Textdaten
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Autor: Heinrich Pröhle
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Titel: Der Prinz und der Zauberer
Untertitel:
aus: Kinder- und Volksmärchen. S. 32-37
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Avenarius und Mendelsohn
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
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8. Der Prinz und der Zauberer.

Es war einmal ein Prinz, der trieb sich alle Tage in Wirthshäusern umher und verzehrte all sein Geld. Darüber hatten seine Aeltern große Sorgen, weil sie alle Augenblicke eine lange Rechnung zu bezahlen hatten, die sich gewöhnlich sehr hoch belief, denn ihr Sohn hatte auch eine ganze Menge lustiger Kameraden, die mit ihm zechten. Nun wußten die Aeltern keinen Rath, wie sie dem Dinge abhelfen wollten und zuletzt wurden sie einig, ihn in die Fremde zu schicken. Sie thaten dies auch und der König, sein Vater, gab ihm tausend Thaler und ließ ihn damit in die Welt ziehen. Er ritt auf seinem prächtigen Hengste fort, der lief so schnell, daß er, als es Abend ward, in eine Stadt kam, die schon zwanzig Meilen von seines Vaters Schloß entfernt lag. Da ging er in das Wirthshaus und ließ sich eine prächtige Tafel bereiten. [33] Als er sich satt geschlemmt hatte, wollte er Karten spielen, aber in dem Orte kannte kein Mensch das Spiel, welches er spielen wollte. Darüber war er sehr ungehalten und drohte Alles todt zu schlagen, wenn sie ihm keinen Spieler anschafften, der mit ihm dieses Spiel spielen könne. Als er eben noch so lärmt und tobt, kommt noch ein Fremder in dem Wirthshause an, welcher sich auch sogleich geneigt zeigt, jenes Spiel mit ihm zu spielen. Sie fangen an zu spielen und der Königssohn gewinnt eine Zeit lang immer fort, wird übermüthig, setzt zuletzt sein ganzes Geld ein und verspielt Alles auf einmal. Da ist er in großer Noth, denn er kann seine Zeche nicht bezahlen, weil er sein Pferd und seine Kleider außer den allernothwendigsten verspielt hat. Er bittet daher den Fremden, doch für ihn die Zeche zu bezahlen und ihm Pferd und Kleider und etwas Geld wiederzugeben. Dazu will sich der Fremde anfangs nicht verstehen, geht aber zuletzt doch den Handel unter der Bedingung ein, daß er sich an dem und dem Tage da und da stelle und sich ihm zum Eigenthum übergebe mit Leib und Seele. Der Königssohn weiß keinen andern Ausweg und nimmt die Bedingung an. Am andern Morgen zieht er betrübt ab. Unterwegs begegnet ihm ein altes Weib, das fragt ihn, warum er so traurig wäre. Er gibt ihr ein Stück Geld und sagt: sie könne ihm doch nicht helfen; sie bittet ihn aber, es ihr zu sagen, und er thut es, und da sagt sie: wenn es weiter nichts wäre, dafür wolle sie schon Rath schaffen. Und sie gibt ihm ein Paar gläserne Pantoffeln und sagt zu ihm: er solle nur immer gerade ausgehen und wenn er ans Ende des Weges käme, dann solle er die Pantoffeln hinter sich werfen. Alsdann würden drei Wege da sein, davon solle er den, welcher links führe, gehen; alsdann würde er an einen Teich kommen, darin würden drei Jungfrauen baden, zwei schwarze und eine weiße. Da solle er hingehen ins Schilf und der [34] weißen die Kleider wegnehmen und sich damit verstecken. Wenn sie dann aus dem Bade käme und fände ihre Kleider nicht, so würde sie anfangen zu fluchen und zu drohen, er aber solle sich nicht daran kehren, sondern ruhig sitzen bleiben. Bald darauf würde sie freundlich werden und bitten und flehen, und sagen: sie wolle Dem, der ihre Kleider wiederbrächte, gut thun. Dann, aber früher nicht, solle er sie hingeben, denn dann würde sie ihm, wie sie versprochen hätte, auch helfen.

Er ging nun fort und traf Alles so, wie die alte Frau gesagt hatte. Zuerst hörte der Weg auf, da warf er die Pantoffeln hinter sich und da hatte er wieder drei Wege vor sich. Da ging er den, der links führte und kam auch an den Teich, wo drei Jungfern, zwei schwarze und eine weiße, badeten. Ihre Kleider lagen alle in der Reihefolge am Ufer, in der sie im Wasser schwammen. Er versteckte sich im Schilf und stahl der weißen die Kleider. Wie sie nun aus dem Wasser stiegen und die weiße ihre Kleider nicht fand, fing sie fürchterlich an zu fluchen und zu drohen, aber er kehrte sich nicht daran, sondern blieb ruhig sitzen. Wie die Weiße nun sah, daß Fluchen nichts half, legte sie sich aufs Bitten und bat und versprach Dem, der ihre Kleider wiederbrächte, sie wolle ihm auch helfen. Da gab der Königssohn die Kleider heraus und sie nahm ihn mit in ihres Vaters Haus. Der Vater war aber ein Zauberer und derselbe, der mit dem Königssohne in dem Wirthshause Karten gespielt hatte. Nun gab ihm die Weiße ein ganz anderes Aussehen (denn sie konnte auch zaubern), sodaß der Vater ihn nicht erkannte, und sagte zu ihm: er solle bei ihrem Vater um sie anhalten. Dann würde er sagen: „Ja, er müsse aber ein Jahr treu bei ihm dienen, dann könne er sich eine unter seinen Töchtern wählen.“ Es geschah auch Alles, wie die Weiße gesagt hatte, und er diente ein Jahr bei dem Zauberer. [35] Nun durfte er sich eine von den drei Töchtern des Zauberers zur Frau aussuchen und die Weiße sagte zu ihm: sie würden alle schwarz angezogen sein, sodaß er sie nicht unterscheiden könne, er müsse sie aber wählen, sonst wäre es sein Unglück, darum solle er zusehen, wie er ihr Schooshündchen mit ins Zimmer hineinnehmen könne, und wenn sie hineingeführt würden, solle er es loslassen; an wem es dann heraufspränge, das wäre sie. Also hat er es angestellt und hat auch richtig die Weiße getroffen. Nun wird Hochzeit gehalten, aber sie hatten von jetzt an immerfort viel zu leiden von dem Zauberer und seinen beiden andern Töchtern. Nach einiger Zeit mußte der Alte einmal eine lange Reise machen und befahl den beiden Schwarzen, ja auf diese Beiden Acht zu haben, daß sie nicht entwischten. Als er fort ist, verwandelt die Weiße sich und ihn in zwei Tauben und so fliegen sie bei Nacht fort. Wie sie eine Strecke fort sind, bemerken es die beiden Schwarzen. Da verwandelt sich die eine in einen Adler und fliegt hinter ihnen her. Als die Weiße das sieht, verwandelt sie ihn in einen Baum und sich in einen Apfel; da die Schwarze weiter nichts sieht, fliegt sie wieder heim und erzählt, daß sie einen Baum und einen Apfel daran gesehen. Da sagt die Andere: sie hätte nur sollen den Apfel bringen, der Baum hätte schon kommen sollen; sie wolle nun auch einmal fort. Sie fliegt also dahinter her, und als die Weiße sie erblickt, verwandelt sie den Prinzen in eine Kapelle und sich in einen Priester. Als die Schwarze das sieht, kehrt sie auch wieder um. Unterdeß ist der Alte wieder nach Hause gekommen und die Beiden erzählen ihm das. Da sagt er zu Der, die zuletzt wiedergekommen ist: Du hättest nur sollen den Priester bringen, die Kapelle wäre schon von selbst gekommen. Er macht sich nun auch auf. Als die Weiße ihn in der Ferne erblickt, verwandelt sie den Prinzen in einen großen Teich und sich in eine Ente, die darauf schwimmt. [36] Der Alte verwandelt sich aber in einen großen Ochsen und säuft den Teich aus. Wie er ihn aber bald aus hat, da platzt er und sie sind erlöst.

Das Mädchen fragte nun den Prinzen, ob er denn wol wüßte, wo sie jetzt wären, und als er es nicht wußte, sagte sie: er wäre jetzt nahe bei seines Vaters Schlosse. Nun war der Prinz voller Freude und sagte, sie wollten gleich hingehen und Hochzeit halten. Sie aber sagte: das könne noch nicht geschehen, erst müsse er noch eine Prüfung bestehen. Er möge hingehen ins Schloß und da ein Jahr und einen Tag lang kein Wort sprechen, Niemand küssen und sich von Niemand küssen lassen, noch nicht einmal von einem Hunde, sonst vergäße er sie. Das that er auch nicht; er ließ sich von seinen Aeltern, als er nach Haus gekommen war, ein Zimmer ganz allein geben, und auf dieses Zimmer eine Tafel bringen, wo er immer aufschrieb, was er haben wollte. Aber wie ihn sein kleiner Schooshund in die Augen bekam, sprang der vor Freuden an ihm herauf und küßte den Prinzen, und hierdurch vergaß er augenblicklich seine Braut. Aber gesprochen hat er noch immer nicht. Seine Aeltern wußten nicht, was das zu bedeuten habe, wählten ihm aber eine Braut nach ihrem Gutdünken aus und meinten, wenn er erst gefreit habe, werde sein sonderbares Wesen sich bessern. Der Prinz ließ Alles geschehen.

Als nun der Tag der Hochzeit herannaht, kommt seine Erretterin und hat sich in eine Sängerin verkleidet, und läßt fragen, ob sie zu des Prinzen Hochzeit nicht spielen dürfte. Der Prinz schreibt sein Jawort auf die Tafel, nur soll sie erst Probe ablegen auf seinem Zimmer. Aber statt daß sie in der Probe singt, macht sie Verwandlungen: zuerst einen Apfelbaum mit zwei Aepfeln, da merkte der Königssohn noch nichts; dann macht sie eine Kapelle und einen Priester darin, aber er erinnert sich noch immer an nichts; [37] da machte sie einen Teich und eine Ente darauf und einen Ochsen, der das Wasser aussoff. Da besinnt er sich und springt auf mit den Worten: „Ach, meine Erretterin, ach, meine Erretterin!“ Da jagt er die zweite Braut fort und heirathet seine Erretterin. Hätte er nicht wenigstens das Stillschweigen bewahrt, so würde das wol schwerlich jemals haben geschehen können.