Der Sprachenkampf in Deutsch-Lothringen
[686] Der Sprachenkampf in Deutsch-Lothringen. In Nr. 37 der Gartenlaube wird in der Notiz eines Elsässers hervorgehoben, daß trotz des passiven Widerstandes der protestantischen Geistlichen unter der napoleonischen Herrschaft die deutsche Sprache rücksichtslos zurückgedrängt worden sei; daß aber selbst die katholischen Geistlichen glaubten, gegen dieses rücksichtslose Vorgehen gegen die deutsche Sprache opponiren zu müssen, zeigt folgende Thatsache:
Kurze Zeit vor Ausbruch des Krieges im Jahre 1870 besuchte ich in Paris einen lothringischen Deputirten und fand dort einen katholischen Geistlichen aus dem westlichen Lothringen, der eigens zu dem Zwecke nach Paris gekommen war, um bei den Deputirten dahin zu wirken, daß den Geistlichen erlaubt werde, den Religionsunterricht in deutscher Sprache geben zu dürfen. Er setzte auseinander, daß die Muttersprache seiner Gemeindeglieder die deutsche sei, und daß es ihm unmöglich sei, auf das Gemüth der Kinder einzuwirken und diesen mit Erfolg Religionsunterricht zu geben, wenn er gezwungen werde, sich dabei der ihnen fremden französischen Sprache zu bedienen.