Der Mönch von Bonifazio
„Corsen, löst des Portes Ketten! Jede Hoffnung ist verschwunden!
Nirgend weht ein rettend Segel! Gebt Euch! Pfleget eure Wunden!
Genua, euer hat’s vergessen! Spähet aus von eurem Riffe!
Sucht im Meere! Schärft die Augen! Nirgend, nirgend Genua’s Schiffe!
Blicken hohl wie Nachtgespenster und ihr selber wankt wie Schatten!“
Vom Verdeck des Schiffes ruft’s empor zu Bonifazio’s Walle
König Alfons milden Sinnes, aber droben schweigen Alle.
Nimmer würden sich dem Dränger diese tapfern Corsen geben,
Finster vor sich niederstarrend, treten flüsternd sie zusammen –
Eines Mönchs empörte Augen schießen Blitze, schleudern Flammen:
„Feige Hunde! Keine Corsen! In die Hölle der Verräther!“
„Schweige, Mönch! Wir haben Herzen. Wir sind Gatten, wir sind Väter.“
„Leihe, Gott, mir Deine Hände! Gieb mir Deine starken Arme!
Ist mir außer meinem Felsen. Aber etwas muß ich lieben.
Gott, Du kannst mit Deinen Kräften eines Menschen Kräfte steigern!
Genua’s Schiffe will ich suchen! Will sie bei den Schnäbeln fassen!
Spannen will ich weite Segel und sie nicht ermatten lassen!“
Alle seine Muskeln schwellen, alle seine Pulse beben,
Schiffe durch das Meer zu schleppen, Segel aus der Flut zu heben.
Deutet er ins Meer gewaltig: „Dort! ich sehe dort die Flotte!“
Aber keine Segel blinken aus des Meeres farb’ger Weite,
Unbevölkert flutet eine schrankenlose Wasserbreite.
Nur die Sonne wandert höher, ihre Strahlen brennen wärmer.
Dort! Am Saum des Meers das Pünktchen … Sichtbar kaum … Der zweit’ und dritte
Punkt und jetzt ein viert’ und fünfter und ein sechster in der Mitte!
Winde blasen, Wellen stoßen. Meer und Himmel sind im Bunde.
Segel, immer neue Segel steigen aus dem blauen Grunde.
Woge, Fürstin Genua, woge, du Beherrscherin der Meere!
Alle Glocken Bonifazio’s schlagen schütternd an und stürmen,
Jubel wiegt sich in den Lüften über den zerschossnen Thürmen.
Und der Mönch, der mit der Allmacht seinen ird’schen Arm bewehrte?