Der Schwarzwald (Schenkendorf)

Textdaten
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Autor: Max von Schenkendorf
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Titel: Der Schwarzwald
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 424–426
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1814
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
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Originalsubtitel:
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[424]
Der Schwarzwald.

Wie fröhlich hier im reichen Thal
Die lieben Bäume stehn,
Gereift an Gottes mildem Strahl
Geschützt von seinen Höhn!

5
Ihr Kirschen und Kastanien sollt

Noch manches Jahr gedeihn,
Und du Gutedel, fließend Gold,
Auch du Markgräfler Wein!

Doch höher, immer höher zieht,

10
Zum Walde ziehts mich hin,

Dort nach dem dunkeln Gipfel sieht
Mein liebetrunkner Sinn.

O Dreisam, süßer Aufenthalt,
O Freiburg, schöner Ort!

15
Mich ziehet nach dem höchsten Wald

Die höchste Sehnsucht fort.

Nicht schrecken mich im Höllenthor
Der grause Felsenweg,
Weit über Land und Fels empor

20
Zum Gipfel geht mein Weg.


Dein Wasser schöpf’ ich in der Hand,
O Donau, frohe Fahrt!
Verkünde nur im Morgenland
Der Teutschen Sinn und Art!

[425]
25
Du mit dem weißen Wälderhut

Und mit dem weißen Hut,
O Mägdlein sittig, schön und gut!
Grüß mir das teutsche Land.

Ich muß hinauf zum schwarzen Wald,

30
So liebend und allein,

Dort soll fortan mein Aufenthalt
Und meine Kirche seyn.

Euch Bäume hat kein Mensch gestreut,
Euch säte Gottes Hand,

35
Ihr alten hohen Tannen seyd

Mir meines Gottes Pfand.

Durch eure schlanken Wipfel geht
Sein wunderbarer Gang,
In euren grünen Zweigen weht

40
Ein schaurigsüßer Klang:


Das ist ein ferner Liebeston,
Er klingt wohl tausend Jahr,
Von Geistern, deren Zeit entflohn
Und deren Burg hier war.

45
Wie schaurig hier und wie allein

Im höchsten schwarzen Wald!
Nicht fern kann hier die Wohnung seyn,
Der seligsten Gestalt;

Der Freiheit, die mein Herz gewann,

50
Der süßen Heldenbraut,

Der ich, ein lieberglühter Mann,
Für ewig mich getraut.

O Freiheit, Freiheit, komm heraus,
So kräftig und so fromm,

55
Aus diesem dunkelgrünen Haus,

Du holde Freiheit komm!

[426]

Dort unten laß dich wieder schau’n
Im freien teutschen Land;
Und wahre die getreuen Gau’n

60
Vorm wälschen Sclavenstand!
Max von Schenkendorf.
(1814.)