Derby-Tag in London und Epsom-Wettrennen

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Derby-Tag in London und Epsom-Wettrennen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 24, S. 374–376
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Derby-Tag in London und Epsom-Wettrennen.

Nach der Lehre einer buddhistischen Secte in Indien ruht unsere Erde auf dem Rücken eines Elephanten, der von einer Schildkröte getragen wird. Dies sieht wie ein unglaubliches Wunder aus, zumal da man nicht erfährt, auf welchem Grund und Boden [375] die Riesenschildkröte kriechen mag; gleichwohl bietet das moderne England ein wenigstens eben so unglaubliches Wunder und zwar in unglaublich wunderbarer, aber massenhaftester und massivster Wirklichkeit. Großbritanniens nationaler, in der ganzen Welt vergleichungsloser Festtag mit tausend Arten der verschiedensten Fuhrwerke, mit Tausendkünstlern, Lords, Unterhausmitgliedern, Spitzbuben, Bischöfen und Verbrechern und Krüppeln aller Art, mit den wunderschönsten Damen und häßlichsten Vogelscheuchen, frechsten Dirnen und Trunkenboldinnen, mit unzähligen Tausenden Champagnerflaschen und Gin-Bullen, mit Millionen Menschen aller Stände; dieser englisch-nationale Wettrennen-Haupt- oder „Derby-Tag“ draußen bei Epsom im Süden von London mit einem zwölf Meilen langen ununterbrochenen Strome von Eisenbahnzügen, Fuhrwerken auf Rädern und Menschenbeinen – dieses monströseste Ungeheuer von Festlichkeit ruht auf zarten, schlanken, polirten Pferdehufen.

Derby-Tag! Wer sollte glauben, daß diese ruhigen, frommen, taubenäugigen, schlanken Ideale des edeln Roßgeschlechts die Mächte sein könnten, welche Parlament und Gerichtshöfe, Concertsäle und alle dreißig Theater Londons, Bureaux und Geschäfte schlössen und Millionen – ja Millionen Menschen – wie wahnsinnig – in einer Richtung hinaustrieben? daß sie mit ihren Füßchen Millionen – ja Millionen von Pfunden – umsetzen und so unzählige Familien und Menschen in ganz England in allen Schichten und Ständen – denn Alles wettet auf diese Pferde, vom ärmsten Dienstmädchen bis hinauf zum Lord-Kanzler und Erzbischof – hier mit Gold überschütten, dort aus Haus und Hof treiben in Gefängnisse, auf die Tretmühle, nach Botany-Bay oder an den Galgen? So ist es. Palmer, der berüchtigte Vergifter, war ein „Sporting-Mann“, ein Held der Wettrennen-Börse, eben so Pullinger, der als Cassirer der Union-Bank über 260,000 Pfund verschwindelte, um seinen Pferde-Wett-Pflichten nachzukommen. Die fabelhaftesten Summen, das raffinirteste Hazardspiel, die verbrecherischste Lotterie, der großartigste Schwindel, das frechste Verbrechen, die feinste criminale Bosheit hängen sich an diese niedlichen Pferdehufe, die an diesem Tage – es war heuer am 23. Mai – inmitten der massenhaftesten Schaaren und ihrer wahnsinnigsten Aufregung über den Rasen flogen. Diese kostbaren Vierfüßler sind Brennpunkte der ungeheuersten Leidenschaft, der glänzendsten Volksfeste und des nationalsten aller Feiertage.

Dicht verhüllt und verhangen in scheckige, heiter besetzte Decken und eifersüchtig verschleiert gegen die Späher-Augen des Publicums, wie die erste Odaliske in dem Harem eines Pascha mit drei Roßschweifen, werden die Helden des Tages unter ängstlichsten Vorsichtsmaßregeln, umgeben von geheimnißvollen Constablern und Gelehrten der Pferdewissenschaft – an Ort und Stelle geführt. Auch diese Ideale von Pferden können stolpern oder wiehern. Es stolpert wohl auch ’mal das eine, und ein anderes wiehert. Dies wirkt sofort magisch auf die Wettbücher, die nach solchen Zeichen zu Tausenden in den Händen des Publicums in der Nähe des Wunders (des Stolperns oder Wieherns) erscheinen, um durch geheimnißvolle Bleistiftzeichen bereichert zu werden.

Diese Wettbücher mit reinem Chinesisch für den Laien, die in den Zeitungen täglich veröffentlichten Wett-Course, die verbotenen und über das ganze Land verbreiteten Wett-Bureaux, die Wett-Börsen und die großen Central-Logen aller Jagd- und Wett-Freimaurerei, genannt „Tattersalls“, hinter dem Hydepark-Winkel zu London – diesen ganzen wissenschaftlichen, geheimnißvollen Hinter- und Directions-Grund der Wettrennen und des großen Derby-Tages lassen wir unbeachtet und halten uns mit dem ungeheueren Strome von Laien an die äußere Erscheinung des Nationalfesttages.

Er besteht nicht, wie andere gemeine oder Feiertage, aus vierundzwanzig Stunden, sondern beginnt Monate vorher und wirkt noch fort bis zum Schlusse des Parlaments im August. Ein Engländer wurde einmal auf dem Wege zur Kirche von seiner angebeteten Braut gefragt, was für’n (christlichen) Sonntag wir hätten? „Den dritten Sonntag vor Derby,“ antwortete er.

Der Junge, der uns Grünwaaren vor’s Haus bringt, gab auf meine Frage sein Alter so an: „Mein Vater sagte, ich sei früher einmal grade am fünften Mittwoch nach Derby geboren.“ (Derby-Tag ist allemal Mittwoch im Mai.) Neben mir wohnt ein siebzehn Jahre verheiratheter Häuser-Componist, d. i. ein Mann, der für andere Leute aus Steinen und fabrikmäßig vorräthigen Thüren, Fenstern, Eisengittern, Kaminen, Tapeten und Schlössern Häuser zusammensetzt. Seine Frau erzählte mir über die Gartenwand weg, daß er seit den siebzehn Jahren nie mit ihr oder einem Andern zum Vergnügen einen Ausflug gemacht habe, aber beim „Derby“ sei er dreimal gewesen und wollte heuer wieder ’nunter, auf einem zurecht gemachten Fleischerkarren mit einigen Freunden. – Man sieht, welche Ausdehnung, welche Macht dieser Tag der olympischen Spiele Englands in sich begreift.

Auf einem zurecht gemachten Fleischerkarren! Alles, was auf Rädern befestigt ist oder auf Räder gebracht werden kann, rollt an diesem Tage hinaus auf die grünen Ebenen von Epsom. Unser Katzenfleischmann, d. i. einer der täglich durch alle Straßen Londons fahrenden Hausirer, welche die Katzen und Hunde der Herrschaften mit Abfällen vom Fleischer versorgen, rieth uns am Tage vor Derby, uns doppelt zu versorgen, da er morgen eine Gesellschaft „Damen und Herren“ zum Derby fahre. Damen und Herren auf einem Katzenfleischwagen! Aber auch die obersten „Zehntausend“ sind draußen vierspännig, zwei-, drei- und einspännig in seltsamen „Baruschen, Britzka’s, Phaetons, Gigs, Bronghams, Berlinen, Droskies, Sulkies, Sociables, Dennets, Flies, Clarences, Hansom-Sicherheits-Droschken, Droschken, Omnibus“ und wie die hunderterlei Arten von englischen Fuhrwerken sonst heißen mögen. Hunderttausende kommen mit den verschiedenen Eisenbahnen. Die Nachbarschaft von fünf bis zehn Meilen ringsum brach um Mitternacht zu Fuße auf. Die Schaaren von Künstlern, Krüppeln, Verkäufern, Sängern, Musikanten etc. kamen am Tage vorher, campirten im Freien oder unter Zelten und fingen ihr „Geschäft“ mit aufgehender Sonne an.

Alles Runde wurde heut zum Rad, jedes Bret, jeder Kasten zum Wagen, jeder Invalide des Bockes zum verjüngten Kutscher. Seht die vertrockneten, verrunzelten, silberhaarigen oder kahlen, gichtischen Greise, verfallenen Patriarchen des Sattels, wie sie heute in rothseidenen Jacken, mit viel zu weiten, weißen Hüten auf den kahlen Platten, weißen, flatternden Bändern an ihren Spindelbeinen als „Postboys“, als Postjungen ihre Peitschen schwingen und jugendlich übermüthig alle das Gehänsel und Genecke, das auf dem Wege millionenfach von Bock zu Bock spielt, frisch erwidern, Champagner trinken und Hummer-Salat essen, als seien ihre Magen funfzig Jahre jünger, als sie selbst, wie sie sich betrinken und bei den vielen Stauungen der unabsehbaren Wagenmassen ihre Deichseln bald diesem Karren, bald jener Equipage in den Rücken stoßen, wie sie aber selbst bei aller Unsicherheit ihrer Balance glücklich an- und nach Mitternacht sogar zurückkommen!

Doch wir können nicht immer unterwegs bleiben. Zur Sache! Der Derby-Tag selbst! Gebt mir Papier, hinreichend zu einem ganzen Jahrgange der Gartenlaube, einen schiffbaren Fluß als Tintenflasche, hundert Briareusarme zum Schreiben, drei Mal so viel Augen, als Argus besaß, das Schilderungstalent von den fünfzig besten Dichtern aller Zeiten – und ich will Euch den Derby-Tag beschreiben. Jetzt gilt es, nur eben einige Bilderstriche aus der Mitte herauszureißen. Was ist aber Mittelpunkt in einem zwei geographische Meilen langen Bilde mit hunderttausend Gruppen von Millionen Menschen, Pferden, Eseln, Hunden, kunstgebildeten Hasen, Affen, Murmelthieren, Aethiopiern und Racen aller Farben? Mittelpunkt? O ja, der „große Stand“, auf welchem die „obersten Zehntausend“ à 1 Guinee Standgeld, wie ein thurmhohes Gebäude von lebendigen Menschenköpfen und Sonnenschirmen flattern und glänzen, der „große Stand“ ist ein Centrum, ein über Nacht wie aus der Erde gewachsenes Luftschloß von drei ungeheueren Plattformen und Balkonen über einander – gedrückt voll in jeder Höhe und Breite, à 1 Guiuee pro Person. Solcher „Standes“-Bauten und Gallerien erheben sich noch manche weit hinaus in verschwindende Ferne am Rande der Rennbahn entlang, sonnig, warm, luftig, alle überfüllt, wogend, rauschend, brüllend, jauchzend, Champagner trinkend und Gläser und Flaschen durch die sonnige Luft schleudernd. Der erste Cours ging ohne besondere Aufregung vorüber. Jetzt aber schrillten die Glocken für den Derby, den entscheidenden Wettritt. Die dreißig concurrirenden Pferde wurden aus ihren Verschlägen geführt und in Front des „großen Standes“ revidirt, examinirt und balancirt. Die unabsehbaren Menschenmassen umher murmelten dumpf, sodaß die gespannte Stille nur wie durch einen dämonischen Strom von Tönen leise unterbrochen ward. Die Wettmänner unten drängten sich schwitzend durch die Massen, um noch so viel Narren wie möglich für diese oder jene Karte des Hazardspiels zu [376] beschwindeln. Die farbigen, hellgestickten Jacken der Jockeys glänzten mit den funkelnden Rücken der dreißig vierbeinigen Concurrenten um die Wette im hellsten Lichte der Maisonne. Mit vieler Mühe wurden sie am Grenzpfahle entlang in Reih und Glied gebracht und auf ein Zeichen losgelassen.

Sie brachen los, aber mit einem „falschen Ansatze“, sodaß sie zu einem neuen zurückgerufen wurden. Endlich schossen sie aus, flogen sie langgestreckt, kaum den Boden berührend, weit hinauf die leichte Höhe der Bahn, die sich in die Ferne verlor. Auf dem Rücken des Hügels waren sie für einen Augenblick von allen den unzähligen Schaaren zu sehen, die auf beiden Seiten tobten, brüllten, wie Wahnsinnige mit Händen, Füßen, Hüten, Stöcken, Taschentüchern, Zeitungs-Flügeln um sich in die Lüfte schlugen. Welch’ ein tobender, kochender Ocean der wildesten Leidenschaften, siedend unter einem Feuer von Millionen Pfunden, die in dieser Minute ihre Besitzer wechseln sollten! Das Siegesgeschrei über die einzelnen Pferde, die mit halben, ganzen und bloßen Halslängen um den Preis rangen, pflanzte sich schnell durch die langgezogenen Menschenmassen. „Schwarze Kappe!“ „Blaue Kappe!“ „Grüne Jacke!“ „Rothe Jacke!“ „Rothe Jacke hat’s, Hurreeh!“ „Blaue Kappe erholt sich!“ „Umpire[1] geschlagen!“ „Yankees verloren!“ „Thormanby! Thormanby ist’s! Hurreeh! Thormanby gewinnt! Hurreeh für Thormanby!“ „Merry! Merry! Merry! Merry! Hurreeh!“

Nach einigen Minuien war’s entschieden. Ich hatte mich in der Nähe des großen Standes fest in gedrängte Massen einkeilen lassen. Ein improvisirter, elektrischer Telegraph war schon mit der Nachricht nach allen Richtungen Englands unterwegs und hatte auch dem Publicum des „großen Standes“ bereits verkündet, daß Thormanby, das Pferd des Mr. Merry, gesiegt und der Eigenthümer allein in Wetten (ohne die Preise) über 70,000 Pfund Sterling – etwa eine halbe Million Thaler – gewonnen habe.

Jetzt brachen die festgedrängten Massen in unabsehbarer Länge und Breite, von Kutschendächern und unzähligen Breterständen, von Stelzen und Pferderücken, von allen möglichen künstlichen Erhöhungen herunter und auseinander. Gewinner und Verlierer stürzten in Erfrischungs-Buden und fingen an, mit einander zu rechnen und zu trinken. Alles trinkt, Jeder säuft – die Einen aus Jubel über ihre Gewinne, die Andern aus Verzweiflung. Unabsehbare Damenflore in offenen Equipagen unter flatternden Sonnenschirmen, alle trinken Champagner. Jeder und Jede – der Höchste und Niedrigste – Kutscher und Lords, Bettler und Bischöfe – Alles scheint heute Champagner zu trinken, größtentheils kohlensaures Zuckerwasser mit Alkohol.

Nach dem Derby-Rennen hört alle Leidenschaft für weitere Ereignisse der Bahn auf. Hunderttausende von Körben mit eingewickelten Pasteten, Fleischklumpen, Käsekugeln und Kiepen aller Art öffnen sich auf hunderterlei Equipagen und Wagen, in unabsehbaren Lagern von Familien- und Freundesgruppen, die nach allen Seiten in’s Grenzenlose den Boden bedecken. Alles frißt, Alles säuft, Alles brüllt, Alles jubelt, Alles neckt und foppt, bettelt oder wird angebettelt, bewundert Tänzer und Tänzerinnen auf Stelzen, kunstgebildete Hunde und Affen, die auf Tischen tanzen, Hasen, die Pistolen abschießen, Kerle in schmutzigem Tricot, die Degen, Leitern und Karren auf der Nase balanciren, gefärbte Negersänger in unzähligen Compagnien, deutsche Musikanten mit schmutzigen Blechinstrumenten und den scheußlichsten Mißtönen, Legionen von Leierkasten, Solovirtuosen, ganze Musikbanden, singende und tanzende Bettler, Jungens, die sich für ’n halben Penny zwanzig Mal überschlagen oder „Karrenrad“ spielen, eine Reihe von fünf heiter bebänderten, schrecklich singenden Matrosen mit zusammen blos sieben Beinen und vier Armen, die zum Theil durch eiserne Haken an den Stummeln ersetzt werden, einen Mann mit gar keinen Beinen, der seinen auf einem Brete ruhenden Rumpf mit Hülfe der beiden Arme fortschleppt, sonstige in der ganzen Welt unerhörte Verunstaltungen, Lustigmacher aller Art, Vergnügungen aller Art, „Penny-Gaff’s“, wirkliche Theater mit 1 Penny Entrée, Jongleurs, Akrobaten, Gymnastiker, Herculesse, Riesen und Zwerge im Freien und in Buden, tausenderlei Merkwürdigkeiten und Monstrositäten. Alles, was die Welt irgendwo und irgendwie producirt und fabricirt, wird ausgeschrieen, uns unter die Nase gestoßen, ge- und verkauft. Alle Industrien der Welt blühen hier, alle Künste und Wunder des Himmels und der Erde sind für 1 Penny oder gar umsonst zu genießen. Man schießt mit Armbrust, Pistol und Büchse um Preise, wirft mit Knüppeln nach Kokosnüssen auf Stangen, reitet Esel und Pferd um 1 Penny, läßt sich wiegen, von echten Zigeunerinnen wahrsagen und bestehlen, von allerhand Verkäufern betrügen, von Taschendieben untersuchen, guckt durch Fernröhre und Mikroskope, ißt Schnecken und Shrimps, Apfelsinen und Kokosnüsse, Pasteten und „Pickles“, Süßes, Saures und Bittres, aber noch mehr Geschmackloses durcheinander und spült es mit fabelhaftem Höllengebräu. Man tobt, ras’t, jubelt und ist wahnsinnig millionenhaft und kämpft hernach zuletzt fünf Stunden lang an einer der Eisenbahnstationen, um endlich mit den mehrfach Hunderttausenden einen Platz zu erkämpfen. Die Züge kommen und gehen immer mit doppelt vollgepfropften Waggons, aber die Letzten, welche vielleicht schon um acht Uhr die ersten Versuche machten, fallen erst lange nach Mitternacht trunken und todtmüde zwischen eine doppelt überzählige Masse von Eisenbahn-Passagieren. Mancher ist froh, mit einem Billet erster Classe unter den Crethi und Plethi dritter Classe nur geduldet zu werden. Trunkene, freche Dirnen und Kerle brüllen auf den Polstern erster Classe und schrecken das anständige Publicum zurück. Die Wagen und Equipagen verknäueln sich auf dem Rückwege und werden von frechem Gesindel bettelnd, räuberisch umringt und mißhandelt. Gerechtigkeit, Furcht vor Strafe gibt’s heute nicht. Alle Policemen in langen Reihen von London bis Epsom und um die Bahn herum waren und sind betrunken und müßten fast alle arretirt werden, wenn nüchterne Wächter der öffentlichen Sicherheit aufzutreiben wären. Aber endlich sind auch die Millionen alle wieder zu Hause, reich an Erinnerungen und Abenteuern, ärmer um Taschentücher, Uhren, Ketten, goldene Pfunde, in Verzweiflung über ihre Verluste beim Wetten, glücklich über Gewinne von den kleinsten bis zu den fabelhaftesten Summen. Es ist jedesmal große Klage über die Excesse des Derby-Tages, aber Niemand denkt an „Abhülfe“, an Eingriffe in die Souverainetät dieses nationalsten Volksfestes.





  1. „Umpire“, das Pferd der amerikanischen Partei, hatte ungemein viel Gunst auf der Wett-Börse, verlor aber.