Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der höhere Bettlerorden
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 186–188
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[186]
Lebens- und Verkehrsbilder aus London.
Der höhere Bettlerorden.

Die Mission des Ordens. – Rührende Scene im Honigmonat. – Miß Caroline Johnson. – Ein Kirchenlicht. – Die Engel des Mitleids. – Die Deutschen als Ordensbrüder.

Man kann zwei Menschenalter hindurch alle Tage London gesehen, beschrieben, studirt und dreimal in- und auswendig, unten und oben besehen haben und dabei ein Solon, ein Humboldt sein, ohne die Existenz des Ordens, den wir eben schildern wollen, nur zu ahnen. Die Ausdehnung und Wichtigkeit jener respectabeln Corporationen ist uns erst nach einer langen Reihe von Beobachtungen, durch Privatmittheilungen und aus dem reichen Erfahrungsschatze deutscher und englischer Stadtmissionäre allmälig klar geworden. Daß wir selbst der mesmerischen oder sympathetischen Praxis dieser edeln Körperschaft mehr als einmal ausgesetzt waren, kommt uns in der Bestimmtheit und Genauigkeit unserer Schilderung gewiß zu Statten.

Jeder Mensch erblickt das Licht der Welt, wie man als guter Christ auch in Bezug auf Heiden und sogar Türken annehmen muß, mit einer bestimmten Mission. Die Aufgabe unseres Ordens ist es, so recht im Gegensatz zu dem Jesuiten-Orden, Humanität zu verbreiten, Wohlwollen und Wohlthun als das Wesen der Religion immer lebendig zu erhalten, das harte Herz des Geizigen zu erweichen und den Reichen, die bekanntlich mit besondern Schwierigkeiten kämpfen, wenn sie in den Himmel wollen, Mittel zu bieten, durch Wohlthätigkeit gegen ihre armen „Mitbrüder“ sich den Pfad der Tugend und in den Himmel zu erleichtern. Für diese wichtigen Lectionen, welche die Mitglieder des Ordens geben, nehmen sie nur freiwillige Belohnungen an, ohne je einen Preis zu bestimmen, ganz unähnlich dem Staate, der für seine Dienste, gleichviel ob sie der Unterthan braucht oder will, immer sehr hohe [187] Preise feststellt und in der Regel pränumerando und zwangsweise, einkassiren läßt. Selbst wenn Jemand gar nichts für diesen Unterricht in der Humanität giebt, macht man keinen Lärm und geht ruhig weiter.

Der Orden selbst in seinen unendlichen Verzweigungen und Spielarten läßt sich vorläufig nur an seinen Früchten erkennen. Das Werk der Wurzeln ist in Geheimniß gehüllt, wie in der Natur. Also Früchte, Thatsachen.

Wir waren eben von einer Honigmonat-Reise zurückgekehrt, erzählte mir ein junger englischer Ehemann, wobei wir bemerken, daß der anständige Engländer die ersten Wochen seiner Ehe allemal auf Reisen zubringt und sie Honigmonat-Reise nennt. Das ist wie beim Bäcker die Semmel. Ueber London brütete ein dumpfes Zwielicht, da sich der Himmel vergebens bemühte, wenigstens eine Karikatur auf’s Abendroth im Westen zu Stande zu bringen. Es war und blieb eine schmutzige Schinkenfarbe. Ich wanderte mit meiner jungen Gattin im Gärtchen hinter unserer neuen Villa auf und ab, als uns ein bescheidenes Klopfen an der Hausthür in unserem Zwiegespräche und Zwielichte aufstörte. Das Mädchen meldete uns, daß uns ein Gentleman seine Aufwartung machen, aber nicht fünf Minuten aufhalten wollte. Wir begaben uns in den drawing-room (der sich nicht anders mit Putz-, Gast- und Gesellschaftszimmer übersetzen läßt) und standen einem großen, aristokratisch-gekleideten Manne gegenüber, der sich tief verbeugte, tief seufzte und verzweiflungsvoll an den Wänden umherblickte, als suche er da Worte. Ich winkte ihm mechanisch, Platz zu nehmen. Mit viel Grazie versenkte er sich in einen unserer neuen Bequemlichkeits-Sessel, indem seine Brust ein neuer Seufzer hob und sein thränenvolles Auge und eine salbungsvoll zitternde Stimme den Segen des Himmels auf die „junge Frau“ herab beschwor, die ich selbst kaum Frau nennen gelernt hatte, ohne ein Erröthen auf ihre frischen Wangen zu rufen. Ich äußerte zum Theil im Sinne einer Entschuldigung, zum Theil vorwurfsvoll, daß wir nicht die Ehre seiner Bekanntschaft hätten, wenigstens daß wir uns nicht erinnerten. Dies öffnete nun plötzlich die Schleußen seiner Beredtsamkeit, einer schmerzensreichen Geschichte, länger als die des Aeneas vor Dido, überfließend in herzzerreißende Details häuslicher Leiden und Entbehrungen. Nicht lange und die schönen Augen meiner jungen Gattin füllten sich mit Thränen und meine Hand in der Tasche mit metallischen Substanzen, die über die ganze Erde unter verschiedenen Namen und mit den verschiedensten Mitteln und heroischen Anstrengungen göttlicher verehrt werden, als alle guten Gaben, die von Oben herabkommen. Ich selbst wurde warm, als er uns mit gebrochener Stimme die Leiden einer edeln Frau und Mutter von fünf Kindern ausmalte, die mit ihm bessere Tage gesehen und nun im stillen Grame u. s. w. Seine Lage sei unsäglich elender, wie edle Herzen wohl ahnen würden, wenn er hier vor zwei Fremden sitze, um solche Mittheilungen zu machen. – Kurz, wir fühlten eine Art Dankbarkeit gegen ihn, als er uns mit dem klingenden Segen aus unserer Privatcasse verlassen hatte, denn wir fühlten jetzt, daß es seliger ist zu geben als zu nehmen. Monate lang sprachen wir von dem unglücklichen Gentleman und bedauerten manchmal, daß er nicht wieder käme. Meine Frau hätte gar zu gern erfahren, wie es der edeln Mutter von fünf Kindern gehe, und sich gewiß reichlich mit der Seligkeit des Gebens auf’s Neue versorgt. Da er so oft vor unsern Augen gestanden, erinnerten wir uns seiner auch ganz genau, als er uns in einer ganz andern Gestalt wieder zu Gesicht kam, nämlich wie er unfreiwillig ein Rad drehte, nicht das der Glücksgöttin, sondern im Cold-Bath-Gefängnisse, das wir zufällig einmal besuchten. Er hatte sich diese feste Anstellung dadurch verschafft, daß er von der Praxis seines Ordens – der modernen Bettelmönche – abgewichen und bei einem reichen Deutschen, der nichts gegeben, eine Uhr mitgenommen hatte. Der reiche Deutsche ist freilich nicht ohne Schuld. Er ist durch Heirath selbst nach englischen Verhältnissen sehr reich geworden, dabei aber sprüchwörtlich geizig. So hatte er den Gentleman barsch abgewiesen. Dieser war in seiner Abwesenheit einmal zurückgekehrt, hatte das Dienstmädchen um ein Stück Papier gebeten, um einige Zeilen zu hinterlassen und, während diese danach ging, die Uhr eingesteckt, einen Akt, den er auf dem zurückgelassenen Papiere selbst als die verdiente Strafe für seinen Geiz bezeichnete. Durch eine Unvorsichtigkeit der Polizei kam dies heraus und der Mann an’s Gefängniß-Rad.

Eines Tages erzählt mir ein anderer Engländer aus den äußern Villa- und Cottage-Gegenden Londons, wird eine Karte auf meinen Tisch gelegt: „Miß Caroline A. Johnson.“ – „Führe Miß Johnson in den drawing-room.“ Miß Johnson erweist sich als eine lange, vornehme, schwarz angezogene, keusch verschleierte alte Jungfer von vierzig Jahren und noch mehr Tugenden. Zu letzteren gehörte auch eine sehr flüssige Beredtsamkeit. Sie erwartete mit Bestimmtheit, daß wir ihr Eindringen in den Privatkreis eines Gentleman entschuldigen werden, wenn wir die Veranlassung vernommen. „Sie kennen Codger-Fields, mein verehrter Herr?“ Leider kenne ich Codger-Fields, von wo zuweilen Rauch und Brandgeruch der großen Ziegeleien noch indiscreter in meine Wohnung dringen, als Miß Johnson. „Wohl, da ist der arme Bob von dem großen Ofen heruntergefallen, wobei er sich die Schulter ausrenkte, zweimal ein Bein brach und außerdem noch das furchtbare Schicksal hatte, bewußtlos auf einem Karren nach Hause gefahren zu werden, statt auf einer Trage, so daß ihm die Knochensplitter durch die Haut getrieben wurden. Jetzt ist er so schlimm, daß er in kein Hospital gebracht werden kann, ohne sein Leben zu gefährden, welches einigen Werth hat, wenn man bedenkt, daß der Unglückliche sehr viel Religion hat, außerdem ein braves Weib und fünf kleine Kinder (fünf ist eine heilige und offenbar sehr wirksame Zahl der modernen Bettelmönche). Was sollen jetzt die unglücklichen Leute anfangen, mein lieber Herr? Was soll aus ihnen werden, wenn nicht einige christlichgesinnte Mitbrüder in ihrer glücklichen Lage sich derselben annehmen? So hab’ ich denn beschlossen, keinen Stein ungerührt zu lassen, bis ich die brave, unglückliche Familie mit den nöthigsten Mitteln für die Zeit der Unfähigkeit des Mannes, seine Familie selbst zu ernähren, versehen haben werde. Sie sehen hier, wie ich’s mache. Hier ist mein Buch. Ich habe den Rath Sr. Ehrwürden So und So befolgt und als den höchsten Beitrag fünf Schillinge festgesetzt. Das ist das Maximum. Natürlich nehme ich jede geringere Summe, selbst sechs Pence. Der Plan gefällt mir, denn er giebt Jedem Gelegenheit zum Geben und – obgleich es nicht höflich klingen mag, so zu sagen, läßt Niemandem einen Grund zum Ablehnen.“ Sie übergiebt mir ihr Buch zur genauen Prüfung. Da seh’ ich allerdings die Handschriften mehrerer respectabeln Männer der Nachbarschaft mit ihren fünf Schillingen. Ich schäme mich in demselben Augenblicke, als ich eine halbe Krone schreiben und geben will, mache eine ganze daraus, sehe dieselbe in die Tasche der tugendhaften Jungfrau und diese dann selbst verschwinden und dann am nächsten Hause klopfen.

Einige Zeit darauf begegne ich unserm Doctor in der übelsten Laune. Mit dem größten Eifer hat er in Codger-Fields nach dem kostbaren Doppelbruche mit durchgetriebenen Knochensplittern (ein wahrer Schatz für den Doctor) Stunden lang gesucht. – Seine Frau hatte ja ebenfalls das „Maximum“ unterzeichnet und gegeben. Nach unendlichem Fragen und Suchen ist er zu der unumstößlichen Ueberzeugung gekommen, daß verrenkte Schulter, doppelter Beinbruch, durchgetriebene Knochen, edles Weib und fünf engelgleiche Kinder nirgends anders wohnen können, als in dem tugendhaften Gehirn der Jungfrau Caroline A. Johnson. Und so war’s auch. Miß Johnson ist ein sehr fähiges Mitglied der modernen höhern Bettelnonnen und der Ziegelbrenner Bob mit allen seinen schrecklich zugerichteten Gliedmaßen war nur eine wirksame Mythe, christliches Mitgefühl und „Kronen“ zu erwecken.

„Ein Gentleman wünscht Sie zu sehen.“ – „Lassen Sie ihn eintreten.“ Und herein tritt mit sanftem Schritt, Alles schwarz bis auf das schneeweiße Halstuch, ein wahres Kirchenlicht. Ich habe die Menschen im Allgemeinen noch ziemlich lieb, nur keinen mit einem weißen Halstuche. Und ist außerdem Alles schwarz, so hass’ ich ihn grimmig. Also das Kirchenlicht erfreut sich keines erfreulichen Empfanges, dessen ungeachtet öffnet er mir seine in Sammet gebundenen Bücher und sein Anliegen, „die afrikanische Mission zu unterstützen.“ Ganz aus Rand und Band fahr’ ich den Menschen an: „Gehen Sie zu dem Bischof und Lord, der ein ihm zur christlichen Fürsorge übergebenes Hospital um 20,000 Pfund betrogen hat, ohne bis jetzt bestraft oder seines Raubes entledigt worden zu sein[1] und befreien Sie damit schwarze, weiße, gelbe, braune Sclaven, die Farbe ist mir ganz gleich, und erlösen Sie Ihre Kirche von den Heuchlern und Betrügern, die im Namen der Religion wenigstens viel feiger handeln, als die Sclavenhändler [188] von Fezzan und Kuka ohne Religion und deshalb mindestens ohne „die Sünde gegen den heiligen Geist.“ Hier ging das Kirchenlicht beinahe aus vor Schreck und wollte wenigstens seinen unächten Wachskörper durch die Flucht retten. Aber ich drohte ihm mit Polizei und versprach ihm Stillschweigen nach gerichtlicher Seite hin, wenn er mich unterstützen wolle und zwar durch etwas Einweihung in die Geheimnisse seines Ordens. Ich sei ein Fremder im Lande und habe blos ein literarisches Interesse an der Existenz und Wirksamkeit seines Gewerbes. Und richtig, ich kam nach und nach mit ihm in eine vertrauliche Unterhaltung, aus der mir die Sache so klar ward, daß ich sie in allgemeinen Zügen deutlich bezeichnen kann. Diese modernen Bettelmönche wandern als christliche, hochkirchliche Engel des Mitleidens unter den höhern Ständen umher und halten unter den verschiedensten Formen so reiche Ernten, daß sie stets sehr vornehm und mit weißer Wäsche auftreten können, Bedingungen, die unerläßlich sind, um das Haus und das Herz des höhern Engländers zu öffnen. Dem wirklichen, zerlumpten, schmutzigen Bettler giebt er nichts, weil es unanständig ist, nur die geringste Notiz von Leuten zu nehmen, die unter ihm stehen. So ist das anständige, vornehme England, die „gute Gesellschaft“ Schuld, daß die Bettelmönche gedeihen. Weiße Wäsche, christliche Worte, gute Beziehungen, gut gewählte Gelegenheiten (z. B. Flitterwochen) und Worte und Gefühle verfehlen selten ihren Zweck auch bei schon Betrogenen. Der wirkliche hohlbäckige Bettler wird überall zurückgestoßen, sogar von den Thoren der Arbeitshäuser.

„Die Engel des Mitleidens“ umgeben tröstend alles Elend, das einen Theil der Menschen trifft, und die andern sympathetisch berührt. Rafft die Cholera ihre Opfer hin, der Engel des Mitleidens geht von Haus zu Haus, um für die „Hinterbliebenen“ zu sorgen. Keine große Ueberschwemmung kommt in die Zeitungen, ohne daß Engel folgen, welche einen Abzugskanal für deine Tasche bilden. Kein Haus und kein Mensch darf abbrennen, ohne daß ein durchgebrandter Spitzbube, kirchlich angeölt und salbungsvoll plärrend Dich so lange erbaut, bis Du ihm das Haus wieder aufbauen hilfst. Da aber unglücklicher Weise nicht genug Unglücksfälle von Bedeutung vorkommen (das Umkommen auf Eisenbahnen und Auswandererschiffen ist zu gewöhnlich und zieht nicht mehr), greift der Engel des Mitleidens zu tragischen Dichtungen und läßt Leute Hals und Beine brechen, Mütter mit fünf Kindern gräßlich leiden und die Schwarzen aus dem Innern Afrika’s als Statisten in seinen dramatischen Vorstellungen auftreten.

Wir brauchen nicht zu beweisen, daß dieses Gewerbe in moralischer Beziehung nicht eben sehr tugendhaft erscheint. Aber Jeder sieht wohl auch ein, daß in diesen höhern, modernen Bettlermönchen ein bedeutender Fortschritt gegen die alte Mönchbettelei zu erkennen ist.

Endlich erscheint es auch nicht nöthig, zu beweisen, daß sich dieses Gewerbe in die verschiedensten Formen kleidet. Mancher geht als ganz anständiger Mann in stillen, vornehmen, langen Straßen des Westends neben einem andern anständigen Herrn her, lobt den schönen Abend und erzählt dann eine lange Geschichte von einer Frau „mit fünf Kindern“, die auf ihn warten und sehr hungrig sind. Manchmal wird solch eine Unterhaltung plötzlich durch einen zufällig um die Ecke spazierenden Policemann gestört, bei welcher Gelegenheit der betreffende Herr oft eine hexereiartige Geschicklichkeit im Verschwinden entwickelt.

Von den fremden Baronen, Grafen, entthronten Fürsten Deutschlands und Polens (deren politische Geographie auch in der guten Gesellschaft Englands oft ein tiefes Räthsel bleibt, was denn hier diesen Fürsten auch sehr zu Statten kommt), welche sehr fein in „Cab’s“ angeflogen kommen, unverschämt anklopfen, den gepuderten Diener grob behandeln und Lord oder Sir So und So augenblicklich sprechen müssen, die dann der „augenblicklichen Verlegenheit“ (denn er hofft, daß die „confiscirten Güter“ mit der Zeit wieder herausgegeben werden) durch mindestens eine Zehnpfundnote (noch vornehmer durch einen „Cheque“ auf die Bank) enthoben, stolz wieder ab- und bei einem andern Lord vorfahren, ließe sich viel Romantik der höhern Gaunerkunst mittheilen, wenn sie uns nicht zu weit über unser Papier hinausführen würde.

Auch unsere deutschen Mitbrüder in „Klein-Deutschland“, das einen kleinen Theil Whitechepels im Osten Londons bildet, welche sich als Bettler-Gesellschaften etablirt haben, machen dem deutschen Stadt-Missionär viel zu schaffen, da sie die geschenkten Bibeln spottbillig verkaufen und Papier zu Bettelbriefen dafür nehmen. Sie wenden sich immer schriftlich an ihre Opfer, am liebsten Engländer, die Deutsch verstehen, haben jedesmal etwas „erfunden“ und sind in der Lage, um einen kleinen „Vorschuß“ zu bitten, damit sie zum Heile der mächtigen, englischen Industrie das Werk ihrer Nachtwachen und jahrelangen Nachdenkens ausführen können. Die Erfindung, daß sie etwas „erfunden“ haben, gründet sich wirklich auf viele Erfindungen, die halb verhungert aus Deutschland kommen und hier betteln gehen, bis sie in die Hände von Kapitalisten fallen, welche auf diese Weise bereits nicht selten den englischen Namen und das englische Capital bis zurück in den unbekannten Geburtsort des unbekannten Erfinders verwerthen. Auch in dieser Sphäre ist ein Fortschritt nicht zu verkennen. Früher verbrannte oder steckte man solche Erfinder ein: jetzt können sie doch in England und Amerika betteln gehen und zwar sehr oft mit Erfolg.


  1. Lord und Bischof Gullford.