Rad das) bleibt freiwillig stehn, es muß etwas zu Grunde gehn. – 2, 1. Die Frau Müllrin gieng (stand) wol in die (der) Kammer – war droben in der Kammer. – 2, 4. das soll und muß ertrunken sein – das wird ins Rad gefallen sein! – 3. Frau, ich bitt dich um Himmels willen, laß nur Gott seinen Wunsch erfüllen! Ach, voll Schmerzen, Qual und Pein muß der Eltern Herze sein! – Oder: Der Meister bat sie um Himmels willen: ‚‚‚Laß nur Gott seinen Willen erfüllen; denn sie müßte ja leiden große Pein, und das müßt wol erbärmlich sein!‘‘‘ – 4, 3. Bindet mir einen Kranz von Rosmarin. – 5. Ach liebe Eltern, laßt euch sagen, laßt mich durch sechs Träger tragen; kommt, tragt mich (tragt mich nach) dem Kirchhof zu, auf daß ich schlaf in sanfter Ruh! – 6. Droben in dem Himmelsgarten wird mein Bräutgam auf mich warten; denn mein Hochzeitskleid ist schon bereit bei Gott in jener Ewigkeit.