Textdaten
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Autor: Balduin Möllhausen
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Titel: Der Mustang
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aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 426–429
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[426]
Der Mustang.
Von Balduin Möllhausen.

Als Ferdinand Cortez die ersten Pferde in Mexico einführte, ahnte er gewiß nicht, daß er den Grund zu einer namhaften Bereicherung des amerikanischen Thierlebens legte, einer Bereicherung, groß genug, um später Zweifel aufsteigen zu lassen, ob das Pferd nicht mit zu den auf dem neuen Continent einheimischen Thieren gehöre. Und doch ist der Mustang oder das verwilderte Pferd, welches die Steppen zwischen dem Mississippi und den Rocky-Mountains, vorzugsweise in den südlicheren Breiten, ferner die Wüsten in den mexicanischen und neumexicanischen Provinzen in Heerden zu vielen Tausenden durchschwärmt, nur ein in jenen Regionen einheimisch gewordener Fremdling.

Auch die einst so mächtigen Stämme der Azteken, Tolteken und Chichimeken, als sie beim Anblick der nach ihrer Meinung unverwundbaren, mit den eisenbekleideten Reitern verwachsenen Ungeheuer entsetzt zurückbebten, dachten wohl wenig daran, daß gerade diese Ungeheuer den letzten Resten ihrer Nachkommen und andern ihre Stelle einnehmenden Völkerschaften zu einer Quelle des Unterhaltes und, bis zu einem gewissen Grade, auch des [427] Reichthums werden würden. Ja, eine Quelle des Unterhalts und des Reichthums, denn der gezähmte Mustang wird nicht nur von den nomadisirenden Nationen zum Lasttragen verwendet und giebt den wilden Jägern der Steppe die Mittel an die Hand, den Büffel zu jeder Zeit und mit leichterer Mühe zu erlegen, sondern er dient auch zur Speise, wenn Schnee und Eis oder der gewaltige Prairiebrand das Wild weit, weit abwärts gescheucht haben.

Dem golddurstigen Emigranten, der Californien, jenes Eldorado des Westens, aufsucht, dem einsamen Jäger, der planlos die unabsehbaren Grasfluren durchstreift, und Expeditionen, die, mit ernsten Aufgaben beschäftigt, einem fernen Ziele entgegen streben, flößen die Mustangs oft Schrecken ein. Nicht als ob das verwilderte Pferd, welches den Anblick des Menschen scheut, diesem unmittelbar verderblich werde, nein, gewiß nicht; aber wenn nach mühevollem Marsch die weißen Zelte einladend in der grünen Ebene schimmern, der erschöpfte Wanderer seine Glieder auf dem weichen Rasen ruhesuchend behaglich streckt und dehnt, dann schweifen seine Blicke oft mit Besorgniß in die Ferne, und Furcht ergreift ihn, wenn er am Horizont die wogende, unbestimmte Bewegung einer Heerde dieser wilden Renner entdeckt. Aufmerksam beobachtet er die von derselben eingeschlagene Richtung, prüft sorgfältig die Leinen der gepflöckten Thiere und treibt die frei umherlaufenden in die Nähe des Lagers, um sie im Fall der Noth sogleich in der durch die zusammen gefahrenen Wagen gebildeten Einfriedigung bergen zu können.

Wehe ihm aber, wenn er diese Vorsichtsmaßregeln verabsäumte, und eine Heerde der unbändigen Rosse, gestachelt von unbesiegbarer Neugierde oder angelockt durch das Wiehern furchtsamer Stuten, mit donnerndem Getöse an seinem Lager vorbeistürmt! Was sind dann Leinen und Pflöcke, was die Peitschen der Hüter, welche die eigene Heerde wachsam umkreisen! Die Leinen zerspringen wie schwache Fäden, die Hüter verlieren ihre Gewalt, die losgebrochenen, von panischem Schrecken ergriffenen Flüchtlinge schließen sich der wilden Jagd an, und eh’ eine halbe Stunde vergeht, sind Mustangs und zahme Pferde, Maulthiere und zuweilen auch die Rinder am fernen Horizont verschwunden. – Entsetzt schaut der Wanderer seiner entflohenen Habe nach; die Rinder findet er wohl am folgenden Tage, in weiten Zwischenräumen zerstreut in der Ebene, der Pferde und Maulthiere aber wieder habhaft zu werden, gelingt ihm nur in den seltensten Fällen.

Unsere Karawane, bestehend aus vierzehn achtspännigen Maulthierwagen und siebenzig Soldaten, Arbeitern, Packknechten und wissenschaftlichen Mitgliedern, hatte die Lagerstelle am Canadian-Fluß verlassen und zog so fröhlich und guter Dinge über die bethaute Prairie, als wenn es für sie weder Julihitze noch Steppenbrände, weder Comanche-Räuber noch Mustangheerden gegeben hätte. Wir Reiter befanden uns an der Spitze des Zuges und unterhielten uns angelegentlich mit dem Führer der Expedition, dem bekannten Delawaren Si-ki-to-ma-ker oder schwarzen Biber, der gar mancherlei Erlebnisse aus seinem abenteuerlichen Jagdleben mitzutheilen wußte und mir mehrfach mit der ernstesten Miene versicherte, daß ich trotz meiner breiten Schultern die Flathead- und Blackfeet-Scalpe, selbst in getrocknetem Zustande, nicht auf einmal zu tragen vermöchte, die er in den letzten zwanzig Jahren von den blutigen Schädeln der erschlagenen Feinde gestreift habe. Mochten diese Angaben auch etwas übertrieben sein, so konnte der schwarze Biber doch immer auf den Namen eines der sichersten und erfahrensten Führer auf dem ganzen nordamerikanischen Continente Anspruch machen, der wegen seiner Verschlagenheit von seinen Feinden ebenso sehr gefürchtet wurde, als seine weißen Freunde ihn wegen seiner Gewandtheit und Unermüdlichkeit als Jäger und seiner umfangreichen Sprachkenntniß liebten. Es war also hinlänglich Grund für uns vorhanden, die nähere Bekanntschaft des großen und berühmten Delawaren zu suchen, und so viel wie möglich aus seinen Mittheilungen zu lernen.

Wir hatten ihm eben nach besten Kräften eine Erklärung des elektromagnetischen Telegraphen gegeben und ihn von der geistigen Ueberlegenheit der weißen Race zu überzeugen gesucht, indem wir versicherten, daß mittelst eines langen Drahtes Menschen, wenn auch hundert Meilen von einander entfernt, zu einander sprechen könnten, als Einer der Gesellschaft ihm rieth, den Comanches einen derartigen Telegraphen zu beschreiben. Ein eigenthümliches Lächeln glitt bei dieser Aufforderung über des halbcivilisirten Indianers Züge, und nachdem er etwa eine Minute lang sinnend auf seinen Sattelknopf geschaut, erwiderte er: „Vor einiger Zeit ich erzählen viele fremde Dinge in den Dörfern der Kiowahs und Comanches, ich erzählen viele fremde Dinge, die ich selbst mit meinen Augen gesehen. Ich erzählen von eisernes Pferd mit Feuer und Rauch im Leibe und das laufen auf eisernen Stangen schneller wie die Antilope. Die Krieger, die Weiber und Kinder, Alle lachten mich aus und nannten mich einen großen Lügner. Ich will nie wieder erzählen dergleichen Dinge, am allerwenigsten von Eueren Telegraphen.“

„Warum aber gerade davon nicht?“ lautete die nächste Frage.

„Warum?“ fragte Si-ki-to-ma-ker zurück, indem er uns der Reihe nach mit schlauem Ausdruck ansah; „warum? Wohlan, weil ich es selbst nicht glaube, und ich denken, daß Ihr die größten Lügner, die jemals auf dem Erdboden wanderten.“

Das Lachen über diese freimüthige Aeußerung war noch nicht verstummt, da richtete sich der Indianer, der stets im Sattel hing, als ob ihm seine schmächtige Gestalt zu schwer wäre, hoch auf und heftete seine Blicke auf eine ferne langgereckte Schwellung der Prairie, die in der Nähe des Flusses hügelähnlich auslief. Seine Nasenflügel spreizten sich weit, und ein ungewöhnliches Feuer leuchtete aus seinen Augen, während wir Uebrigen ihn voller Spannung beobachteten und aus seinem Mienenspiel die Ursache solch auffallenden Benehmens zu errathen strebten.

„Ich will Euch etwas erzählen, das Ihr nicht glauben, das aber keine Lügen sind,“ hob er an, den Schritt seines Pferdes mäßigend. „Seht Ihr dort drüben die Staubwolke, die sich dem Canadian zu bewegt?“

„Natürlich,“ hieß es zurück, „wir sehen den Wirbelwind, der die Bodensenkung zu seinem Wege gewählt hat.“

„Wahrhaftig, es sieht wirklich aus wie ein Wirbelwind,“ versetzte Biber, „genau wie ein Wirbelwind; daran hätte ich nicht gedacht, Goddam, müßt dergleichen schon vielfach gesehen haben. Will Euch aber sagen, daß es kein Wirbelwind, wären sonst Grashalmen mit dem Staub vermischt.“

Wir schauten schärfer hinüber, vermochten aber in der Entfernung, die beinahe eine englische Meile betrug, weiter nichts zu unterscheiden, als oben die leichte fliehende Staubwolke.

„Was ist es denn?“ fragte endlich Einer, der ein gewisses Mißvergnügen darüber empfand, die wahre Ursache nicht sogleich errathen zu können.

„Mustangs sind es,“ versetzte Biber gelassen, „Büffel laufen nicht so schnell.“

Kaum hatte er ausgesprochen, so erschien auf der Bodenschwellung, als ob seine Worte hätten bewahrheitet werden sollen, ein weißes Pferd, dem etwa ein Dutzend schwarzer und brauner Gefährten in langer Reihe folgte.

„Ihr thut besser, für Eure Maulthiere zu sorgen,“ fuhr der Delaware zu unserm Wagenmeister gewendet fort, der in einiger Entfernung hinter uns ritt. „Es mich gar nicht überraschen, wenn der weiße Führer dort drüben seine Richtung hierher nehmen und einige von Euren Gespannen sich ihm anschließen.“

Der Wagenmeister sprengte zurück, und fast gleichzeitig setzte sich auch der Schimmelhengst in Bewegung. In langem Trabe eilte er seiner Heerde voraus, die sich in dichten Massen hinter ihm nach der Anhöhe hinaufgedrängt hatte und gleich ihm schnaubend, wiehernd und mit emporgereckten Schweifen ihre ungetheilte Aufmerksamkeit unserer Karawane zuwendete. Die hintersten Thiere drängten die vordersten, der Führer wollte keins bei sich vorbeilassen, der stolze Trab verwandelte sich in einen wilden Galopp, und donnernd kamen sie einhergestürmt, um in weitem Bogen die Wagen zu umkreisen.

Unsere Reitthiere bebten und bissen auf die Kandaren, während der Athem sich geräuschvoll ihren Nüstern entwand, und nur mit Mühe vermochten wir sie zurückzuhalten, sich den Mustangs zuzugesellen, die sich mit Windeseile näherten. Die Zugthiere vor den Wagen waren in aller Eile gefesselt worden, doch hinderte das nicht, daß ein Gespann mit seinem Wagen losbrach und im tollsten Lauf auf den Schimmelhengst losstürzte, der nunmehr schon in gleicher Höhe mit uns angekommen war. Wohl sprengten einige Reiter den Flüchtlingen nach, wohl behielt der kaltblütige Fuhrmann seinen Sitz auf dem Sattelpferde, doch was waren hier menschliche Kräfte im Vergleich mit der unwiderstehlichen Gewalt der bis zur Tollwuth entsetzten Thiere! Der Wagen mit unsern werthvollsten astronomischen Instrumenten schien verloren zu sein, denn nur

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Mustangs in der Prairie.
Nach der Natur aufgenommen von Fred. Kurz.

[429] noch eine kurze Strecke trennte ihn von der feindlichen Heerde, die plötzlich ihre Richtung geändert hatte und vor uns vorüber einem Gehölz im Thale des Flusses zueilen wollte.

Es war ein prachtvoller Anblick, den stolzen Hengst zu beobachten, wie er im Vollgenuß seiner Freiheit ähnlich einem Vogel dahinschoß, wie eine Anzahl seiner erfahrensten Untergebenen, eine lange Reihe bildend, ihm auf dem Fuße nachfolgte, und an diese sich erst die Hauptheerde, die aus mehreren Hundert Mitgliedern bestand, anschloß. Doch der Eindruck, den diese Scene hervorrief, wurde durch den Gedanken geschwächt, daß wir Gefahr liefen, den unersetzlichen Theil unserer Bagage in zertrümmertem Zustande wiederzufinden.

„Ich setze den Fall, wir retten den Wagen,“ sagte Biber, sobald der Schimmelhengst in der Entfernung von ungefähr hundert und funfzig Schritten vor uns vorübersauste, und als er das letzte Wort gesprochen hatte, da stand er auch schon auf der Erde und folgte mit der angelegten Büchse den Bewegungen des stattlichen Thieres. Im nächsten Augenblick krachte der Schuß, der Schimmelhengst überschlug sich und blieb regungslos auf dem Rasen liegen, der schwarze Biber aber saß wieder zu Pferde und galoppirte mit wildem Geheul auf die Heerde los, welchem Beispiel wir natürlich, so weit es in der Kraft unserer Lungen lag, folgten.

Der Wagen war gerettet; die Thiere, zahme wie wilde, stutzten, und als die Leute wieder Herr über die Flüchtlinge geworden waren, da stoben die erschreckten und ihres Führers beraubten Mustangs auseinander und jagten in kleinen Gruppen nach verschiedenen Richtungen davon. Eine Heerde von etwa zwanzig Mitgliedern verschiedenen Alters und Geschlechts hatte die ursprüngliche Richtung beibehalten und näherte sich vollen Laufs dem Strome, und zwar an einer Stelle, wo nicht weit von dem kleinen Pappelgehölz im Laufe der Zeit durch die wandernden Bisonheerden eine verhältnißig bequeme Fuhrt hergestellt worden war.

Diese Fuhrt nun mußten die Comanches beständig im Auge behalten und zu ihren Zwecken auserkoren haben, denn die fliehenden Mustangs befanden sich kaum dem Gehölz gegenüber, da brachen fünf oder sechs nackte braune Reiter aus demselben hervor und gelangten, nach einigen mächtigen Sätzen ihrer kraftvollen Renner, mitten unter sie. Die Verwirrung, die das plötzliche Erscheinen der Reiter in der kleinen Heerde hervorrief, und die wilden Bewegungen, mit welchen die geängstigten Thiere zu entkommen suchten, ließen sich kaum mit den Augen verfolgen. Ich sah nur über der dichten Gruppe zottiger, langbemähnter Steppenpferde die nackten Oberkörper der kühnen Jäger und die hoch emporgehobenen Fäuste mit den regelrecht geschwungenen Lasso’s, und im nächsten Augenblicke schon stürzten sich die bäumenden Rosse, unbekümmert, ob ihre scharfen Hufe die Gefährten mit verderblicher Gewalt trafen, blindlings in die sandigen Fluthen des Canadian.

Nur die Reiter waren auf dem Ufer zurückgeblieben, und zwei Mustangs, die ohnmächtig, aber mit wilder Wuth gegen die unzerreißbaren, aus geschmeidigem Leder geflochtenen Lasso’s kämpften und die ihre Luftröhren umschließenden Schlingen immer fester zugezogen. Wir ritten hinüber, um das fernere Verfahren der wilden Jäger genauer in Augenschein zu nehmen, und kamen gerade an, als die schwer röchelnden Gefangenen niederstürzten und ihre Glieder wie zum letzten Todeskampf ausstreckten. So lange hatten sich die beiden Reiter, die mittelst des um den Sattelknopf geschlungenen Lasso’s ihre Opfer hielten, nicht gerührt. Kaum aber lagen dieselben auf der Erde, so überließen sie es ihren wohlgeschulten Pferden, die Leinen straff zu halten, sprangen zu den Mustangs hin und fesselten ihnen mit unglaublicher Gewandtheit die Vorderhufe zusammen, worauf sie ihnen die Schlingen anderer bereit gehaltener Lasso’s um die Unterkiefer schnürten.

Nach diesen Vorkehrungen erst gestatteten sie es mit Hülfe ihrer Cameraden den Thieren, so viel Luft zu schöpfen, wie nöthig war, das Leben nicht ganz entfliehen zu lassen, und da dieselben sehr bald wieder Symptome von ungebrochener Wuth zeigten, so hauchten sie ihnen mehrere Male in die geöffneten Nüstern, wanden die an den Unterkiefern festgeschnürten Leinen mit einem Knoten zaumähnlich um die Nasen und stellten sich dann so über sie hin, daß sie beim Auffpringen auf deren Rücken zu sitzen kommen mußten.

Vorsichtig wurden sodann die Schlingen von den Beinen und vom Halse gelöst, und empor schnellten die beiden Mustangs, als ob sich in jedem einzelnen ihrer Glieder eine stählerne Sprungfeder befunden hätte. Das ungewohnte Gewicht der Reiter schien die entsetzten Thiere förmlich zu betäuben, denn fast eine Minute lang standen sie steif und unbeweglich wie Statuen da, dann aber begannen die von den buschigen Stirnhaaren verschleierten Augen wild und unheimlich zu funkeln; die mittelst der scharfen Schlingen an die Brust gepreßten Köpfe und die gekrümmten Hälse verschwanden fast in den dichten flatternden Mähnen, die langen Schweife peitschten die schlagenden, mit weißem Schaum bedeckten Seiten, die zierlichen Hufe bohrten sich tiefer in den Rasen, und die ungewöhnlich stark behaarten Beine zitterten krampfhaft und knickten mehrfach in den Gelenken. Die schlanken Reiter aber, nur bewaffnet mit schweren Geißeln, saßen so fest, als wenn sie mit den kurzen gedrungenen Körpern der Mustangs aus einem Stück gegossen gewesen wären; ihre sonst so finstern Physiognomien leuchteten vor Entzücken und innerer Erregung, und wie eiserne Drähte drängten sich die angespannten Sehnen ihrer hageren Glieder hervor.

Jetzt fielen die Geißeln klatschend auf die in Schweiß gebadeten Seiten. Die Mustangs versuchten es, sich zu bäumen, woran sie aber durch den schmerzhaften Druck über ihren Nasen gehindert wurden; sie warfen sich auf den Boden und schnellten wieder empor, aber eher hätten sie einen blutdürstigen Panther von ihrem Rücken zu entfernen vermocht, als diese umsichtigsten und gewandtesten aller Steppenreiter. Hieb auf Hieb sauste auf die kämpfenden Thiere nieder, und wildes, durchdringendes Jauchzen und Gellen aller Comanches erfüllte die Luft. Da bemächtigten sich die Furien der Angst und des Entsetzens der Mustangs; nur noch einen einzigen mächtigen Sprung führten sie aus, und dann stürmten sie unaufhaltsam und mit einer solchen Eile davon, daß man sie mit einem Pfeil hätte vergleichen mögen, der eben die straffe Sehne des Bogens verlassen. Die kühnen Reiter wie deren zurückgebliebene Gefährten setzten aber noch lange ihr ohrzerreißendes Jauchzen fort. –

Der schwarze Biber hatte die grausame Scene so lange schweigend und mit strahlendem Gesicht beobachtet. Sobald aber die beiden Reiter hinter einer wogenförmigen Erhebung des Bodens verschwunden waren, forderte er uns auf, den vorangezogenen Wagen nachzueilen. Als dann Einer unserer Gesellschaft den Wunsch äußerte, die Rückkehr der Pferdebändiger abzuwarten, da entgegnete er lachend: „Ihr mögt warten, zwei Stunden, oder bis Mittag, oder bis Abend; sie nicht heimkehren, bis die Mustangs zahm oder todt. Oft die Mustangs auch nur dumm werden, und dann ihr Fleisch der einzige Lohn für die Mühe. Comanches aber sehr klug, sie lieber die Mustangs todt reiten, als ihren Geist brechen. Dummer Mustang nicht zu gebrauchen.“

So sprach der große Delaware, und den Comanches zum Abschied mit der Hand winkend, lenkte er sein Pferd gegen Westen. Noch einen letzten bedauernden Scheideblick warf ich auf den stolzen Schimmelhengst, der durch des schwarzen Bibers mörderische Kugel geopfert worden war, und trabte dann meinen vorangeeilten Gefährten nach.