Der alten und neuen Manns- und Weiber-Tracht

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Autor: unbekannt
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Titel: Spottstreitt. Der alten und neuen Manns- und Weiber-Tracht.
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Erscheinungsdatum: um 1650
Verlag: Paul Fürst
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: VD17 23:659251B Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel
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Spottstreitt.
Der alten und neuen Manns- und Weiber-
Tracht.


 



Der Alte.

JUnger Teutscher / Kleider Geck / sag was gelten die Frantzosen?

Du weists / dann wie mich bedunckt / trägstdus schockweiß in den Hosen.

Der Junge.

Alter Teutscher / alter Lapp / wie viel Zwickel oder Sparren

Zieren den zerfätztes Kleid / gleich den bunten Faßnachts Narren.

Der Alte.

Also sind vor vielen Jahren alte tapffre Bieder-Leut

Ohne scheu daher gegangen / zu der alten guten Zeit.

Der Junge.

Also pflegen sich zu tragen Courtisanen heut zu Tag:

Diese Mode trabt zu Hof / die Manier hat jetzt die Frag.

Der Alte.

Ja zu Hof / ich glaub es fast / dann mein Kind / wann es hoffieret /

Brauchet einen solchen Topff / wie der / so dein Haubt bezieret.

Der Junge.

Wol du kommst mir eben recht / deine breite runde Kappen /

Auff dem kurtzbeschornen Haar / gleicht den Küh- und Ochsenschlappen.

Der Alte.

Du trägst eben lange Zoten / und ein drittel von eim Bart /

Brauchst ein viertel zu dem Kragen / wandlend nach deß Monden art.

Der Junge.

Warzu dienen Kälberkröse? nichts bestehet lange Zeit /

Warumb solten dann die Krägen bleiben in Beständigkeit?

Der Alte.

Das gehöret nicht hierher. Kleider sollen uns bedecken;

Aber du kanst solcher weiß auch dein Hemmet nicht verstecken.

Der Junge.

Weil wir leben in dem Krieg / muß ich alle meine Sachen

Wammes Achsel / Kleid und Schöß nach der Rüstung lassen machen.

Der Alte.

Ey wie drucken dich die Waffen! sind die Stieffel Klaffter weit /

Und der Schuh nicht nach den Füssen / sondern nach dem Kopff bereit?

Der Junge.

Wann du bist ein Kleider Richter / lehre mich doch welche Tracht /

Ist zugleich von Jung und Alten jemahls wehrt und hochgeacht?

 
Die Jungfrau.

SAg mir: Was bedeutet doch deine Feder auff dem Hut?

Sonders zweiffel leichten Sinn / ligend / und auch fahrends Gut.

Die Dame.

Was bedeutet auff dem Haar / dein baldwelcker Blumenkrantz?

Du bringst ihn ja zweiffels ohn deinen Buhlen zu dem Dantz.

Die Jungfrau.

Urtheil nicht nach deinem Sinn. Diese weisse krausse Locken /

Weisen leichtlich daß du bist / zu Hof eine Reuter Docken.

Die Dame.

Schaut doch die geflochten Zöpff’ und die gantz entblösten Ohren!

Ja / man soll dir / Bauren Gret / Löcher in die Läpplein boren.

Die Jungfrau.

Ist dein Kragen nicht verspitzt? die entblöste Rosen Brust /

Trägt den Zeiger ausgesteckt der Gast hat zu zehren Lust.

Die Dame.

Dieses Muster deines Kröß ist aus der vergangnen Welt /

Meine Mode geht im schwang / und behält / der Zeit / das Feld.

Die Jungfrau.

Ey der wunderschönen Tracht! Du lässt Hertz und Hände leiten /

Gleich der Gold beschwerten Waag / nach der baß begabten Seiten.

Die Dame.

Du verstehst das Spindelwerck / und bist nicht wie ich geboren /

Du hast dir den Arbeitsstand / ich das müssig seyn erkohren.

Die Jungfrau.

Der gezierte Jungfrau-Hund ist den Damen trefflich nutz /

Wann er wacht ob ihrer Ehr / sein Trutz kommt von deinem Schutz.

Die Dame.

Du hast Flöh’ auch ohne Hund / einen Beutel ohne Gelt /

Und verkauffst mit höchster Ehr / Flederwisch in jener Welt.

Die Jungfrau.

Ich hör deines ührleins klang! hat es nicht ein H geschlagen? H)ürlein

Was du an der Gürtel trägst kan dir deinen Namen sagen.

Die Dame.

Närrin / rühm dich deiner Ehr: Ach / du kanst dirs leicht gedencken /

Das sie keiner von dir nimbt / wann du sie auch wollst verschencken.



Zu finden bey Paulus Fürsten / Kunsthändlern in Nürnberg.