Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Der Rossendorfer Teich
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 84–86
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden und Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
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38. Der Rossendorfer Teich.

Zwei Stunden östlich von Dresden entfernt liegt an der Bautzener Landstraße das idyllische Forsthaus und Restaurant „Zum Schenkhübel.“ Dahin führt den Wanderer von Dresden aus der Weg über Weißer Hirsch, Bühlau und Weißig. Unter jahrhundertalten Linden kann man am Schenkhübel rasten und den regen Verkehr auf der nahen Landstraße beobachten. Drüben auf einer Anhöhe liegt das von Herrn von Quandt schloßartig erbaute Rittergut Rossendorf, das bis in die Radeberger Gegend grüßt. – Zwischen dem Schenkhübel und dem Rossendorfer Rittergute breitet sich in einer Talsenke der stattliche und umfangreiche „Rossendorfer Teich“ aus. An ihm führt hart der von der Bautzener Landstraße nach Rossendorf, Eschdorf und Großerkmannsdorf abbiegende Fahr- und Fußweg vorüber. Ein hoher Damm schließt den Teich nach Westen zu ab. –

Denkstein am Wege nach Rossendorf.

In diesem Teiche, dessen Röhricht und Schilf im Frühlinge und Sommer von zahlreichen Wasserenten belebt ist, entspringt die Prießnitz, die auf ihrem weiteren Lauf die Dresdener Heide durchfließt und ein anmutiges Tal, den [85] romantischen Prießnitzgrund, bildet. Gern suchen dasselbe zu jeder Jahreszeit die Dresdener auf.

Die Prießnitz oder der Birkenbach erreicht vom Rossendorfer Teiche aus nach einem fünfstündigen Laufe durch die Dresdener Heide oder den Prießnitzwald die Elbe bei Dresden. Der Bach läuft nach Westen zu ab, geht über eine moorige Wiese durch Gebüsch und schneidet nach wenigen Minuten die Bautzener Landstraße am Postberge. Nun fließt die Prießnitz durch die Klinken- und Hainwiesen am Waldessaume entlang, nimmt bald einige Zuflüßchen auf, kreuzt den Kirchweg, der von Ullersdorf nach Weißig führt, und tritt nach dreiviertelstündigem Laufe bei der Todmühle am Wege von Ullersdorf nach Bühlau und Weißig in die Dresdener Heide ein. Auf ihrem weiteren Laufe durch den Prießnitzwald berührt der Birkenbach zwei Gebäude, die romantische Heidemühle und das im Jahre 1903 eröffnete „Kronprinz Friedrich August-Bad“ bei Klotzsche. –

Herrenhaus des Rossendorfer Rittergutes.

Das Wasser der Prießnitz gilt allgemein für heilkräftig und soll auf alle, die an Gicht und ähnlichen Krankheiten leiden, eine wohltätige Wirkung ausüben. Wie durch geologische Untersuchungen nachgewiesen worden ist, [86] zieht sich unter dem Rossendorfer Teiche ein großes Lager von bituminösem, d. h. harzigem Holze, hin, und diesem soll das Wasser der Prießnitz die wunderbare Heilkraft verdanken.

Aus der Mitte des Rossendorfer Teiches ragt eine kleine, mit Strauchwerk verdeckte Insel hervor, auf der im Jahre 1835 eine Jagdhütte erbaut wurde. Dieselbe diente dem Weidmanne als Schlupfwinkel, von dem aus er den wilden Enten unbemerkt nachstellen konnte. Die Jagdhütte ist aber wieder verfallen. Von ihr sind heute nur noch spärliche Überreste vorhanden. Am Ufer aber liegt ein Kahn, auf dem noch heute der Jäger zur Insel hinüberfährt, um von dort aus den Wasserenten nachzustellen.

Wie eine Sage vom Jahre 1690 berichtet, stand einst auf jener Insel im Rossendorfer Teiche eine Kapelle, ein Altar der heiligen Barbara. Ein Kaplan der nahen Burg Stolpen habe hier in jedem Monate Messe gelesen. Auch Mönche des Dominikanerklosters zu Pirna wären von Zeit zu Zeit nach hier gekommen, um Andachtsübungen zu verrichten.

Allgemein bezeichnet der Volksmund jenen Hügel im Rossendorfer Teiche als die „Nixeninsel“. Frau Saga hat um diese Insel ein duftendes Gewand gehüllt. Sie lauscht und flüstert hier, wenn der Mond sein Silberlicht über die Gegend ausgießt und im Mondenscheine die am Ufer stehenden Bäume ihre Wipfel träumend wiegen. Dann entsteigen dem Gewässer und Röhricht zauberisch schöne Wesen, wundervolle Nebelgebilde, die Nixen des Rossendorfer Teiches.

Auf der Nixeninsel wohnte einst ein alter Nix mit seiner bildschönen Tochter, die oftmals nach Rossendorf zum Tanze ging. Ein braver Jüngling durfte einst diese Nixe nach Hause begleiten. (Vgl. Dr. Meiche: Sagenbuch des Königreichs Sachsen. 1903, Nr. 490)[WS 1]

In manchen Nächten treibt einsam ein Einbaum über die Fluten des Sees. Mönche sitzen in ihm, die hinüber zur Sankt Barbarakapelle ziehen, um Gottesdienst zu halten. –

Anmerkungen (Wikisource)