Der Vampyr, romantische Oper in drei Akten
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Graf Aubri.
Ingnerand, Graf von Port d’Amour.
Isolde, seine Tochter.
Hippolyt, Graf von Damartin, ihr Verlobter.
Morton, Pächter von Aubri’s Gütern.
Lorette, seine Tochter.
Lavigne, ihr Bräutigam.
Etienne, Schloßgärtner zu Port d’Amour.
Balbine, Isoldens Erzieherin.
Chor der Hochzeitsgäste.
Chor der Landleute.
Chor der Vampyre.
Chor der Landleute.
Geschwinde, geschwind!
Es dränget die Zeit,
Die Feier beginnt,
Das Fest sey bereit.
Und windet den Kranz!
Es locken Schalmeyen
Zum fröhlichen Tanz!
Lavigne.
O wie fröhlich,
Fühl’ ich mich in der Natur!
Munt’re Lieder
Tönen wieder
Aus dem Haine, von der Flur.
Wehen Düfte
Süß und würzig, wie der Süd.
Saat und Felder,
Matt’ und Wälder
Chor.
Es lächelt die Sonne
So freundlich und hell,
Es regt sich die Wonne,
Ein sprudelnder Quell.
Und windet den Kranz!
Es locken Schallmeyen
Zum fröhlichen Tanz.
Lavigne.
Heute ist Isoldens Fest,
Wo ich stattlich, goldbetreßt,
Mit der holden Braut erscheine.
Sparet nur zu dieser Feier
Blumen auf und Bänderkram,
Denn auch ich bin Bräutigam.
Chor.
Glück und Heil, Herr Bräutigam!
Balbine.
Wehe! Weh!
Chor.
Was ist gescheh’n?
Balbine.
Chor.
Sprecht Ihr uns’rer Freude Hohn?
Balbine.
Ach! Isolde ist entfloh’n!
Chor.
Wie? Isolde?
Balbine.
Sie ist fort!
Chor.
Balbine.
Mit dem Vater und Verlobten
War sie gestern auf der Jagd,
Donner rollten, Stürme tobten,
Und die Jäger, schnell verzagt,
Doch Isolden sah kein Blick.
Chor.
Wehe, weh! sie ist dahin.
Lavigne.
Aufwärts wendet jetzt den Sinn
Zu dem güt’gen Vater hin,
Der allein sie retten kann.
Chor.
Allmächtiger, Wir flehen hier im Staube,
Beschütze sie mit mächt’ger Vaterhand!
O! laß’ sie nicht dem Elende zum Raube,
Etienne.
Ein Vampyr nimmt wohl die Gestalt
Von jedem Menschen an,
Doch nie erscheint er schwach und alt,
Stets als ein junger Mann:
Er weiß die Worte glatt zu dreh’n;
Doch in dem Auge, schuldbewußt,
Brennt tief das Feuer böser Lust.
Seht ihr im Aug’ den düstern Schein,
Chor.
Sieht man im Aug’ den düstern Schein,
So kann es wohl ein Vampyr seyn.
Etienne.
Bald schüchtern naht er und bald keck,
Er spricht von Liebespein;
Und schläfert Vorsicht ein.
Doch schmückt ihn nicht der Unschuld Roth,
Sein Angesicht ist bleich wie todt,
Und wenn er lächelt, schaut er aus,
Sieht einer blaß und schmachtend drein,
So denkt, das kann ein Vampyr seyn.
Chor.
Sieht einer blaß und schmachtend drein,
So kann es leicht ein Vampyr seyn.
Etienne.
Vor solcher Zauberkunst,
Ein Vampyr ist ein Kind der Nacht,
Und Tod bringt seine Gunst.
Hat er ein armes Kind berückt,
So stirbt sie schnell in seinem Arm.
Er saugt ihr Blut vom Herzen warm.
D’rum präget Euch die Warnung ein:
Wohl Mancher kann ein Vampyr seyn.
Chor.
Jedweder kann ein Vampyr seyn.
Hippolyt.
Recitativ.
Isolde! kühn mag’ ich für dich mein Leben,
Der Hölle Schrecken selbst macht mich nicht beben.
Für dich bekämpfe ich des Feuers Glut,
Arie.
Ja, mich beseelet hohe Liebe,
Die Flamme lodert hehr und rein;
Sie ist der mächtigste der Triebe,
Für sie will ich dem Tod mich weih’n.
Von schmählichen Ketten,
Das fordert mein Muth!
Chor.
Welche Glut!
Hippolyt.
Und dräuen mir Drachen
Noch bleibt mir mein Stahl!
Chor.
Kühne Wahl!
Hippolyt.
D’rum fort, den heißen Kampf zu wagen,
Wer wahrhaft liebt, kennt kein Verzagen,
Chor.
O halt’ ein!
Hippolyt.
Rühren Euch der Liebe Thränen,
Kennet Ihr des Mitleids Sehnen?
Fühlet ihr mit mir mein Leid?
Wagt mit mir den kühnen Streit.
Chor.
Ja, wir wollen kühn es wagen,
Fort mit allem feigen Zagen,
Selbst zur Hölle folgen wir.
Hippolyt.
In dem Schutze dieser Treuen,
Folg’ ich dir, Isolde, dir!
Alle.
Fort, nur fort!
Unverzagt,
Muth und Kraft,
Rettung schafft!
Fort, nur fort!
Hippolyt.
Isolde!
Chor.
Hippolyt.
Isolde! dir bin ich nun nah!
Isolde.
O Hippolyt! O du mein Leben!
Hippolyt.
Isolde! Ach, welch’ süßes Beben!
Chor.
Wir fanden sie wieder die liebliche Braut,
Es locken Schallmeyen,
Zum fröhlichen Tanz!
Auf! rüstet die Maien
Und windet den Kranz!
Isolde.
Hippolyt.
Dort schmücken Blumen schön die Pforten?
Isolde.
Du tödtest mich mit diesen Worten.
Hippolyt.
Was soll die Scheu? der trübe Blick?
Isolde.
Nur dir kann ich es sagen,
O sende sie zurück.
Chor.
Was soll der trübe Blick?
Hippolyt.
Dank soll Eurer Treue werden,
Doch nun zögert länger nicht,
Machen Ruhe ihr zur Pflicht.
Chor.
Still den Hütten
Zugeschritten,
Gönnt Isolden Ruh!
Will sie seyn,
Eilet still den Hütten zu;
Denn nur Einsamkeit giebt Ruh!
Fort, nur fort!
Fort, nur fort!
Hippolyt.
Mag sich auch das Leben schmücken
Mit der Hoheit Glanz und Schein,
Eines nur kann mich beglücken,
Isolde.
Ach, der Hoheit reiche Gabe
Birgt oft nur ein drückend Joch,
Wirf sie hin, die ganze Habe,
Bleibet nur die Liebe noch.
Hippolyt.
Wenn mit ihr die Liebe kost.
Isolde.
Und wenn alle Freuden starben,
Dann gewährt noch Liebe Trost.
Hippolyt.
Gieb mir Liebe, gieb mir Treue!
Isolde.
Hippolyt.
Ohne Zwang und ohne Reue –
Isolde.
Glaub’ an mich, doch frage nicht.
Beide.
Auch in Hymens Rosenbanden
Herrsche Liebe nur allein,
Soll sie uns’re Losung seyn.
Isolde.
Weh’ mir! denn dies Gefühl ist nur Betrug.
Mein Herz schlägt nicht mehr seiner Liebe.
Seit dieser Nacht trifft mich der Hölle Fluch!
Bald flüstert es, – bald ruft es laut:
Du, du, du bist der Hölle Braut.
Arie.
Es fliegt die Brust, es pocht das Herz –
Es irrt das Aug’ in öden Räumen.
Wer rettet mich von diesen Träumen?
Der Freude Harmonieen schweigen,
Der Jugend Frohsinn ist dahin.
Wie Klage klingt der Hochzeitreigen,
Ach, die Zeiten sind verschwunden,
Wo ich froh und glücklich war.
Heiter flohen mir die Stunden,
Freundlich winkte der Altar.
War der Wünsche reines Ziel.
Da erscheint ein finst’rer Geist,
Der mich in den Abgrund reißt. –
Es fliegt die Brust, es pocht das Herz,
Wer fühlet meinen tiefen Schmerz,
Wer rettet mich von diesen Träumen?
Nichts kann, nichts wird mein Schicksal wenden,
Der Tod, der Tod nur kann es enden.
Graf v. Port d’Amour.
Wie Reiche blühen und vergeh’n,
Bald sah man uns in Hainen wallen,
Wo Palmen und Oliven weh’n.
Dort an dem attischen Gestade
Ein süsser Wahn zeigt die Najade
Noch in dem dunkeln Myrthenhain,
Wenn am Olympos Donner drohen,
So glauben wir an Zeus Gewalt,
Und Helios ist es, der uns strahlt.
Doch ruf’ ich wehe, weh’ dem Land!
Mein schönstes Glück sank dort hinab;
Denn ferne an dem griech’schen Strand
Graf v. Port d’Amour.
Nun auf! die Hochzeitfackel blinkt.
Hippolyt.
Des Lebens Lust uns leuchtend winkt.
Isolde.
Die Pflicht gebeut, die Hoffnung sinkt.
Graf v. Port d’Amour und Hippolyt.
Nicht länger laß’ uns weilen.
Isolde.
Graf v. Port d’Amour und Hippolyt.
Laß’ uns zum Altar eilen.
Isolde.
Ich folge. – O Geschick!
Graf v. Port d’Amour.
Dieser Bund sey heil’ge Pflicht.
Tochter, länger zög’re nicht.
Isolde.
Graf v. Port d’Amour und Hippolyt.
Süsse Lust!
Isolde.
Ich reiche dir willig die bebende Hand.
Graf v. Port d’Amour und Hippolyt.
Jauchze Brust!
Isolde.
Kein Zweifel soll künftig die Liebe entweih’n.
Graf v. Port d’Amour und Hippolyt.
Isolde.
Mein Hippolyt! ewig nun bleibe ich dein!
Graf v. Port d’Amour und Hippolyt.
Holde Braut!
Alle.
Nun erst lächelt uns die Sonne,
Und die bange Sorge flieht.
Die in jedem Herzen glüht.
Chor.
Laßt die Schellentrommel klingen,
Jauchzet in den Sang und Tanz!
Freude regt die gold’nen Schwingen,
Chor der Mädchen.
Sieh die Blumen, die wir streuten,
In der Farben bunten Glanz,
Glück nur sollen sie bedeuten.
Liebe wand den Blüthenkranz.
Chor der Jünglinge.
Stark und fest der Liebe Band,
Und dein Abend soll entschweben,
Wie dich dieser Morgen fand. –
Freude regt die gold’nen Schwingen,
Laßt die Schellentrommel klingen,
Jauchzet in den Sang und Tanz.
Graf v. Port d’Amour.
Feierlich ist diese Stunde,
Darum folgt mit ernstem Sinn
Chor.
Feierlich, wie diese Stunde,
Wallen wir mit frommen Sinn
Zu dem Brautaltare hin.
Etienne.
Herr Graf – Herr Graf –
Denn mich erschreckt – ich weiß nicht was –
So eben trat – durch Ihre Pforte –
Ein junger Mann – ganz leichenblaß –
Ich sage ihm, er möchte warten –
Doch schweigend schritt er durch den Garten,
Und folget mir – knapp auf der Spur.
Hippolyt.
So treibet schnell zurück den Frechen,
Kein neuer Aufschub trete ein.
Graf v. Port d’Amour.
So muß ich deß’ gewärtig seyn.
Isolde.
Mir ist’s, als drohe ein Verbrechen,
Verderben dringet auf mich ein.
Etienne und Lavigne.
Graf Damartin mag selbst ihn sprechen,
Graf v. Port d’Amour.
Aubri!
Hippolyt.
Aubri!
Chor.
Aubri!
Isolde.
Das Traumbild dieser Nacht.
Graf v. Port d’Amour.
Aubri.
Ich bin es!
Beide.
O süsses Entzücken!
Graf v. Port d’Amour.
Den Bruder!
Aubri.
Den Vater!
Beide.
Graf v. Port d’Amour.
Den Tod selbst bezwangst du, um mich zu beglücken.
Aubri.
Nur Liebe soll künftig das Leben uns schmücken.
Graf v. Port d’Amour. O himmlische Wonne, o selige Lust! Aubri. Entzückende Wonne, beglückende Lust! |
Beide.
Hippolyt.
Freudig hab’ ich mit empfunden;
Lust nur folgt der Trennung Qual,
Doch es fliehen schnell die Stunden,
Und mein harrt der Hochzeitsaal.
Graf v. Port d’Amour.
Ihn traf früher meine Wahl,
Meinen Freund hab’ ich gefunden,
Und der Tochter den Gemahl.
Hippolyt.
Ihr wollt von der Braut mich trennen?
Graf v. Port d’Amour.
Hippolyt.
Ihr denkt Euer sie zu nennen?
Aubri.
Längst schon wünscht’ ich dieses Band.
Hippolyt.
Jedem Glück soll ich entsagen? –
Ha, mich tödten Schmerz und Wuth.
Noch verläßt mich nicht mein Muth.
Du, Isolde, wirst entscheiden,
Ob mir Glück und Freude winkt,
Ob mir unter ew’gen Leiden
Graf v. Port d’Amour.
Ja, Isolde mag entscheiden.
Isolde.
Nun wohl! es sey; – es muß geschehen;
Mich dränget eine höh’re Macht,
Und sollt’ ich trostlos untergehen,
Was in mir glüht, bekenn’ ich laut:
Nur diesem geb’ ich mich als Braut! –
Chor.
Sie liebt Aubri, der Fremdling siegt.
Weh, Hippolyt! er unterliegt.
Hippolyt.
Rache schwör’ ich dem Gemahl!
Durch die Liebe werd’ ich siegen,
Und wo nicht, durch diesen Stahl.
Dir Isolde sey vergeben,
Konnt’st du auch die Treue brechen,
Nie will ich an dir mich rächen,
Ewig, ewig lieb’ ich dich. –
Was du, Vater, mir gethan,
Heilig bleibt mir stets der Mann,
Der Isoldens Vater ist. –
Dir nur, der vom Grabesrand
Sich zurück in’s Leben fand –
Dir nur schwör’ ich Rache, Tod!
Aubri.
Schlagt den Rasenden in Ketten!
Hippolyt.
Wag’ es, wer das Leben haßt!
Isolde.
Hippolyt! ich muß ihn retten!
Graf v. Port d’Amour.
Wandeln sich in herbe Leiden,
Schmerz und Trauer mich erfaßt.
Alle.
Wehe, wehe, wie sie grollen,
Wie die glüh’nden Augen rollen!
Rache wüthet, Rache droht!
Sucht die Feinde rasch zu trennen,
Statt des Festes, winkt der Tod.
Hippolyt.
Fluch der Hölle dir, Verwegner!
Dir nur schwör’ ich Rache, Tod!
Aubri.
Zittre, Frevler! Stolzer Prahler!
Der in seiner Wuth mir droht!
Dich nur treffe Rache, Tod!
(Ende des ersten Aktes.)
Lorette.
Morton. Lavigne.
Du könntest gar nicht hübscher seyn.
Lorette.
Ich dächte, noch ein Röschen hier.
Morton. Lavigne.
Ganz recht, das schmückt dich ungemein.
Lorette.
Nun mein’ ich, daß mir nichts mehr fehlt.
Morton.
Lavigne.
Nein, nein, das ist nicht gut gedacht,
Wer einfach geht, wird ausgelacht.
Nimm hier noch Scabiosen,
Die Malven und die Rosen,
Den Thymian und Lavendel,
Die weiß und rothen Bänder,
Zu schmücken die Gewänder,
Hier noch die gold’ne Nadel,
Lorette. Morton.
Wo denkst du hin! Du bist nicht klug.
Lavigne.
Die Braut ist mir nie hübsch genug.
Lorette.
Weg mit allem eitlen Tand,
Nur der frische Myrthenkranz
Gilt mir mehr als aller Glanz,
Und gewiß, so werd’ ich Allen,
Die mich sehen, wohlgefallen.
Lavigne.
Allen? Hört Ihr’s, Vater? Allen
Und ich denk’, ich soll allein
Hier der Hahn im Korbe seyn.
Morton.
Ganz allein.
Lorette.
Regt sich wieder Eifersucht?
Vollen Glauben fordern Frauen,
Und der Mann soll blind vertrauen.
Morton.
Blind? o nein!
Lavigne
Darf ich ihren Schwüren trauen!
Morton.
Lorette.
Soll ich auf den Mann nur bauen?
Morton.
Das ist Pflicht.
Alle drei.
Nur bei Liebe und Vertrauen
Drücken Hymens Fesseln nicht,
Treu’ um Treu’ ist süsse Pflicht.
Willkommen sey uns hier auf’s Neue,
Wo dir so manche Thräne floß.
Es grüßen Liebe dich und Treue
[25] Recitativ.
Aubri.
Nehmt meinen Dank, ihr guten Leute!
Ein Freudenfest begeh’ ich heute.
Von frohen Menschen hier umgeben,
An meines Freundes Vaterbrust,
Empfind’ ich doppelt eure Lust.
Chor.
Heil! Heil! Aubri! Heil seinem edlen Freunde!
Graf v. Port d’Amour.
Nein, nein – hier droht der Tochter nicht Gefahr –
Er ist der Edle noch, der stets er war.
Aubri.
Sprecht für mich in diesem Kreise,
Lasset mich nach meiner Weise
Still des Augenblicks mich freu’n. –
Dieser gründet heut’ mein Glück –
Sucht dem Grafen zu gefallen,
Nützt den frohen Augenblick.
Chor.
Welche Liebe, welche Güte!
Aubri.
Willst du, Holde, mich erhören,
Chor.
Aubri.
So gehör’ ich dir allein!
Chor.
Freundlich winkt des Lebens Blüthe.
Aubri.
Jedes Band will ich zerstören,
Chor.
Ja, wir werden glücklich seyn.
Aubri.
Chor.
Heil, Aubri! er lebe hoch!
Aubri.
Vater, sagt den guten Leuten,
Daß ihr Wunsch mich hoch erfreut.
Euer Glück wird es bereiten,
Chor.
Rings soll Freude sich verbreiten,
Heiter lächle uns die Zeit.
Aubri.
Zweifel kann ich nicht ertragen,
Sprich nur rasch: Ja oder Nein!
Lorette.
Nie darf ich die Eure seyn.
Graf v. Port d’Amour.
Alles dürft ihr von ihm hoffen.
Aubri.
Holdes Mädchen, laß’ mich hoffen.
Lorette.
Tief hat mich sein Blick getroffen.
Graf v. Port d’Amour.
Aubri.
Dort im Garten seh’ ich dich.
Lorette.
Wohl! es sey! erwartet mich.
Aubri.
Sicher kommst du?
Lorette.
Ja doch, ja!
Aubri.
Graf v. Port d’Amour.
Euch zu beglücken ist er da.
Aubri.
Fort nun zur Freude, zur taumelnden Lust,
Jubel nur schwelle die pochende Brust.
Nicht in dem Schlosse, im dumpfigen Saal,
Chor.
Auf, in das Freie, zum fröhlichen Mahl,
Spendet uns blinkenden Wein im Pokal.
Jubel nur schwelle die pochende Brust,
Fort nun zur Freude, zur tobenden Lust.
Hippolyt.
Und faßt mich auch der sich’re Tod;
Nie soll mich ein Geschick bekümmern,
Das nur mein eig’nes Seyn bedroht.
Ich trotze kühn den Ungewittern
Für sie nur, für Isolden zittern,
Das wäre mehr als Höllenqual!
Ihrer Augen holde Sterne
Hellten meines Lebens Nacht;
Fühl’ ich ihre sanfte Macht.
Mag sie mich auch treulos hassen,
Schwand der Liebe letzter Schein –
Nimmer werd’ ich sie verlassen,
Hippolyt.
Zittern soll der feige Bösewicht.
Lavigne.
Meine Braut soll er mir nicht entreissen.
Hippolyt.
Hier zu strafen ist mir heil’ge Pflicht.
Lavigne.
Mit den Zähnen will ich ihn zerreissen.
Hippolyt.
Lavigne.
Mädchenräuber, nimm dich wohl in Acht!
Hippolyt.
Meines Lebens Glück hat er geraubt.
Lavigne.
Warum hat er mich in Wuth gebracht?
Hippolyt.
Fort, die Rache zu vollstrecken.
Lavigne.
Hippolyt.
Solche feige List entehrt.
Lavigne.
Könnt Ihr sonst die Schuld beweisen?
Hippolyt.
Offen ford’r’ ich ihn auf’s Schwert.
Lavigne.
Erst die List und dann das Eisen.
Hippolyt.
Soll er meinem Strafgericht,
Ihn zur Rechenschaft zu zieh’n,
Machet Liebe mir zur Pflicht.
Lavigne.
Nun, schwarzes Gräflein, nun bist du dahin,
Solch ein Vertheid’ger ist wahrlich Gewinn,
Ohne zu fragen erst, haut er und sticht.
Beide.
Nun fort ohne Weilen,
Auf lasset uns eilen
Die Tugend erretten,
Das Laster zertreten
Ist heilge Pflicht.
Lorette.
Wo der holde Frühling lächelt,
Da ist sicher Amor auch.
Aus den Blumenkelchen nickend,
Uns mit Blüthenduft entzückend,
Flüstert Liebe jeder Hauch.
Fliehet schnell, denn Amor lauschet
Unter jedem Blüthenstrauch.
Blinkt nun erst der Mond hernieder,
Flöten Nachtigallenlieder,
Kommt die Nacht in stiller Feier,
Hüllt uns in den Zauberschleier,
Wer, wer rettet dann das Herz.
Brechen muß es, untergehen,
In der Liebe süssem Schmerz.
Etienne.
Frühling hat bald ausgelächelt,
Sturmwind saußt, wo West gefächelt,
Eisig weht sein starrer Hauch.
Flieht die Jugend, Reue lauschet
Unter jedem Dornenstrauch.
Dräuend blickt der Himmel nieder,
Uhu’s heulen Todtenlieder –
Brechen muß es, untergehen,
Und für jegliches Vergehen
Trifft dich der Verzweiflung Schmerz.
Aubri.
Führe, grause Macht der Hölle,
Bring’ Lorette mir zur Stelle,
Daß aus frischer Lebensquelle
Ich mein Daseyn rasch erneu’!
Aber wenn sie ferne bliebe,
Wenn, von Angstgefühl gemahnt,
Meiner Neigung Quell’ sie ahnt?
Grause Macht der Hölle!
Führe sie zur Stelle,
Daß sie mein – mein eigen sey! –
Sie bebt, – sie kämpft, sie weint, – sie naht –
Bald ist erfüllt, um was ich bat –
Umsonst ist alles Widerstreben,
Lorette.
Es zieht mich fort, mit Macht, mit Macht,
Und gält’ es auch mein ganzes Leben,
Und gähnte hier der Hölle Schacht,
Ich kann, ich kann nicht widerstreben.
Aubri.
Ich finde dich, mein süsses Leben,
Wo mir dein holdes Auge lacht,
Seh’ ich die Sonne sich erheben.
Lavigne.
Herr Graf, sie sind’s, gebt Acht, gebt Acht!
Aubri.
Lavigne.
Sie stirbt, wenn sie ihm Hoffnung macht.
Lorette.
Es pocht das Herz mit bangem Beben.
Hippolyt.
Bald sinket er zur ew’gen Nacht.
Aubri.
Freudig wird es bald mir tagen,
Fühl’ mein Herz für dich nur schlagen,
Holdes Mädchen, will’ge ein.
Lorette.
Nur mit Beben, nur mit Zagen,
Sag’ ich dir nur, dir allein,
Engel, Teufel, ich bin dein.
Hippolyt.
Darf der Freche solches wagen!
Darf ich’s dulden, nein, o nein!
Rache will ich, weg mit Klagen!
Lavigne.
Länger kann ich’s nicht ertragen,
Das ist mehr als Höllenpein.
Ha, mich drängt’s, ihn todt zu schlagen,
Waffen her, Stock oder Stein!
Aubri.
Lorette.
Sie sind’s, sie sammeln sich zum Feste!
Aubri.
Komm, holdes Liebchen, folg’ mir nach!
Chor.
Auf, ihr Schönen!
Lieber tönen,
Zum Altar,
Holdes Paar,
Eh’ die Sonne sinkt.
Aubri.
Hölle! soll sie mir entgehen!
Lorette.
Mich durchwühlen tausend Wehen!
Welches Leben! welche Glut!
Aubri.
Folge mir, du zarte Taube,
Günstig ist der Augenblick.
Lorette.
Himmel, was wird mein Geschick!
Aubri.
Fort, Geliebte, laß’ uns flieh’n!
Hippolyt.
Feiler Bösewicht, fahre hin!
Aubri.
Hippolyt! o Höllenpein!
Hippolyt.
Chor.
Was war das? Was ist geschehen?
Graf v. Port d’Amour.
Ha! Aubri! – was muß ich sehen?
Lavigne.
Meine Braut wollt’ er verführen,
Da traf ihn der Rache Strahl.
Graf v. Port d’Amour.
Schicksal, das ist Höllenqual.
Aubri.
Schwöre mir bei deinem Leben –
Schwöre bei Isoldens Glück,
Keine Kunde ihr zu geben
Bis – die zwölfte Stunde tönt –
Und – ich sterbe dann – versöhnt –
Graf v. Port d’Amour.
Wohl, ich schwöre! –
Aubri
Nun ist’s gut!
Alle.
Weh! es faßt uns wildes Grausen,
Fliehet, fliehet diesen Ort.
Hört ihr’s durch die Lüfte sausen,
Das ist Gottes Donnerwort!
Und die Leiche, und den Mord –
Fliehet fort! –
Aubri.
Wer kann die Todten morden!
Noch ist Isolde mein!
(Ende des zweiten Aktes.)
Isolde.
Am tiefen Himmelssaum;
Der Kahn des blassen Mondes schwimmt
In ungemeß’nem Raum.
Die Erde liegt in bleichem Schein,
Es tönen Stimmen um mich her
So traurig, mild und fern;
Es braußt wie das erzürnte Meer,
Und tiefer sinkt mein Stern.
Schwimmt steuerlos mein Lebenskahn.
Wo mich retten
Von den Schauern,
Die mich furchtbar still umringen,
Die mich enger stets umschlingen.
Ew’ger Geist der heitern Fernen,
Der du thronest über Sternen,
Dir nur ist mein Leid bewußt.
Ende diesen Streit der Seele,
Sende Frieden in die Brust.
Hippolyt.
Dich nur wollt’ ich retten!
Isolde.
Ungeheuer!
Hippolyt.
Isolde.
Mir so theuer!
Hippolyt.
Unwerth war er deiner Hand.
Isolde.
Frevle nicht!
Hippolyt.
D’rum zerriß ich dieses Band.
Isolde.
Hippolyt.
Kannst du mich so sehr verkennen!
Isolde.
Mörder nur will ich dich nennen!
Beide.
Wo Liebe glühte, regt sich Haß,
Ich fühl’s, ich kann nicht widerstehen.
Soll ich feindlich vor mir sehen.
Fort Anblick zu entflieh’n! –
Doch mächtig zieht mich’s zu hin.
Nein, nie werd’ ich in Haß entbrennen,
Wir müssen uns auf ewig trennen,
Doch bleib’ ich ewig noch.
Isolde.
Leb’ wohl, mein Hippolyt!
Hippolyt.
Isolde, lebe wohl!
Beide.
Isolde.
Recitativ und Arie.
Er geht, ihm folget scheu mein Blick.
Mir ist’s, als würde nun mein Leben
Und meiner ganzen Jugend Glück
Auf immer mir mit ihm entschweben.
Wo – wo seyd ihr hin entfloh’n?
Ach, vergebens seufzt die Klage,
Es verhallt ihr leiser Ton.
Freudig klangen sonst die Lieder,
Und vom hohen Himmel nieder
Engelsflüstern mich umweht.
Und dürft’ ich mich nicht mehr erheben?
Und dürft’ ich nimmer aufwärts streben? –
Sieh gnädig auf dein flehend Kind!
Ein Blick von dir, der oben thronet,
Und jedes Nebelbild zerrinnt,
Und siegend steht in ew’ger Klarheit
Ha! es wird Licht!
Fort, Traumgesicht! –
Ein sanfter Strahl aus tiefer Nacht,
Der, wie der Sterne holdes Licht,
Erleuchtet mich durch Gottes Macht.
Heil mir, es tagt – der böse Traum
Verfließt vor meinem Blick wie Schaum,
Und in dem Herzen, Gott erfüllt,
Wonnegefühle beleben die Brust –
Das Trugbild der Hölle verschwindet!
O himmlisch Entzücken, o selige Lust!
Gott hat mir die Wahrheit verkündet!
Der Glaube erleuchtet die finstere Nacht.
Ich sehe die Engel im himmlischen Chor –
Mein Dank steigt zum Vater der Liebe empor!
Recitativ.
Tag ist’s vor meinen Augen!
Mit wilder Gier –
O Schrecken und Grauen! ist – ist –
Ein Vampyr!
Aubri.
Ha! wer wagte den Verrath!
Isolde.
Aubri.
Vorwärts drängt’s! die Stunde naht.
Isolde.
Schrecklich drohet mir sein Blick.
Heil’ger Glaube schütze mich!
Aubri.
Ha! mich fesselt höh’re Macht!
Isolde.
Aubri.
Nun, so muß ich denn verderben,
Aber du sollst mit mir sterben.
Isolde.
Wehe, weh! wer rettet mich!
Graf v. Port d’Amour.
Was seh’ ich? Du, und immer du!
Zum zweitenmal dem Grab entstiegen.
Aubri.
Trotz dir soll auch die Hölle siegen,
Du giebst mir selbst der Tochter Hand,
Und knüpfest schnell der Liebe Band.
Graf v. Port d’Amour.
Aubri.
Halt ein! gedenke deines Schwurs!
Graf v. Port d’Amour.
Nein! Nimmermehr! des Vaters Rechte,
Sie schützen gegen Höllenmächte.
Kehr’ hin, von wannen du gekommen,
Isolde ist und bleibet
Aubri.
Mein!
Graf v. Port d’Amour.
Der Tod durchrieselt mein Gebein!
Aubri.
Bald bist du der Hölle verfallen,
Dann sinkst du mit mir hinab, hinab –
In’s ew’ge Grab! –
Atramidur.
Die Glocke ruft zum Höllenpfade.
Atramidur fällt nicht allein.
Graf v. Port d’Amour.
Isolde.
In seinen Armen selbst bin ich rein!
Atramidur.
Herab mit mir zum tiefsten Schlunde.
Graf v. Port d’Amour.
Dem Vater bleibt sein heilig Recht!
Unterirdischer Chor.
Die Stunde ruft!
Atramidur.
Chor mit Atramidur.
Herab zur Gruft!
Graf v. Port d’Amour.
Du selbst nur, feiler Sündenknecht!
Atramidur.
So treffe Euch mein ew’ger Fluch!
Chor.
Nur dich verdammt des Ew’gen Spruch!
Schluß-Chor.
Ewiger Gott!
Preis dir, du gütiger,
Liebender Gott!
Bosheit im Staube liegt,
Tugend und Unschuld siegt,
Dank dir, o Gott.
Ende.