Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Zwerg-Pisang
Untertitel:
aus: Illustrirte Zeitung, Nr. 1 vom 1. Juli 1843, S. 10–11
Herausgeber: Johann Jacob Weber
Auflage:
Entstehungsdatum: 1843
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: J. J. Weber
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: MDZ München, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[9]

Der Zwerg-Pisang.
Musa Cavendishii. (Paxton) (M. chinensis Sweet.)

Dieses, durch den Herzog von Devonshire in England eingeführte prächtige Bananengewächs hat jetzt bei dem Kunst- u. Handelsgärtner Jessop zu Cheltenham in England die ersten Früchte getrieben. Sein krautartiger Stamm trägt jene 2 Fuß breiten, 6 Fuß langen, mit einer faserigen Mittelrippe und vielen transversalen Venen geschmückten, glänzend grünen Blätter, von welchen, wie die Legende sagt, Adam und Eva im Paradiese sich die ersten Kleider gemacht haben sollen. Das eben bis zur Frucht gediehene Exemplar dieser Pflanze ist unglaublich schnell gewachsen und hat dabei die ungewöhnliche Höhe von 10 Fuß erreicht. Vor 9 Monaten erst ward es dem Treibhause

Der Zwerg-Pisang.

als junger Sprößling anvertraut, und in drei Monaten dürften die Früchte ihre vollkommene Reife erhalten haben. Die Blüthenbüschel kamen aus dem Schooße der Blätterkrone an einer 3 Fuß langen Aehre hervor. Jeder Blüthenbüschel umhüllte eine von innen purpurgefärbte Scheide, die in der botanischen Kunstsprache Spatha genannt wird, und abfällt, wenn die Blüthen sich öffnen. Die Früchte, jetzt noch grün, sollen später eine gelbliche Farbe annehmen und sich mit einem Fleische von ungemein süßem Geschmack füllen. Mehrere hundert Früchte wachsen an der Aehre, die, wenn sie völlig ausgebildet ist, oft mehr als einen halben Centner schwer wird. Rechnet man aber das Gewicht jeder Traube nur auf 40 Pfd. und [10] auf einen Raum von etwa 1000 Quadratfuß 30 bis 40 Pflanzen. So würde eine solche Plantage mehr als 4000 Pfd. nahrhafte Substanz liefern. Wenn nun 33 Pfd. Weizen und 99 Pfd. Kartoffeln den nämlichen Raum einnehmen, welchen man nöthig hat um 4000 Pfd. Pisangfrüchte zu gewinnen, so verhält sich das Product des Pisangs zu dem des Weizens wie 133 zu 1; und zu dem der Kartoffel wie 41 zu 1.

Der Pisang ist eins der segensreichsten Geschenke, die der Himmel den Bewohnern heißer Zone verlieh, Aequinoctial-Asien und Amerika, das tropische Afrika und die Inseln der atlantischen und stillen Oceane erfreuen sich seines Genusses. Ueberall, wo die mittlere Temperatur 75 Grad Fahrenheit beträgt, ist der Pisang der wichtigste und interessanteste Gegenstand menschlicher Cultur, seines unendlich reichen Ertrages wegen für einen großen Theil des Menschengeschlechts das, was Korn, Weizen und Gerste für die Bewohner von Europa und Westasien, und was die zahlreichen Varietäten des Reises für die der Länderstriche jenseits des Indus sind. Die Völker beider Indien, unter denen viele Millionen sie als Nahrungsmittel betrachten, lieben die Frucht des Pisangs, ihres Zuckerstoffes wegen, vor allen andern Erzeugnissen ihres Bodens. Drei Dutzend Pisangfrüchte reichen hin, einen Menschen statt des Brodes eine Woche lang zu nähren.

Man pflegt sie, wenn sie reif sind, wie die Feigen an der Sonne zu trocknen. Mehl gewinnt man von ihnen, wenn man sie in Scheiben schneidet und nachdem sie getrocknet, zerstampft.

Der Zwerg-Pisang verdient als Tafelfrucht in unsern Treibhäusern cultivirt zu werden. Er läßt sich am besten durch sorgfältig losgetrennte Schößlinge vermehren. Diese pflanzt man in Töpfe mit guter leichter Erde und stellt sie in ein Lohbeet des warmen Hauses. Sie müssen stark begossen werden, denn die großen Blätter der Pflanzen bedürfen reicher Nahrung. Das fruchttragende Exemplar des Kunstgärtners Jessop bekam täglich zwei Eimer Wasser. Die sicherste Methode sie zur Blüthe und Frucht zu bringen ist, daß man sie nach erhaltener Stärke ins Lohbeet setzt, wo sich ihre Wurzeln nach allen Seiten besser verbreiten können als in Töpfen oder Kübeln. Bei einem Thermometerstand von 75 bis 90 Grad Wärme wird sich Jeder, der den Zwerg-Pisang cultivirt, sicher seiner schönen und nahrhaften Fruchttraube erfreuen können.

G.