Der Hund
Phylax, der so manche Nacht
Haus und Hof getreu bewacht,
Und oft ganzen Diebesbanden
Durch sein Bellen widerstanden;
Der doch gut zu stehlen wußte,
Selber zweymal weichen mußte;
Diesen fiel ein Fieber an.
Alle Nachbarn gaben Rath.
Mußte sich der Hund beqvemen,
Wider Willen, einzunehmen.
Selbst des Nachbar Gastwirths Müh,
Der vordem in fremden Landen,
War vergebens bey dem Vieh.
Kaum erscholl die schlimme Post,
Als von ihrer Mittagskost
Alle Brüder und Bekannten,
Pantelon, sein bester Freund,
Leckt ihm an dem heissen Munde.
O, erseufzt er, bittre Stunde!
O! wer hätte das gemeynt?
Ists nicht wahr, ich sterbe schon?
Wär ich wohl davon gekommen.
Sterb ich Aermster so geschwind:
Daß die vielen Arzeneyen
Meines Todes Qvelle sind.
Wie zufrieden schlief ich ein!
Sollt ich nur so manches Bein,
Vor dem Tode noch geniessen.
Dieses macht mich kummervoll,
Daß ich diesen Schatz vergessen,
Nicht vor meinem Ende fressen,
Liebst du mich, und bist du treu,
O! so hole sie herbey;
Eines wirst du bey den Linden,
An dem Gartenthore finden;
Hab ich nur noch gestern Morgen
In dem Winterreiß verborgen;
Aber friß mir nichts davon.
Pantelon war fortgerannt,
Phylax roch, bey schwachem Muthe,
Noch den Dunst von seinem Gute.
Spricht er: Laß mir alles liegen!
Aber, Bruder, eher nicht.
Sollt ich nur so glücklich seyn,
Und das schöne Schinkenbein,
Das ich – – doch ich mags nicht sagen,
Werd ich wiederum gesund;
Will ich dir bey meinem Leben,
Auch die beste Hälfte geben;
Ja du sollst – – Hier starb der Hund.
Zween Blicke wirft er auf den Sarg,
Und tausend wirft er mit Entsetzen
Nach den mit Angst verwahrten Schätzen.
O schwere Last der Eitelkeit!
Sucht man sich Güter zu erwerben;
Verdient ein solches Glück wohl Neid?