Allgemeines Deutsches Kommersbuch:332

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
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Gott, ich hab dich oft geschmäht! - Doch jetzt, wo es zum Scheiden
geht, will sich mein Herz erweichen, die Thrän ins Auge schleichen.

     2. So seid zerrissen allzumal, ihr Fesseln und ihr Banden! Nur
eine Kette, fest wie Stahl, die werde nie zu Schanden! Stoßt an, und
schwört mit Herz und Hand, wir wollen uns im fernsten Land, und
noch in späten Jahren, die Freundschaft treu bewahren.

     3. Ihr Mägdlein, nun am Ende ist das Schwärmen und das
Träumen! Ade! in unsern Herzen müßt ihr die Quartiere räumen,
damit noch manches hübsche Kind im Burschenherzen Wohnung find
- o jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum.

     4. Jetzt, Brüder, länger nicht geträumt von Zeiten, weit entlegen:
des Lebens schönster Becher schäumt uns Dürstenden entgegen! -
Pennälerlust, Pennälerqual, wir grüßen dich zum letztenmal und wollen
dein gedenken, wie uns die Götter lenken!

Wilhelm Ruer. 1870.


          740.     Das Lied vom Bürstenbinder.     (IV. 90.)

     Frei, gemäßigt. Franz Abt. 1878.

     1. Nun lockert mir des Fasses Spund u. labt die heißen Keh=len! Ein
neu=es Märlein ward mir kund, das will ich euch er=zäh=len. Doch
reicht mir erst das Büf=felhorn, be=vor ich sag und sin=ge, da=
mit der dunkle La=be=born die rech=te Stimmung brin=ge, da=
mit der dunkle La=beborn die rech=te Stimmung brin=ge.

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     2. Es war einmal ein junger Held, Hans Schlauch, der Bürsten=
binder. Der zog durch Gottes weite Welt bald langsam, bald geschwin=
der, und wo am Weg ein Wirtshaus stand, da hielt er süße Ruhe,
und war er gänzlich abgebrannt, vertrank er Strümpf und Schuhe.

     3. Einst kam der Hans auf seiner Fahrt an einen tiefen Weiher;
das war ein See von seltner Art, sein Wasser war Tokaier. Ein
Weiblein stand am Uferrand, alt, winzig klein und schmächtig, das
nahm den Burschen bei der Hand und sprach zu ihm bedächtig:

     4. Wer und woher du seist, mein Sohn, du kommst zur guten
Stunde, denn wisse, eine Königskron liegt auf des Weihers Grunde;
und wer die Krone von dem Sand heraufzuholen trachtet, dem winkt
der Königstochter Hand, die jetzt verzaubert schmachtet.

     5. Drob sah Hans Schlauch sehr fröhlich drein: Die Mär ist
keine schlechte. Geduld, o Königstöchterlein! Ich glaub, ich bin der
Rechte. Er sprach’s, und in die Knie sank und auf die Hand sich stützte
und trank und trank und trank und trank, bis hell der Goldreif blitzte.

     6. Und als die Kron im Trocknen lag auf weißem Sande sauber,
da thät es einen Donnerschlag, da war gelöst der Zauber. Es stund
Hans Schlauch im Hermelin, geziert mit Spang und Tressen, und vor
ihm lag auf ihren Knien die schönste der Prinzessen.

     7. So hat Hans Schlauch sich eine Kron durch seinen Durst er=
worben. Er herrschte weise auf dem Thron, ist schließlich sanft ver=
storben. Und ist er auch vergessen ganz, verschollen längst die Sage,
so leuchtet seines Ruhmes Glanz doch bis zum jüngsten Tage.

     8. Solang der Bauer Gerste sät und Reben pflanzt und Hopfen,
solang ein Wirt noch Hahnen dreht, und lustig springen Pfropfen, solang
im Becher Wein noch blinkt für Kind und Kindeskinder, wird auch
das Wort bestehn: Der trinkt als wie ein Bürstenbinder.

Rudolf Baumbach.


          741.     Der Zechstein.

     Munter.

     1. Nun weiß ich es, nun ward mir's klar, mein Durst, der kommt nicht
von dem Jahr und auch nicht von dem Wei=ne, und auch nicht von dem
Wei=ne! Ge=o=lo=gie, stu=diert mit Kraft, spricht als re=a=le