Der Unions-Präsident Johnson
[416] Der Unions-Präsident Johnson ist, wie unsere Leser längst wissen, mit neunzehn gegen fünfunddreißig Stimmen freigesprochen. Eine einzige Stimme fehlte zur Zweidrittelmajorität, welche das Gesetz für die Verurtheilung erfordert. Niemand wird dieser Art Freisprechung ein bedeutendes moralisches Gewicht beilegen, auch wenn die vielfach verkündete Untersuchung wegen Bestechung zu Gunsten des Angeklagten sich in ein Gerücht auflösen sollte. Gleichwohl ist der Jubel der dort sogenannten demokratischen Partei, welcher Johnson angehört, außerordentlich und spricht sich in Verhöhnungen und Angriffen aus gegen Alle, welche während des Processes auf der Seite der Ankläger gestanden. Zu letzteren gehörte die „Gartenlaube“ insofern, als sie über diesen Gegenstand den unseren Lesern bekannten, Johnson’s Parteitreiben scharf rügenden Bericht eines ihrer langjährigen Mitarbeiter veröffentlichte. Gegen diesen erhebt soeben ein New-Yorker Journal seine Stimme, indem es ihm vorwirft: „er habe seinen Namen verschwiegen, weil er sich fürchte, öffentlich blamirt zu werden.“ Daß dieser Verfasser sich nicht fürchtet, hat er oft genug der amerikanisch-demokratischen Partei bewiesen. Er gehört zu den hervorragendsten Männern der Union und hat als Staatsmann wie als Publicist sich eine einflußreiche Stellung zu erringen gewußt. Schon deswegen brauchten wir uns nicht zu bedenken, einen Artikel aus seiner Feder in die Gartenlaube aufzunehmen. Wir haben aber auch außerdem in dem vorliegenden Fall die liberale Presse Deutschlands ohne Ausnahme auf Seite der republikanischen Partei Nordamerikas gefunden und ihr nach unserer Ueberzeugung uns angeschlossen. D. Red.