Der Sonnenstrahl
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Der Sonnenstrahl.
Der Sonnenstrahl findet den Weg zum Palast;
Er hält auch vor der Hütte nicht Rast;
Gern streift er den Mädchenkopf, blumenumrankt,
Der wie eine Blume am Fenster schwankt.
Er küßt wohl den Kelch vom heiligen Gral,
Doch schleicht er zur Armuth, streicht durch’s Spital.
Er fällt in die Pfütze, und – kläret sie fast.
Er wandelt zum Grab wie zur Kirche und Rose.
Doch was er beleuchtet und was er bestrahlt,
Und wenn er die Schande selbst golden bemalt –
Ein Sonnenstrahl bleibt er, ein himmlischer Gast.
Und so ist der Dichter, wohin er auch geht.
Ein Sonnenstrahl bleibt der echte Poet.
Im Schildern verklärt er, was er erfaßt;
Er ist ein veredelnder, himmlischer Gast.