Der erste Gang in den Kindergarten

Textdaten
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Titel: Der erste Gang in den Kindergarten
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aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 477, 487
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[477]

Anmeldung zum Kindergarten.
Nach dem Oelgemälde von R. S. Zimmermann.

[487] Der erste Gang in den Kindergarten. (Illustration S. 477.) Ein erster Gang ist für keinen Menschen gleichgültig, in welchem Alter derselbe ihn auch ausführen muß, und jeder erste Gang behält seine Aehnlichkeit mit dem ersten Schrittchen des Kindes: zagend wird es gewagt, und gelingt es, welcher Jubel!

Wer erinnert sich nicht seines ersten Ganges in die Schule? Da muß Allen Muth eingeredet werden, denn die Scheu vor dem Neuen, Ungewöhnlichen, die Angst, zum ersten Male nicht im Schutze der Mutter, sondern, aus dem Elternhause fortgeführt, zwischen anderen fremden Kindern und vor einem fremden Mann und in einem fremden Raum zu sein, – dieses Gefühl der Bangigkeit ist in allen Kinderherzen das gleiche.

In die Kleinkinderschulen und in die Kindergärten kommen die Kinder noch im Alter größerer Unbefangenheit, wie dies auf unserem Bilde auch der Künstler betont hat. Der Knabe zur äußersten Rechten schaut ziemlich keck um sich, das Mädchen zu den Füßen des alten Mannes auf der Linken des Bildes, offenbar des Großvaters, hält harmlos ihre Puppe und zeigt ihrem Gegenüber den geschenkt erhaltenen Ball oder Apfel, ja, der vor dem Fenster stehenden freundlichen Schwester küßt sogar eine der kleinen künftigen Schülerinnen schon ganz vertraulich die Hand! Freilich fehlt es auch an einigen recht zaghaften Gestalten nicht, die jedoch in der Minderzahl sind.

Die Kleinkinderschulen verdanken bekanntlich ihre Entstehung der Sorge für die armen Kleinen, deren Eltern den ganzen Tag der Arbeit nachgehen und ihre Kinder sich selbst überlassen müssen. Das rief in Holland die „Spielschulen“ in’s Leben, die, von Pestalozzi empfohlen und von Oberlin und der Fürstin Pauline von Lippe-Detmold sowie von Robert Owen in England weiter ausgebildet, rasch in Deutschland weite Verbreitung fanden. Ihrer nahmen sich auch die Diaconissinnen in der evangelischen und die weiblichen Orden in der katholischen Kirche an, und beide leisteten auf diesem Gebiete viel Segenbringendes, namentlich, da sie ihre Thätigkeit nicht auf die Städte beschränkten, sondern auch auf ländliche Bezirke ausdehnten. Erst später traten mit ihnen auch die Fröbel’schen Kindergärten in Verbindung.