Der Telegraph durch’s atlantische Meer

Textdaten
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Titel: Der Telegraph durch’s atlantische Meer
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aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 406–408
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Der Telegraph durch’s atlantische Meer.

In der Regel ist vom Lächerlichen zum Erhabenen nur ein Schritt. Es kommen aber auch ungemein viel Fälle vor, in denen das Lächerliche selbst erhaben oder das Erhabene lächerlich ist, daß Beides sich auf eine jammervolle Weise zu Geschichten aufhebt, über die man lachend weinen oder weinend lachen könnte, was man aber Beides nicht vermag, so daß man sich mit einem diplomatischen Achselzucken sauersüß aus der Affaire ziehen muß. Die erhabene Lächerlichkeit kommt am häufigsten in den durch Diplomatie und tiefsinnige Politik verhunzten Beziehungen der Völker zu einander vor. Mit der einen Hand verbindet und befreundet man sie durch Eisenbahnen, Telegraphen, Waaren- und Ideen-Austausch, durch Soll- und Haben-Rechnungen, die in musterhafter Brüderschaft je jenseits Grenzen zwischen den Linien der Conto-Bücher fortlaufen und sich gegenseitig so oft schreiben, wie zärtlich Verliebte und Verlobte; mit der andern Hand stellen sie sich gegenseitig Gensd’armen, Soldatenheere, Grenzwächter, Postvisitatoren, Zöllner, Schlagbäume, Schuß- und Hiebwaffen, Festungen und Kugelhaufen entgegen, und halten einander ihre nationalen Säbel vor die Nase. Mit der einen Hand schlagen sie Völker nieder, um ruinirte rebellische Länder „einzuverleiben“, und geben dabei und für Erhaltung der Unterwürfigkeit und Niederwerfung von Empörungen, für Processe, Gefängnisse, Executionen mehr aus, als die andere, thätige, productive Hand jemals von den ruinirten Völkern und aus dem Handel Vortheil ziehen kann. So geht’s England mit China. So geht es ihm just dieser Tage mit Indien. Sie haben das reichste Land der Erde erobert, ausgesteuert, mit Tortur ausgepreßt, und seit mehr als einem Jahrhundert einen englischen Crösus nach dem andern daraus heimkehren lassen. Man nannte dies: Indien civilisiren und christianisiren. Nun sind aber die braunen, schönen, friedlichen, schwachen Indier zu wüthenden Hyänen gegen ihre Wohlthäter civilisirt und christianisirt worden und in der grimmigsten Empörung gegen alle Europäer, die gemordet werden, wie es irgend geht, just wie die lächelnden, freundlichen Chinesen sich gegen die Engländer wenden, als wären’s Heerden von Heuschrecken und sonstigem Ungeziefer. Im besten Falle kostete ihnen China, Indien und sonstige zu England bombardirte Besitzungen und Colonien mehr, als die andere Hand durch Production und Handel je wieder gut machen kann. Die Conto’s der Ehre und Schande und der nationalen Demoralisation, die stets aus geraubtem Gute hervorgeht, bringen wir dabei gar nicht mit in Ansatz. Am schlimmsten kommt Englands Politik im Widerspruch der wirklichen Interessen mit Amerika weg. Es hat noch stets einen großen Theil seiner 6,000,000,000 Thaler Kriegsschulden vom amerikanischen Kriege her auf dem Halse. Dabei hält Lord Palmerston noch immer Kriegsschiffe in Bereitschaft und läßt überall in den Häfen und Meeren herum renommiren und böses Blut machen, um stets in Kriegsbereitschaft gegen Amerika zu sein. Wenn er auch keinen Krieg anfängt (nicht mit Amerika, wie mit Niemandem, der stark ist), wird doch das Geld verschwendet und böses Blut daraus gemacht. Mit der andern Hand schüttelt man den Amerikanern Freundschaft und gleicht freundschaftlich ungeheuere, stets wachsende Baumwollen-, Zucker-, Leder- und Gutta-Percharechnungen aus.

Damit dies künftig noch schneller gehe, legt man jetzt ein ungeheueres, elektrisches Freundschafts- und Correspondenzband durch den tausendmeiligen atlantischen Ocean. Manche Zeitungs-Salomo’s sehen darin ein Stück Weltgeschichte, das Band des ewigen Friedens, den erhabensten Triumph unserer Civilisation, Wissenschaft und Kunst u. s. w.

Der Telegraphendraht ist ein Wunder, die erhabenste Drahtzieherarbeit dieses Jahrhunderts; aber man darf nicht zu sanguinisch sein, nicht zu erhaben schwärmen, so lange die Diplomaten viel mehr edele und nützliche Metalle zu zerstörenden, Völker entzweienden, Frieden, Freundschaft, Recht, Humanität, Handel und Wandel vernichtenden Zwecken consumiren, als die Friedens- und Freundschaftsinteressen zu Telegraphendrähten und andern Bindemitteln. Da die Palmerston’sche Diplomatie überall in der Welt Kriegsschiffe umherschwimmen und ihre Agenten in jedem Hafen der Welt hat, kann jeden Augenblick ein casus belli, eine Kriegsnothwendigkeit eintreten. Sofort wird es höchster Patriotismus und Heroismus, Eisenbahnschienen und Telegraphendrähte, die dem Feinde nützlich werden könnten, zu zerstören, und die kostbarsten Früchte des Friedens zu vernichten. Auch der atlantische Telegraph ist also nicht sicher und was dessen Sprache betrifft, wird man sich hauptsächlich Börsen-Course und Baumwollenpreise zublitzen. So lange es keine höheren Interessen an beiden Enden des ungeheuern Telegraphentaues gibt, bekommt auch dieses Sprachrohr nichts Höheres zu sagen. Dessen Erhabenheit hängt von den Menschen an beiden Seiten ab. Aber wie weder Dallas noch Palmerston, weder die Engländer noch die Amerikaner sich mit höheren Interessen oder gar Erhabenheit zu thun machen, wird auch ihr neuer großer Freundschaftsdraht viel mit Dingen zu thun haben, die durch ihre [407] unterseeische Blitzreise von tausend Meilen noch nichts Großartiges bekommen.

So viel im Allgemeinen und gegen Ueberstürzung in Beurtheilung des telegraphischen Weltwunders. Wir verkennen dabei das Wunder nicht, und freuen uns der ungeheuern Technik und Industrie, die es schuf. Suchen wir uns eine Vorstellung davon zu machen. Es ist durchweg interessant und erhebend, zu begreifen, wie man’s machte.

Der ungemein dünne, obwohl sehr complicirte Draht, der die alte und neue Welt verbinden soll, wird zwei kolossale Kriegsschiffe füllen, ein amerikanisches und ein englisches, die in der Mitte des atlantischen Oceans jedes ein Ende hergeben, verbinden lassen und dann nach entgegengesetzten Enden ausspinnen werden, bis das eine Amerika, das andere England erreicht. Die amerikanische Fregatte Niagara hat eben ihren Theil in England eingesponnen, mit der andern Hälfte wurde das englische Kriegsschiff Agamemnon in Portsmouth beladen.

Die Art, wie das Telegraphen-Tau in’s Schiff gewickelt ward, ist folgende. Linker Hand am Schiffe hat man eine Art von Ponton-Brücke mit Rädern oben, über welche das Tau läuft, angebracht. Es wird von einer Dampfmaschine im Innern von den Walzen in den Werkstätten der Herren Glaß und Elliot ab- und in das Schiff hineingezogen, wo unten um einen Kegel herum ein dichter Ring von Männern in blauen, wollenen Matrosenhemden sitzt und den rollenden, auf vielen Rädern hinrutschenden Draht so genau ordnen, indem er sich aufwickelt, daß keine Krümmungen, Verwickelungen und Zwischenräume an der Rolle entstehen. Als Schreiber dieser Zeilen das Schiff besuchte (auch interessant wegen seiner Kriegsthaten im schwarzen Meere und der Besatzung, welche noch ganz dieselbe ist, wie sie aus dem Kriege zurückkehrte), waren 230 englische Meilen aufgewickelt. Da man im Durchschnitt täglich etwa 40 Meilen ab- und einspann, bedurfte diese eine Hälfte des Drahtes allein einer fortwährenden Reise und Aufwickelung aus seiner Geburtsstätte in das Schiff von fünfwöchentlicher Dauer.

Die Reserveschiffe, Mittel und Vorsorgen gegen allerhand mögliche Unglücksfälle beim Aussenken des Riesendrahtes in den Meeresgrund sind von sehr durchdachter Art; doch hängt deren Erfolg von den Händen ab, welche in Fällen der Noth zu- und eingreifen müssen. Da wichtige Posten und Aemter in England aber nicht nach dem Maße von Kenntniß und Tüchtigkeit, sondern in Folge von Geburt, Verwandtschaft und Empfehlung vertheilt werden, ist hier nicht geringe Gefahr zu befürchten.

Am 14. oder 15. Juli dampfschrauben sich beide Schiffe nach der Mitte des atlantischen Oceans, wo die beiden Hälften des großen Freundschaftsbandes vereinigt und dann in nobler Concurrenz als ein Ganzes durch das atlantische Meer hin ausgesponnen werden. Jedes wird dazu etwa acht bis zehn Tage brauchen. Das Telegraphen-Tau besteht zunächst aus einem dichten Gewinde von sieben Kupferdrähten in einer festen Hülle von Gutta-Percha, um sie dadurch gegen äußere Einflüsse zu schützen und gegen erdmagnetische Störungen zu sichern. Um den Gutta-Percha-Mantel ist eine feste Schicht getheerten Hanfs gesponnen. Kupferdrähte, Gutta-Percha-Hemd und Hanftheerjacke sind mit einem dichten Eisendrahtmantel bekleidet, um dem Ganzen just für die Zeit des Ausspinnens und Senkens Zähigkeit und Kraft zu geben. Nachher kann der Eisenmantel ruhig verrosten, das kolossale Band bedarf auf dem ruhigen Meeresgrunde dieses Schutzes nicht mehr. Trotz dieser complicirten Zusammensetzung ist das ganze Tau nicht dicker als eine gewöhnliche Waschleine und eben so biegsam. An der Verfertigung der mehr als 50,000 geographischen Meilen Kupfer- und Eisendraht (400 Meilen einfache Länge von Amerika bis England sieben Mal in Kupfer und achtzehn Mal sieben Mal in Eisendraht zu dem äußeren Mantel, der aus achtzehn Schnüren, jede zu sieben Drähten, besteht) haben alle Drahtzieher Englands über ein Jahr mehr oder weniger zu thun gehabt. Sie lieferten ihre Arbeit an die beiden Hauptspinner ab: Newall in Birkenhead und Glaß und Elliot in Greenwich, welche selbst täglich mit Dampf jeder etwa 15 geographische Meilen Draht zogen. Im Durchschnitt kostete jede geographische Meile 600 Pfund Sterling. Das Ausziehen dieser Metallmassen und deren Verspinnung mit den Tag für Tag vierspännig ankommenden Arbeiten anderer Drahtzieher rief ein Leben in Birkenhead und Greenwich hervor, das eben so großartig als neu aussah, da immer wieder Tausende von Neugierigen herbeiströmten, um die unaufhörlich ankommenden riesigen Trommeln von gesponnenem Drahte zu bewundern und zu sehen, wie sie abgewickelt und blitzschnell wieder zusammengesponnen wurden.

Auf das Technische und die vielen wunderbaren Kleinigkeiten und genialen Erfindungen zur Erleichterung der verschiedenen Operationen können wir hier ohne viel Raum nicht eingehen, da wir schon genug zu thun haben, um von der elektrischen und telegraphischen Wichtigkeit dieses Taues eine Vorstellung zu geben. Zunächst ist es schon großartig genug, eine so complicirte Waschleine 2000 englische Meilen lang zu spinnen und sie aus zwei Kriegsschiffen durch das ganze atlantische Meer hin zu legen, um die vor einigen Jahrhunderten noch ganz unbekannte, weite, nur nach langen, schweren Kämpfen erreichbare neue Welt so dicht an die andere zu knüpfen, daß man beim Aufwachen in Berlin, Leipzig, Dresden, Wien, Peterburg u. s. w. bis in die Hinterwälder Amerika’s fragen kann, wie ein Verwandter oder Bekannter dort geschlafen habe, um beim Frühstück schon die Antwort zu erhalten. Wird’s denn aber auch gehen? Wird die dünne Waschleine auf dem Meeresgrunde unbeschädigt ankommen, dort aushalten und die Elektricität in beiden Welten stark genug sein, um in einem Futter hüben und drüben anzukommen, ohne den Athem oder sich selbst ganz verloren zu haben?

Lauter Fragen, deren Beantwortung erst abgewartet werden muß, wird man meinen. Dies ist aber nicht nöthig; der wissenschaftliche Director des ganzen Unternehmens, Mr. Whitehouse, hat sich bereits auf die großartigste und complicirteste Weise mit Mitteln umgeben, um Antwort auf diese Fragen im Voraus zu erhalten. Diese sind bis jetzt alle günstig ausgefallen.

Mr. Whitehouse ist zugleich wissenschaftlicher Director der ganzen einen Elektro-Telegraphen-Compagnie Englands und hat sich als dieser moderne Jupiter des Blitzes dichter mit Drähten und Gewinden umgeben, wie die Spinne mit ihrem Gewebe oder der Seidenwurm mit seinem meilenlangen Coconmantel. Besonders interessant unter diesen Gewinden und Geweben und Instrumenten ist seine Elektricitäts-Kraftwage. Er läßt den elektrischen Strom durch Draht laufen, der um eine Barre weichen Eisens gewickelt ist. Letzterer wird dadurch ein Magnet, der das eine Ende der Wage anzieht und zwar mit einer Kraft, welche durch die Zahl von ganz kleinen, gleichen Eisenkügelchen, die dann das andere Ende der Wage aufhebt und anzieht, auf das Genaueste gemessen werden kann. Dieser „Magneto-Elektrometer,“ wie die Wage genannt wird, hat seine unermeßlichen Vorzüge vor dem bekannten Galvanometer, der unruhig und höchst unsicher mißt, während ersterer ruhig und genau nur so viel Eisenkügelchen anzieht, als die elektricitätserzeugte magnetische Kraft eben tragen kann. Außer dieser feinen Elektricitäts-Kraftwage ist ein Elektricitätsgeschwindigkeits-Meßinstrument sehr wichtig geworden, das zu complicirt ist, als daß wir es ohne wissenschaftliche Voraussetzungen in Kürze beschreiben könnten. Nur so viel, daß dieses Instrument hundertste Theile einer Secunde angibt, so daß elektrische Ströme, die durch je eine zusammengewickelte Masse von Draht, eine bis hundert und mehrere hundert Meilen lang, gehen, der Zeit nach auf das Genaueste gemessen werden können. Mit diesen Instrumenten hat er den Drähten, welche das blitzschnell fragende und antwortende Band zwischen der alten und neuen Welt werden sollen, schon von vornherein befriedigende Antworten auf wichtige Fragen abgenöthigt. Wir bemerken hier nur in Kürze eine der wichtigsten Eigenthümlichkeiten des gigantischen Drahtes. Das innere Gewinde von sieben Kupferdrähten wird nicht als ein bloßer Leitungsdraht wirken, wie unsere gewöhnlichen Telegraphendrähte, sondern als Leydener Flasche, eine Flasche so lang, wie der atlantische Ocean zwischen England und Amerika breit ist. Die Leydener Flasche, welche mit Elektricität gefüllt wird, muß einen isolirenden Mantel haben, der die entgegengesetzten Elektricitäten getrennt hält, bis sie sich an einem verlangten Punkte blitz- und schlagartig vereinigen sollen. Diesen isolirenden Mantel bildet hier der Gutta-Percha-Ueberzug; der innere Kupferdraht den Behälter und Leiter der innern, der äußere Eisendraht und (ohne denselben) das umgebende Meereswasser nehmen die durch die innere gebundene entgegengesetzte Elektricität auf. Der innere Kupferdraht ist beinahe Haarbreit dünn, weil die ganze Leydener Flasche, die er bildet, mit Elektricität gefüllt werden muß, damit sie am andern Ende sich entlade. Wäre er nur um ein Hundertstel eines Zolles dicker, würde das jedesmalige Füllen des Drahtes so und [408] so viel mehr Elektricität fordern und die Herstellung derselben jährlich um viele tausend Pfund theurer werden.

Der Beweis, daß der atlantische Telegraph wie eine Leydener Flasche wirkt, ist mit der Elektricitätswage auf das Klarste geführt worden. Aber was für riesige galvano-elektrische Batterieen werden dazu gehören, um diese über 400 geographische Meilen lange Flasche zu füllen? Schreiber dieser Zeilen schrieb mit dem elektrischen Blitze an sich selbst durch einen 660 englische Meilen langen Draht binnen 9/10 einer Secunde und zwar vermittelst einer Batterie, die aus sieben in verdünnte Schwefelsäure getauchten Zinkstückchen bestand, keins größer, als etwa eine Erbse. Dies geschah in Mr. Whitehouse’s Bureau zum Beweise, daß man mit einer Batterie von 72 Paar Platten, jede von 16 Quadratzoll, von Amerika bis England blitzen und dort noch mit der Kraft schreiben, telegraphiren kann. Dies ist freilich nur dadurch möglich, daß die Leydener Flasche ihre 400 Meilen lang geblitzte und abgeschwächte Elektricität just bis zu Reserve-Batterieen trägt, die, aus drahtumflochtenen Eisenbarren bestehend, die ihnen von der andern Welt erschöpft zugesandte Elektricität wieder so stark machen, daß sie die Telegraphennadeln treiben und bewegen kann. Die Eisenbarre wird durch die Elektricität, welche durch den um sie gewickelten Draht läuft, ein momentaner Magnet. Und diese so erzeugte magnetische Kraft ist es, welche eigentlich die Nadeln treibt. Es ist also eigentlich ein Magneto-Telegraph, welcher das Werk der reiseerschöpften Elektricität thut. Dabei hat sich noch deutlich ergeben, daß galvanische Elektricität als solche geringere Bewegungskraft hat, als magneto-elektrische. Letztere ist schwächer, als erstere, bewegt sich aber viel schneller durch den isolirten Draht, als stärkere directe Galvano-Elektricität. Die correspondirende Kraft zwischen der alten und neuen Welt wird eine magneto-elektrische sein. Dies sind Alles nur Andeutungen ungemein wichtiger Punkte, deren gemeine, wissenschaftliche Erörterung Männern von Fach überlassen bleibt. Auch das Ergebniß kostspieliger Experimente, zu erfahren, wie weit sich das Telegraphen-Tau ausdehnen oder ob es wohl gar reißen könne, wenn es aus beiden Schiffen etwa eine deutsche Meile lang abgewickelt den Merresgrund nicht erreicht haben sollte, geben wir nur im Allgemeinen an. Es wird sich auf die englische Meile etwa zwei Fuß dehnen, von seiner Leitungskraft dadurch aber kaum etwas Merkliches verlieren. Außerdem ist es so genau fabricirt und in seiner Kraft gemessen, daß es sich funfzig Mal mehr dehnen kann, ohne zu reißen oder leitungsunfähig zu werden. Nur eine Befürchtung ist bei dem Riesenwerke noch nicht erledigt: der Einfluß, den natürliche elektrische und magnetische Strömungen, welche in ewiger geheimnißvoller Zuckung als Pulsschlag in der Erde hin- und herwallen, auf das am Meeresboden hingestreckte Sprachrohr ausüben können. Aber man weiß wenigstens, wie man solche Einflüsse antagonistischer und neutralisirender Art überwinden und unschädlich machen kann. Und so haben wir bereits ziemlich hinreichende Gründe, die riesigste That und Schöpfung dieses Jahrhunderts als eine gelungene zu begrüßen.