Textdaten
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Autor: Ernst Meier
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Titel: Der Schatz im Keller
Untertitel:
aus: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben, S. 179-181
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: C. P. Scheitlin
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[179]
50. Der Schatz im Keller.

Es war einmal Markt in einem Orte; da kam Abends ein fremder Mann in ein Wirthshaus und wünschte daselbst zu übernachten. Der Wirth aber sagte: „Alles ist schon besetzt, weil ich nur wenig Platz habe; denn das neue Haus, das ich da gebaut habe, kann ich gar nicht benützen.“ Fragte der Reisende: „warum nicht?“ – „Ei, sagte der Wirth, weil böse Geister drin sind, die jeden umbringen, der sich Nachts hineinlegt.“ Der fremde Mann jedoch sagte, er habe keine Furcht vor Geistern; der Wirth solle ihm nur zu eßen und zu trinken geben und auch Lichter für die ganze Nacht, damit er sehen könne, was sich etwa begeben würde, dann wolle er gern in dem neuen Hause schlafen. Und weil er von seinem Vorsatze sich nicht abbringen laßen wollte, so gab ihm der Wirth endlich, was er wünschte. Darauf begab er sich in das Haus, aß und trank und blieb wohlgemuth am Tische sitzen.

[180] Auf einmal aber, wie es eben elf geschlagen, that sich die Decke über seinem Tische auf, und ein großer Mann ließ sich herunter, der hatte ein Tuch um, das halb weiß und halb schwarz war, und sagte: „was machst Du hier?“ Darauf sagte der Fremde: „ich habe keine andre Herberge mehr bekommen können, und so bin ich hier geblieben.“ – „Das ist ein schlimmer Platz, sprach der Geist; Du wirst dein Leben wohl hier laßen müßen; hast Du aber den Muth, mich zu erlösen, so bist Du gerettet.“ Als der Reisende sich dazu bereit erklärte, sprach der Geist weiter: „es werden alsbald zwölf Teufel oder Geister erscheinen, die werden eßen und trinken und Dich nöthigen, mit ihnen zu eßen, und werden auch mit Dir reden wollen. Du darfst aber nichts von ihnen annehmen, auch kein Wort mit ihnen reden, sondern nur durch Winke sie abweisen. Dann werden sie Dir drohen und werden Anstalt machen, Dich zu verbrennen, und werden Holz zusammenlegen und Dich darauf binden. Aber sei nur ohne Angst! sie mögen mit Dir anfangen, was sie wollen, sie werden es vor zwölf Uhr nicht zu Stande bringen, und mit dem Schlag zwölf müßen sie fort und dann bist Du gerettet. Deshalb laß sie nur machen und sprich nur kein Wort! Dann wird Dich ein Geist in den Keller führen und Dir Bickel (spitze Haue) und Schaufel anbieten; zu dem mußt Du sprechen: hast du’s eingegraben, kannst’s auch wieder ausgraben!“ Und als er dieß gesagt hatte, verschwand der Geist und schwebte gegen die Decke zu, woher er gekommen.

[181] Da währte es nicht lange, da kamen die zwölf Teufel, deckten einen Tisch und trugen Eßen und Trinken auf, und quälten den fremden Mann, daß er miteßen solle. Als dieser aber Alles abwies, sprachen sie: „so wollen wir ihn nur verbrennen!“ und fiengen an, viel Holz herbeizutragen und einen Scheiterhaufen zu errichten; allein ehe sie damit fertig wurden, schlug es Zwölf. Da zogen sie ab, rasselten und wetterten aber dabei so gewaltig, daß man hätte glauben sollen, das Haus werde zusammenstürzen. – Darauf trat wieder der erste Geist herein, kam aber dießmal durch die Thür und führte den Fremden stillschweigend in den Keller und bot ihm Bickel und Schaufel an; die nahm er jedoch nicht, sondern sagte: „hast Du’s eingegraben, kannst’s auch wieder ausgraben!“ Darauf verschwand der Geist, der nun erlöst war; der Mann aber legte sich jetzt ruhig in’s Bett, und als am andern Morgen der Wirth kam, erzählte er ihm Alles, was er habe aushalten und thun und sagen müßen als ihn der Geist zuletzt noch in den Keller geführt. Darauf nahm der Wirth sogleich zwei Tagelöhner und ließ in dem Keller nachgraben; da fanden sie alsbald drei Kisten voll Gold und Silber, die der Wirth aus Dankbarkeit mit dem Fremden theilte. Seitdem wurde Niemand in dem Hause mehr umgebracht.

Anmerkung des Herausgebers

[311] 50. Der Schatz im Keller. Mündlich aus Derendingen. Verwandt sind die zwölf Geister im Schloß Nr. 32. Der erlöste Kapuziner Nr. 44. und der Klosterbarbier Nr. 45.