Der Jäger am Mummelsee (Hertz)

Textdaten
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Autor: Wilhelm Hertz
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Titel: Der Jäger am Mummelsee
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aus: Gedichte, S. 125–127.
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[125]
Der Jäger am Mummelsee.

Der Jäger reitet zum Berg so jach,
Bleich Liebchen schaut ihm durch Thränen nach.

Er reitet vorbei durch Gestrüpp und Dorn,
Er schaut nicht herüber, es grüßt nicht sein Horn.

5
Im Mondlicht schlummert des Schwarzwalds Höh’,

In einsamer Ruhe der Mummelsee.

In der Tiefe da regt sich grünwogiges Licht.
„Wohlauf, Seefräulein, und hörst du nicht?“

Sie stieg empor im schaumigen Kleid:

10
„Was willst du in so später Zeit?


Dein erstes Lieb, es harret dein;
Ihr Herz vergehet in Sehnen und Pein.“

„O schweige von ihr, du herrliche Maid!
Ich selber vergehe in Sehnen und Leid.“

[126]
15
„Bleib’ ferne! Mein Bette heget dich nicht.“

„Nur einmal laß küssen dein weißes Gesicht!“

Er taucht in die Fluth, er faßt ihren Arm.
„So kühle denn, Knabe, die Liebe so warm!“

„Weh, Liebchen, wie ist so kalt dein Leib!“

20
Da umklammert ihn höhnend das Wasserweib.


„Und find’st du am Kühlen keine Lust,
Was floh’st du von warmer Menschenbrust?“

Sie rauschet hinab, ihr Gelächter verhallt.
Der Jäger flieht durch den finstern Wald.

25
Sein Herz ist starr, sein Haupt ist heiß,

Seine Glieder lähmet ein eisiger Schweiß.

Er sinkt zusammen vor Liebchens Thür.
„Treuliebchen! O komm’ noch einmal herfür!“

„Hilf Himmel! Wie ist deine Lippe so blau?“

30
„Das ist der Kuß der Wasserfrau.


Verstoß mich nicht! Dein Herz ist warm;
O laß mich sterben in deinem Arm!“

[127]

Und wie sie ihn drückte an’s jammernde Herz,
Da faßte ihn brennender Todesschmerz.

35
Und wie sie ihn küßte mit bebendem Mund,

Da war er gestorben zur selben Stund’.