Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Der Wundermann von Zehren
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 384–385
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden und Wikimedia Commons
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[384]
161. Der Wundermann von Zehren.

Unterhalb der Stadt Meißen liegt am rechten Ufer der Elbe das stattliche Kirchdorf Zehren. Hier lebte einst ein Schäfer, der in dem Rufe eines Wundermannes stand. Er konnte, wie die Leute sagten, mehr als Brot essen. Der betreffende Schäfer besaß eine Wünschelrute. Mit Hilfe derselben konnte er verborgene Schätze heben, und oftmals wurde seine Hilfe in Anspruch genommen.

Zehren um 1840.

Von Zehren aus fuhr noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts jede Woche ein mit den Erzeugnissen der Zehrener Bauern beladenes Schiff hinauf nach Dresden. Dieses Schiff nannte man das Marktschiff. Einst kamen auf diesem Schiffe zwei Bauern aus Dresden zurück. Sie ließen sich mit einem Kahne des Marktschiffes nach dem Spitzhause übersetzen. Bei dieser Ueberfahrt hatten die betreffenden Bauern das Unglück, einen Sack, in welchem 700 blanke Taler enthalten waren, in den tiefen Elbstrom fallen zu lassen. Alle Versuche, den versunkenen Schatz wieder zu heben, waren vergeblich. Da wandten sie sich in ihrer Verzweifelung an jenen Schäfer in Zehren. Derselbe sollte helfen. Der Wundermann sagte zu, nahm die Wünschelrute und ließ sich von den beiden Bauern auf einem Kahne nach der Unglücksstelle fahren, wo der Geldsack von den Wellen des Elbstromes verschlungen worden war. Der Schäfer nahm nun die Wünschelrute zur Hand und hielt dieselbe forschenden Blickes über das Wasser. Schon nach kurzer Zeit deutete er mit dem Finger auf einen Punkt im Elbstrome und sagte zuversichtlich: „Hier liegt das Geld!“ – Mit einem Haken angelte der eine Bauer in die Tiefe des Wassers. Nicht lange dauerte es, da hing an dem Haken der versunkene Geldsack. Der wiedergefundene Schatz wurde emporgehoben und freudestrahlend in Empfang genommen.

[385] Von diesem Vorgange erfuhren bald alle Leute in der Umgegend. Der Schäfer kam nun in den Ruf eines Wundertäters, und sein Ruf drang überall hin. Von weit und breit kamen Leute nach Zehren und begehrten die Dienste jenes Schäfers. Doch die Wünschelrute soll auf einmal fast regelmäßig versagt haben. Dadurch schwand mit der Zeit der Ruf des Wundermannes. Zuletzt glaubte niemand mehr an seine Kunst. Aus Undank soll dieser wiederholt von den Getäuschten durchgeprügelt worden sein.