Der heilige Brunnen bei Pyritz

Textdaten
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Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
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Titel: Der heilige Brunnen bei Pyritz
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 32–34
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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17. Der heilige Brunnen bei Pyritz.

Vor der Stadt Pyritz befindet sich eine Quelle, welche den Namen des heiligen Brunnens führt. Aus dieser Quelle hat der Heilige Otto die Pommern zu Pyritz getauft. Nachdem nämlich, wie oben erzählt, der Römische Bischof Bernhard von den Julinern verjagt war, beschloß der Bischof Otto von Bamberg, ein kluger und heiliger Mann, die abgöttischen Pommern zum Christenthume zu bekehren. Es war nach Christi unseres Herrn Geburt im Jahre Eintausend [33] einhundert vier und zwanzig, unter dem Papste Calixtus und dem Kaiser Heinrich dem Fünften, als er mit vielen Begleitern, denn er wollte nicht armselig erscheinen wie Bernhardus, nach dem Lande zu Pommern zog. Er begab sich zuerst zu dem Pommerschen Herzoge Wartislav, der schon ein Christ war. Derselbe empfing ihn freundlich, und gab ihm auch seinen Feldobersten Paulitius mit mehrerem Gefolge mit, daß sie ihn unterstützen sollten, wenn die Pommern es sich möchten einfallen lassen, ihn ungebührlich zu behandeln. Also zog Sanct Otto weiter und kam zuerst gegen Abend nach Pyritz: allda waren an viertausend Menschen versammelt, die ein heidnisches Fest feierten. Als das der Bischof hörte, blieb er die Nacht draußen und zog erst am anderen Morgen zu den Leuten. Denen hielt er dann eine große und freundliche Anrede, sie beredend, daß sie ihre Götter verlassen und den wahren und einzigen Gott verehren sollten; der Oberst und die Räthe des Herzogs unterstützten ihn. Da geschah es denn wunderbarer Weise durch die Gnade Gottes, daß alle das versammelte Volk sogleich bereit war, sich taufen zu lassen und Christen zu werden. Darauf säumte der Bischof Otto auch nicht, und er begab sich schleunig an sein heiliges Werk. Dieß that er auf folgende Weise: Zuerst unterrichtete er, mit Hülfe seiner Mitpriester, das Volk sieben Tage lang, und ließ sie die Worte im kleinen Catechismus auswendig lernen. Danach legte er ihnen auf, drei Tage lang zu fasten. Wann sie so gefastet, dann mußten sie baden und reine Kleider anziehen, also daß sie nicht nur mit reinem Herzen, sondern auch mit sauberem Leibe zur Taufe gehen möchten. Dann ließ er sie ihren Catechismus aufsagen und sie beten. Unterdeß hatte er drei Taufen zurichten lassen, eine jede besonders, nämlich eine für die Männer, die andere für die Frauen und Jungfrauen, und die dritte für die Knaben. [34] Dieselben Taufen ließ er mit Teppichen umhangen, damit man nichts Unhöfliches sehen konnte. Also tauften die anderen Priester die Männer und Frauen; er selbst aber taufte die Knaben, damit sie desto länger und fester das Christenthum in ihrem Herzen behalten sollten.

So taufte er in zwanzig Tagen über 7000 Menschen, die von allen Seiten gen Pyritz kamen, um von dem frommen Manne das Wort des wahren Gottes zu empfangen. Die Quelle, an der er die Taufzelte errichtet hatte, und aus welcher das Wasser in die Taufwannen geschüttet wurde, hat von der Zeit an den Namen des heiligen oder auch des Otto-Brunnens bekommen, den sie noch bis auf den heutigen Tag führt.

Man sagt, daß in jener Gegend damals kein Wasser zum Taufen war. Da nahm der heilige Mann seinen Bischofsstab, und stieß damit in die Erde, und augenblicklich entstand diese heilige Quelle.

Sie ist seit dem Jahre 1824 durch die Huld des frommen Königs Friedrich Wilhelms III. würdig erneuert worden. Sie ist jetzt mit behauenem Granit eingefriedigt, und bequeme Stufen führen zu ihr hinab; ein großes, granitnes Kreuz erhebt sich über ihr, mit einer passenden frommen Inschrift. Nicht weit von ihr, nächst der Landstraße von Pyritz nach Arnswalde, ist ein Gebäude, wie eine Abtei, errichtet, als Seminar für Landschullehrer, und den Namen Ottostift führend.

Th. Kantzow, Pomerania, I. S. 88-91.
Kanngießer, Gesch. von Pommern, S. 568-580
Micrälius, Altes Pommerland, I. S. 148.
Cramer, Große Pomm. Kirche-Chronik, I. S. 27. 28.
Berliner Kalender 1838, S. 357. 358
Pomm. Prov. Blätter, II. S. 146.