Textdaten
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Autor: H.
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Titel: Der letzte Märzminister
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aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 851
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[851] Der letzte Märzminister. Nicht blos die weimarischen Lande legten am fünfzehnten September Trauer an, der Mann, der an diesem Tage dort gestorben ist, der Staatsminister Christian Bernhard von Watzdorff, nahm eine hohe Stelle in Deutschland ein, er hatte, wie die Gartenlaube von 1866 dargethan, an der Spitze der Regierung einer moralischen Großmacht gestanden; und hätte deren Beispiel den politischen Großmächten zum Muster gedient, wie unsägliches Elend würde von den Völkern fern gehalten worden sein! Das kleine Weimar zu solcher Würde unter den Staaten zu erheben, das war die gemeinsame Arbeit edelmüthiger Fürsten und redlicher deutscher Männer; das höchste Verdienst im letzten Vierteljahrhundert gebührt aber dem Manne, den sie mit gerechten Thränen in der Stadt unserer größten Todten nun auch zur Ruhe geleitet haben.

Unsere Leser werden gern jetzt das Bild dieses letzten Märzministers, wie wir es auf Seite 285 der Gartenlanbe von 1866 mitgetheilt, sich vor Augen stellen. Wir freuen uns, daß damals, kurz vor den Stürmen eines Kriegs, der dem deutschen Vaterlandsfreunde keinen Siegesjubel gestattete, uns noch die Gelegenheit geboten war, mit „der ersten deutschen Verfassung den letzten Märzminister“ zugleich zu feiern und des Letzteren Streben und Wirken als Staatsmann und Patriot darzustellen; hat uns doch der siegesstolze Krieg dieser Tage zur Erfüllung der Dankespflicht, so hohes Verdlenst nach Würden zu ehren, Zeit und Raum erst so spät gegönnt, und es ist ein schöner Zufall, daß wir die Erinnerung an ihn statt an seinen Todestag nun an seinen Geburtstag anknüpfen können.

Bernhard v. Watzdorff würde am zwölften December sein sechsundsechszigstes Jahr erreicht haben; er ist zu früh von uns gegangen. Und dennoch preisen wir ihn vor Tausenden seiner Gesinnungsgenossen glücklich, die aus dem Leben schieden, ohne die große Erhebung unseres Vaterlandes noch gesehen zu haben. So haben der tiefste Schmerz, mit dem der Tod seiner Gemahlin ihn beugte, und der höchste Jubel, zu welchem Deutschlands Triumph ihn erhob, zusammengewirkt, um sein Herz zu brechen.

Es war zu früh! Gerade die kommende Zeit, die aus den im Sturm der Noth und der Begeisterung zusammengeführten und in Kämpfen und Sorgen, durch Blut und Thränen innig verbundenen Staaten und Völkern ein durch Einheit für seine Ziele, Wege und Kräfte unüberwindliches deutsches Reich aufzurichten hat – diese Zeit kann Männer, wie Watzdorff, nur schwer entbehren. Die Zahl der Erprobten ist nicht gar so groß, und die der reinen Charaktere, denen das Volk sein ganzes Vertrauen schenken darf, wenn es sie zu seinen Sprechern im Volks- und Fürstenrath beruft, ist leider noch kleiner. Möge Bernhard von Watzdorff Allen ein Vorbild sein, die auf den Weg seiner Pflichten gestellt werden!
H.