Der graue Mann zu Neugeißing

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der graue Mann zu Neugeißing
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 208–209
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[208]
233) Der graue Mann zu Neugeißing.
Meißner a. a. O. S. 283. sq. cf. S. 479.

Im Jahre 1713 den 12. Septbr. ist der Grubenarbeiter Gottfried Behr im Bergamt Altenberg erschienen und hat daselbst beschworen, daß, als er am 31. August in seinem Hause zu Neugeißing früh 3 Uhr aufgestanden, um auf den Uhrschlag zu hören, sich aber, als es ihm zu zeitig geschienen, wieder niedergelegt habe, ein Mann mit grauem Barte und Haaren in einer langen grauen Kutte vor sein Bett getreten sei und gesagt: „warte noch ein Bischen, Du sollst noch eher droben sein, als der mein Volk zählen läßt. Ich will mit Dir ins Zechenhaus gehen und Dir zeigen, wie ich mein Volk wegnehmen will, Du hast unterschiedliche Warnungen gethan und dabei haben Dich viele verunglimpft, dieselben haben aber ihr Theil schon gekriegt, und wenn sie Dich wieder so verunglimpfen werden, so soll es denselben wieder so gehen, wie den ersten. Du sollst auch eher droben im Zechenhause sein, als der Geschworne, das merke Dir zum Wahrzeichen“. Hierauf ist er verschwunden. Als Behr aber im Zechenhause angekommen, hat er den grauen Mann in eben der Gestalt wie in seinem Hause in der Stube stehen sehen, der hat vom Ofen aus einen Strich mit dem rechten Arme über die Bergleute nach dem Fenster zu gethan und ihn an der linken Seite berührt, daß er solches die ganze Woche gefühlt und manche Thräne darüber vergossen. Dann sind alle Leute weggewesen, bis auf 10 Personen, so traurig am Ofen gesessen, der graue Mann aber sagte: „da haben sie die 12, die mögen sie auszählen“. Darauf ist er auf einmal weggewesen, und die Leute, welche eben abwesend waren, sah er mitten unter dem Gebete wieder um sich, dann ist auch der Geschworne hereingekommen und hat wie gewöhnlich mit den Leuten sein [209] Gebet verrichtet. Freitags hat er denselben grauen Mann wieder in der Zechenstube gesehen und früh den 11. Sept. ist er wieder vor seinem Bette erschienen und gesagt, er solle noch wohin gehen, es solle eine Hochzeit sein, da wären schon drei Tafeln gesetzt; als aber seine Frau gekommen und ihn gerufen, sei er wieder verschwunden. Als den 9. August 1712 ein lediger Bergmann, Andreas Behr, in ein Gesenke fiel und darin umkam, hat Ersterer diesen Todesfall von einem Geiste mit den Worten: „Du, er ist schon todt“, während er auf der Bank lag, angezeigt bekommen.