Der im Netze gefangene Nachhall

Textdaten
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Autor: E. Kr.
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Titel: Der im Netze gefangene Nachhall
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 760
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[760] Der im Netze gefangene Nachhall und eine akustische Merkwürdigkeit bei der Regensburger Walhalla. In Betreff des im Briefkasten unserer Nr. 39 besprochenen Vorschlages, den störenden Nachhall einer Kirche durch kreuzweises Aufspannen dunkler Wollenfäden im obern Raume zu beseitigen, haben wir nachzutragen, daß dieses einfache Mittel sich in der Genfer St. Peterskirche und kürzlich im Versammlungssaal der städtischen Behörden von Bordeaux vorzüglich bewährt hat, wie in der Sitzung vom 26. Juni 1879 der dortigen naturhistorischen Gesellschaft mitgetheilt wurde. Mit Bezug auf die in demselben kleinen Artikel erwähnte Beobachtung, daß Metallgitter starke Schadwirkungen nicht nur erheblich vermindern, sondern in musikalische Klänge verwandeln, möchte ich noch auf eine analoge akustische Erscheinung hinweisen, die, obwohl sie an einem vielbesuchten Touristenziele Tausenden aufgefallen sein muß, doch meines Wissens noch nirgends beschrieben wurde.

Wenn man nämlich die erste große Treppe zur „Walhalla“ bei Regensburg heraufgestiegen ist und die erste Terrasse betritt, von welcher nunmehr zwei gegenüberliegende Treppenarme höher führen, so bemerkt man plötzlich, daß jeder Schritt ein metallenes Klingen hervorruft, als ob der ganze gewaltige dolomitene Treppenbau aus getriebenem Kupfer bestände. Stampft man in der Mitte dieses Absatzes mit dem Fuße oder der Stockspitze auf, so hört man einen hellen, lange nachsingenden, musikalischen Ton. Auch beim Weitersteigen vernimmt man eine Weile noch dieses eigenthümliche Klingen, bis es vor dem Erreichen des zweiten Treppenabsatzes immer schwächer wird und endlich aufhört.

Die Ursache ist ohne Zweifel dieselbe, welche den Schall auf Gitterbrücken in ein Singen, Summen oder Zischen verwandelt. An jeder einzelnen Treppenstufe eine theilweise Reflexion erleidend, erzeugt der ursprüngliche Schall in schnellster Folge soviel zurückkehrende Schallwellen zwischen den beiden einander zugekehrten Steintreppen, daß dieselben sich zu einem musikalische Tone von ziemlicher Höhe summiren. Die großartige Treppenanlage der „Walhalla“ ist wie dazu geschaffen, diese interessante akustische Erscheinung in großer Vollkommenheit hervorzubringen, und es müßte insbesondere ein an der bezeichneten Stelle abgeschossenes Pistol die eigenartigste Wirkung hervorbringen.
E. Kr.