Textdaten
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Titel: Der mißhandelte Schiller
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aus: Die Gartenlaube
Herausgeber: Ernst Keil
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1863
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Urtext in der „Thalia“, Heft 1
s. a. Noch einmal „der mißhandelte Schiller“ in Heft 52
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
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[768] Der mißhandelte Schiller. Es hat sich erfüllt, das Wort, welches Goethe seinem großen Freunde in das vorzeitige Grab nachgerufen: „Das, was das Leben unserm Schiller nur halb ertheilt, die Nachwelt hat es ganz gegeben“ – die begeisterte, unentreißbare Verehrung seines Volkes. Er ist der Nationaldichter, und seine Werke, in Hundert- und Aberhunderttausenden von Exemplaren über den ganzen civilisirten Erdkreis verbreitet, sind das unvergängliche Geisteseigenthum der Nation geworden. Allein trotzdem müssen wir noch immer auf die Gewährung des gerechten Wunsches, einen solchen Dichter in unverfälschten und unbeschnittenen Ausgaben lesen zu können, vergeblich warten, und auch Jakob Grimm’s Mahnung, uns den wahren Urtext der Schiller’schen Dichtungen nicht länger vorzuenthalten, ist an der maßgebenden Stelle ungehört verhallt! Wird es aber nicht endlich einmal Zeit, jetzt, wo der unvergeßliche schon mehr als achtundfünfzig Jahre von uns gegangen ist, daß wir uns an seinen Werken erfreuen, so wie sie seinem Feuergeiste entquollen, daß wir einen Don Carlos erhalten, in dem auch die nachstehenden Verse nicht fehlen, die in der ersten Handschrift, wie wir hören, der Prinz dem Dominicaner in’s Gesicht schleudert und die bis jetzt in keine der mannigfachen Ausgaben der Schiller’schen Dichtungen aufgenommen worden sind.

     ...Ich kenne Dich!
Bist Du nicht der Dominicanermönch,
Der in der fürchterlichen Ordenskutte
Den Menschenmäkler machte? Bin ich irre?
Bist Du es nicht, der die Geheimnisse
Der Ohrenbeicht’ um baares Geld verkaufte?
Bist Du es nicht, der unter Gottes Larve
Die freche Brunst im fremden Ehbett löschte,
Den heißen Durst nach fremdem Golde kühlte,
Den Armen fraß und an dem Reichen saugte?
Bist Du es nicht, der ohne Menschlichkeit,
Ein Schlächterhund des heiligen Gerichts,
Die fetten Kälber in das Messer hetzte?
Bist Du der Henker nicht, der übermorgen
Zum Schimpf des Christenthums das Flammenfest
Des Glaubens feiert und zu Gottes Ehre
Der Hölle die verfluchte Gastung giebt?
Betrüg’ ich mich? Bist Du der Teufel nicht,
Den das vereinigte Geschrei des Volks,
Des Volks, das sonst an Henkerbühnen sich
Belustigt und an Scheiterhaufen weidet,
Den das vereinigte Geheul der Menschheit
Aus dem verhaßten Orden stieß?