Textdaten
<<< >>>
Autor: Charles Baudelaire
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Wein der Bettler
Untertitel:
aus: Die Blumen des Bösen. S. 147-149
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Bondi
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Stefan George
Originaltitel: Le Vin des chiffonniers
Originalsubtitel:
Originalherkunft: Les Fleurs du Mal
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Aus dem Zyklus: Der Wein
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[147]
CXXIX
DER WEIN DER BETTLER


Oft kommt bei einer laterne rotem glanze
Beim rasseln des glases · der flamme zuckendem tanze
In alter vorstadt irrgängen dumpf und feucht
Darin in stürmischer gärung die menschheit keucht:

5
Ein bettler des weges der mit dem kopfe schüttelt ·

Der wie ein dichter an mauern rennt und rüttelt ·
Er nimmt auf die spähenden wächter keine acht ·
Ergiesst sein herz in eingebildeter macht

[148] Erhabne gesetze gebend und eide schwörend

10
Die bösen vernichtend die schuldlosen opfer erhörend.

Der himmel ist über ihm wie ein throndach geschmückt ·
Er ist von dem glanz seiner eigenen würden entzückt –

Ja diese leute von häuslichen sorgen gepeinigt
Vom alter gemartert und von der arbeit gesteinigt ·

15
Entkräftet · unter dem haufen von trümmern geneigt ·

Ein wüstes gewühl das der riesigen stadt entsteigt:

Sie kehren mit ihren gefährten in kriegen gemagert
Zurück und ein fassgeruch über den ziehenden lagert ·
Wie fetzen von alten fahnen hängt ihr bart –

20
Die banner die blumengeschmückten bogen der fahrt


Erheben sich vor ihnen in festlichem jubel ·
Sie bringen in glänzendem und betäubendem trubel
Von sonne von waffen von pauken und stimmengebraus
Dem liebetrunkenen volke die ehre nach haus ..

25
So rollt durch die völker · die schwelger in heitren genüssen ·

Der wein sein gold dahin in blendenden flüssen ·
Er singt in der kehle des menschen was er schon vollbracht
Und mit seinen gaben erwirbt er sich fürstliche macht –

[149] Den gleichmut zu wiegen und zu verscheuchen den kummer

30
Erfand der Herr von reue erfasst den schlummer

Für all die verwünschten die nah an den gräbern sind –
Der mensch fand den wein · der sonne geheiligtes kind.