Der deutsche Verband von Vereinen für öffentliche Vorträge
[644] Der deutsche Verband von Vereinen für öffentliche Vorträge, welcher die Pflege des Vortragswesens in Deutschland durch Veranstaltung gemeinverständlich-wissenschaftlicher Vorträge sich besonders angelegen sein läßt und auf den, als ein äußerst dankenswerthes Unternehmen zur Hebung der Volksbildung, wir bereits früher nachdrücklich hingewiesen haben, hat erfreulicher Weise an Ausbreitung erheblich gewonnen. Im Jahre 1876 von sechs mitteldeutschen kaufmännischen Vereinen begründet, umfaßt er heute bereits zweiundsechszig Vereine mit zusammen gegen 32,000 Mitgliedern. Fast jeden Monat schließen sich weitere Vereine dem Verbande an, zu dessen Vorsteher Edmund Lotz in Coburg erwählt worden ist. Im vorigen Winter wurden in den Verbandsvereinen 174 Vorträge gehalten, und auf der diesjährigen Liste sind 44 Redner und 7 Recitatoren verzeichnet.
Ein Blick auf die Liste zeigt die hervorragendsten Namen und eine Auswahl höchst interessanter Themata. Die meisten Vereine machen diese Vorträge, welche allenthalben große Anziehungskraft ausüben, auch Nichtmitgliedern, insbesondere Damen, durch Errichtung von Abonnements zugänglich. Zu den Kosten der Verbandsleitung steuert jeder Verein, der über 200 Mitglieder zählt, 20 Mark jährlich bei, während Vereine, welche weniger als 200 Mitglieder zählen, nur 15 Mark jährlich zu entrichten haben. Alljährlich findet ein Verbandstag (Hauptversammlung der Vereinsabgeordneten) statt, und zwar wird der nächste im Juni 1881 in Gotha zusammentreten. Die Organisation des Verbandes ist aus dessen Statut ersichtlich.