Der Klosterberg bei Demitz-Thumitz

Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Der Klosterberg bei Demitz-Thumitz
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 370–371
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden und Wikimedia Commons
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156. Der Klosterberg bei Demitz-Thumitz.

Südlich von Demitz-Thumitz an der Bahnlinie Dresden-Görlitz erhebt sich eine steile und mit Wald bedeckte Anhöhe, an deren Abhängen große Steinbrüche sich befinden. Das ist der Klosterberg. Derselbe gehört zum Teil zu den Besitzungen des Klosters Marienstern bei Kamenz und ist daher zu diesem Namen gekommen. Einst war dieser Berg Besitztum der Dörfer Demitz-Thumitz. Als aber eine große Teuerung und Hungersnot ausbrach, da nahm sich der Notleidenden das Kloster Marienstern an. Es schenkte diesen Brot und andere Lebensmittel. Dafür erhielt, wie die Sage berichtet, das Kloster jenen Berg als Eigentum zugesprochen. Seit jener Zeit trägt der Berg seinen jetzigen Namen. –

Wie die Leute erzählen, sollen im Klosterberge große Schätze vergraben liegen. In Kriegszeiten wären dieselben dort versteckt worden. Wiederholt hat man auf dem Klosterberge auch Münzen gefunden. –

Die Sage berichtet, daß der Klosterberg in früheren Zeiten eine Befestigung getragen habe und zwar eine altheidnische Schanze wie der in der Nähe liegende Ratschin bei Schmölln. In der kreisförmigen Anordnung von größeren und kleineren Granitblöcken hat man einen verfallenen Wall erkennen wollen.

Vom Klosterberge aus hat das Auge eine herrliche Fernsicht. Man überblickt die ganze Gegend zwischen Kamenz und Bautzen, die sogenannte Klostergegend. Es ist ein anziehendes Bild! Wie Inseln ragen die kleinen wendischen Siedelungen mit ihren Obstgärten aus der fruchtbaren Ebene hervor. Seit Jahren ist die Errichtung eines Aussichtsturmes auf dem Klosterberge geplant. Sollte dieser Plan zur Ausführung kommen, dann wird der Klosterberg bei Demitz-Thumitz sicherlich das Wanderziel vieler werden.[1]

Nach dem Kriege 1870/71 ging man daran, die im Klosterberge vergrabenen Schätze zu heben und zwar in Form von schönen Granitsteinen, die man in ganz vorzüglicher Güte hier gewinnt, und die ihren Weg heute selbst in ferne Länder finden. Die Granitsteinindustrie von Demitz-Thumitz und des benachbarten Dorfes Schmölln hat einen Weltruf erlangt. Th. Schäfer schreibt hierüber in seinem neuen Wanderbuche durch die „Sächsische Oberlausitz“ folgendes: „Die unter der Kollektivbezeichnung „Demitzer Granitbrüche“ bekannten Steinbrüche befinden sich größtenteils am Abhange des Klosterberges, auf Tröbigauer, Schmöllner, Rothnaußlitzer und Demitz-Thumitzer [371] Ortsflur und gehören zu den Rittergütern Schmölln, Thumitz, Kloster Marienstern, Kleinförstchen bei Seitschen, Großhänchen, Rothnaußlitz und Weidlitz bei Klein-Welka. Sie sind an 10 Pächter vergeben, unter denen Sparmann & Co., C. G. Kunath, Döcke & Haft, Ernst Eisold die bedeutendsten Firmen darstellen. Die Gewinnung geschieht durch Sprengen, Spalten mit Keilen und Bohren mittels 3 m langen Steinbohrern. Die Arbeiter stehen unter einem Strohdache, dessen Stellung je nach der herrschenden Windrichtung verändert wird. Das Material findet Verwendung zu bossierten und rohen Pflastersteinen, Fußsteigplatten, Säulen zu Denkmälern und Gebäuden. Die Versendung geschieht von den Stationen Demitz-Thumitz und Schmölln aus und hat im Laufe der Jahre eine fortwährende Steigerung erfahren. – Feine Bearbeitung erfährt der Granit in der Steinschleiferei und Steinsägerei der Firma Döcke & Haft in Demitz-Thumitz. Hier wird der Stein zum Zwecke der Verwendung zu Denkmälern (Sockeln) gesägt, geschliffen und poliert (Kaiser Friedrich-Denkmal auf dem Breitenberge bei Zittau, Dittesdenkmal in Irfersgrün).“ –

Maschinen spalten die Granitblöcke und verwandeln selbige in würfelartige Steine, die beim Pflastern der Straßen Verwendung finden. Andere Maschinen, Steinmühlen genannt, zerbrechen die Steine und stellen faust- und nußgroße Stücke her, mit welchen man die Landstraßen beschüttet. Die erbsengroßen Abfallstücken dienen als Gartenkies. Aus der sand- und mehlartigen Granitmasse fertigt man seit einigen Jahren Ziegelsteine, Hohlziegel, Dachziegel. Hunderten von Familien bringt die Demitzer Granitsteinindustrie Brot und Verdienst. Hunderte von fleißigen Arbeitern sind jahraus, jahrein an den Abhängen des Klosterberges bei Demitz-Thumitz beschäftigt, um die hier vom allgütigen Schöpfer aufgespeicherten Schätze zu heben und zu bergen. So kommt auch die Sage zu ihrem Rechte, welche da erzählt, daß in diesem Berge unermeßliche Schätze vergraben liegen sollen.


  1. Mit der Erbauung dieses geplanten Aussichtsturmes hat man am 3. Oktober 1904 den Anfang gemacht. Die „Zeitung für das Meißner Hochland und Die südliche Lausitz“ schreibt in ihrer Nr. vom 6. Oktober 1904 folgendes:
    „Auf Bergeshöhe versammelten sich am 3. Oktober eine Anzahl Herren. Es galt, den Grundstein zu dem Aussichtsturme auf dem Klosterberge zu legen. Zunächst ergriff der Bauherr, Herr Rößler, der an diesem Tage seinen Geburtstag feierte, den Hammer und gründete sein neues Heim im Namen des dreieinigen Gottes. Der Vorsitzende des Gebirgsvereines, Herr Reindl, wünschte, daß dieser Turm errichtet werde zur Freude der hiesigen Bewohner, zur Zierde des Ortes und zum Segen des Erbauers. Die Vertreter des Baumeisters und andere, die sich um die Errichtung dieses Aussichtsturmes bemüht, führten die ublichen Hammerschläge unter schönen Sprüchen und Wünschen aus. Einer derselben lautete: „Der freie Ausblick vom Turme über die weiten Länderstrecken und Höhenzüge, im Geiste längst entschwundene Zeiten umfassend, erwecke in dem Besucher Heimatsliebe, Vaterlandstreue und Gottesfurcht! – Möge der Bau rüstig vorwärts schreiten, damit kommendes Frühjahr viele Besucher sich einfinden und an der herrlichen Waldwanderung und schönen Aussicht sich erfreuen und erheben können!“