Der elektrische Schmelztiegel

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Titel: Der elektrische Schmelztiegel
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aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 40
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[40] Der elektrische Schmelztiegel. Ueber den von Wilhelm Siemens erdachten und in unserem Schlußberichte über die erste elektrische Weltausstellung (vergl. „Gartenlaube“ Jahrgang 1881, Nr. 52) bereits erwähnten Schmelztiegel wird uns von sachverständiger Seite noch Folgendes berichtet:

„In diesem Schmelzapparate wird die gewaltige Hitze verwerthet, welche sich in dem sogenannten Voltaischen Bogen, den wir bereits ziemlich vielfach zur Beleuchtung unserer Bahnhöfe, Läden, Fabrikräume und Straßen angewendet sehen, entwickelt. Der elektrische Tiegel ist in der That einer elektrischen Lampe der älteren Construction im Princip völlig vergleichbar. Die beiden, meist wie gewöhnlich aus dicken Kohlenstäben gebildeten Pole treten hier jedoch durch runde Oeffnungen des Deckels und Bodens in den aus Graphit oder feuerfestem Thon gebildeten Schmelztiegel ein, der seinerseits mit einem Mantel von schlechten Wärmeleitern (grobe Holzkohle oder dergl.) umgeben ist. Und zwar tritt der positive Pol, an welchem sich die intensive Gluth entwickelt, durch den Boden ein, sodaß er von dem zu schmelzenden Metall bedeckt wird; der den Deckel durchbohrende negative Pol wird dagegen durch einen selbstthätigen Regulator, wie bei den elektrischen Lampen, in einer bestimmten gleichmäßigen Entfernung von der Metalloberfläche erhalten.

Dieser negative Pol kann für bestimmte Zwecke aus Kupfer oder Platin hohl hergestellt und durch darin circulirendes Wasser kühl erhalten werden, während der zwischen ihm und dem positiven Pol überschlagende Funkenstrom eine Hitze entwickelt, die mit Leichtigkeit Stahl und Platin oder Iridium, also die schwerstschmelzbaren Metalle, schmilzt. Unter Anwendung einer dynamoelektrischen Maschine, zu deren Betriebe sieben Pferdekraft Dampf hinreichen, können in einem solchen Tiegel, der sofort in jedem Laboratorium oder Hörsaal aufgestellt werden kann, in einer Viertelstunde zwei Kilogramm Stahl geschmolzen werden. jedes Pfund Kohle, welches zum Heizen der Dampfmaschine verwendet wird, schmilzt hier ein Pfund Gußstahl, während in den Sheffielder Gebläse-Ofen anderthalb bis drei Tonnen Coaks erfordert werden, um eine Tonne Gußstahl zu schmelzen. Ebenso leicht lassen sich die anderen schwerschmelzbaren Metalle und Metallgemische in diesem bequemen Laboratoriumsapparat in Fluß bringen. Ja, während es schwer ist, in einem Schmelzofen eine Hitze zu erzeugen, welche über 2500 bis 2800 Grad hinausgeht, ist die Hitze, welche der elektrische Schmelztiegel liefert, unbegrenzt, und man wird darin vermuthlich auch gewisse längst angestrebte chemische Experimente ausführen können, die eine Hitze erfordern, wie man sie bisher nur auf dem Sonnenball und gewissen sehr hell leuchtenden Fixsternen aus der Spectralanalyse vermuthet hat. Es handelt sich nämlich dabei um eine wahrscheinliche weitere Zersetzung unserer sogenannten chemischen Elemente oder Grundstoffe, die man in sehr großer Hitze zu bewerkstelligen hofft. In dieser Richtung erscheint uns der elektrische Tiegel zugleich als ein Werkzeug der Zukunftschemie, mittelst dessen der Wissenschaft vielleicht dereinst ganz neue Bahnen erschlossen werden können.“