Der Indianer und der Pflanzer
Ein von der Jagd zurückkehrender Indianer
sprach einen an seiner Hausthür
stehenden Pflanzer um ein Stück Brod –
und als er ihm dieses abschlug, um ein
Glas Bier – als ihm aber auch dieses
mit den harten Worten: „[WS 1]Packt euch, ihr
Indianischer Hund!“ – verweigert ward,
um einen Trunk Wassers an, den er eben
so wenig erhielt. Einige Monate nachher
gieng der Pflanzer auf die Jagd, verlor
sich von seiner Gesellschaft und verirrte sich
in einem Gebüsche, woselbst er zuletzt eine
Indianische Hütte fand, und den Bewohner
derselbst hat, ihn aus dem Walde und
nach seiner Plantage zu führen. Der Indianer
gab zur Antwort: es sey zu einem
so weiten Wege zu spät; wenn er aber
diese Nacht in seiner Hütte zubringen wolle,
so sollte er ihn willkommen seyn. Der
Pflanzer nahm dieß Anerbieten an. Der
Indianer reichte ihm Erfrischungen, machte
ihm ein Nachtlager von Thierfellen, und
führte ihn am folgenden Morgen, seinem
Versprechen gemäß, aus dem Walde.
Beym Abschiednehmen trat er dem Pflanzer
gerade unter die Augen, und fragte
ihn, ob er sich nicht erinnere, ihn ehemals
gesehen zu haben. In dem Augenblicke
ward der Pflanzer gewahr, daß dieser
wohlthätige Indianer der nehmliche sey, dem
er vor kurzem einen Trunk Wasser versagt
[33] hatte. Er wollte sich entschuldigen: Der
Indianer aber fiel ihm ins Wort: „[WS 2]Wenn
du wieder einen armen Indianer vor Durst
verschmachten siehst, und er dich um einen
Trunk Wasser bittet; so nenn ihn nicht
einen Indianischen Hund!“ Nach diesen
Worten wünschte er ihm eine glückliche
Reise und gieng zurück.