Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der Nonnenstein bei Weißig
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 170-171
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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190) Der Nonnenstein bei Weißig.
Süsse a. a. O. S. 220. Lothar, Volksmärchen. Lpzg. 1820. S. 57. Poetisch beh. v. Nicolai a. a. O. S. 9. sq.

In der Nähe des Dorfes Weißig befindet sich gegen Abend der Bastei gegenüber der sogenannte Nonnenstein, der sich wie ein vierseitiger, mehrere Etagen hoher Thurm ohne Dach gerade in die Höhe erhebt und sich durch diese sonderbare Gestalt von allen übrigen Felsenhöhen unterscheidet. Er soll seinen Namen davon haben, daß da, wo oben auf seinem Gipfel eine Höhlung, einer Schale oder einer Schüssel ähnlich, anzutreffen ist, vor langen Jahren eine Nonne an einem [171] ästigen angefällten Baume täglich diesen Felsen bestiegen und hier ihr Gebet verrichtet habe. Noch 1691 soll ein alter Mönch ebendahin gewallfahrt sein, und das Volk erzählt sich nun, dieser und die Nonne seien ursprünglich ein Liebespaar gewesen, welches aber durch die Eifersucht des Jünglings getrennt worden sey, worauf Beide in zwei nahegelegene, nur durch die Elbe getrennte Klöster gegangen wären, und jeden Morgen habe nun die Nonne den nach ihr genannten Felsen bestiegen und sehnsüchtig nach einem andern gegenüberliegenden Felsen, den deshalb so genannten Mönchsstein geblickt, weil sie gewiß gewesen, dort ihren früheren Geliebten aus gleicher Ursache zu erblicken. Von beiden Klöstern ist nur noch weniges Gestein übrig, aber noch zu Anfange dieses Jahrhunderts zeigte man die Zelle des Mönchs in den Ruinen.[1]


  1. Ziehnert Bd. II. S. 99 sq. erzählt die Sage anders. Nach ihm ist eine Nonne, welche, nachdem sie den Klosterpförtner vergiftet hatte, mit einem Ritter aus ihrem Kloster in Böhmen entflohen war, von jenem aber, als sie sich ihm hingegeben hatte, schnöde verlassen wurde, zum Tode erschöpft zu einem Greise nach Weißig gekommen und hat um kurze Aufnahme gebeten. Hier hat sie einen Traum gehabt, worin ihr der Nonnenstein mit der daran liegenden umgebrochenen Eiche von einem Engel gezeigt und befohlen ward, hier täglich ihr Gebet zu verrichten, und sie werde Gnade bei Gott finden. Die hat sie zwei Jahre lang täglich gethan. Dann hat man sie eines Tages todt auf dem Felde gefunden und diesem darum den Namen Nonnenstein beigelegt.