Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Der Haubdmann Vogd
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Herausgeber: Leipziger Volkszeitung
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Erscheinungsdatum: 27. Oktober 1906
Verlag: Leipziger Volkszeitung
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Erscheinungsort: Leipzig
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[10]

Der Haubdmann Vogd.

Als jingst de hochfidele Gunde
Von Gebbenick[1] gemachd de Runde,
Da war es ähm den Mehrschden glar,
Daß das ä gans Gerissner war.

5
Da hieß es ofd: „Ich denke mir,

Es war ä friehrer Offezier.
Den Schmiß un Schick, den richdgen Blie,
Den lernd ä Ziveliste nie.
׳s war ähm ä gans gewiefdes Luder!“

10
— Un nu isses ä Zuchdhausbruder.


Mr schdieß uff vorwurfsvollen Dadel,
Beschdridd mer zweifelnd seinen Adel:
„Ae Adliger, das ginge noch.
Das sahk ä Bärgermeister doch,

15
Ob eener wie ä gleener Ferschd

De eißern Umgangsform beherrschd,
Die niemals eenen gehn verlorn,
Weil er mid ihnen glei geborn.
Nee, nee, das war gee Ellenreider,

20
Gee Heringsbändger un so weider.“


„Der Bärgermeester war voll Werve [2]
In Sommer Leidnand der Rehserve,
Von Adel war sei Herr Rendand, [3]
Die hädden sicher es ergannd,

25
Wenn der, der ihnen schdieg uffs Dach

Gee Mann gewesen wär von Fach.
Die sahn doch uff den ehrschden Blick:
Den Haubdmann fehld der richdge Schick!
Die deischde nie ä Lumbenbuhster! [4]

30
— Un nu isses ä ahler Schuster!


In Zuchdhaus grichd‘ er graue Haare,
Denn er saß siemunddreißig Jahre,
So daß der Urach,[5] das ist glar,
Mehr drinne als wie draußen war.

35
In Rawitsch[6] — ׳s had sich schdark gesummd —

Had er gans gärzlich noch gebrummd,
Sodaß er ähm ooch vor der Hand
Noch under scharfer Uffsichd schdand.
Ich gammer weidre Worde schenken:

40
De Lehre gann sich jeder denken.

                                                            Fritzchen Mrweessesnich.


  1. Der Hauptmann von Köpenick, Friedrich Wilhelm Voigt, die „Köpenickiade“ machte Voigt weltbekannt. Er wurde vom Kaiser begnadigt und am 16. August 1908 entlassen.
  2. Verve, mdart. Werve, ein allgemein positiv beschwingtes Lebensgefühl.
  3. Rendantur, Kassenstelle oder Rechnungsbehörde.
  4. Lumbenbuhster, Lumpengesindel. Es sind Leute, die nichts besitzen, sich liederlich herumtreiben, betteln, betrügen, stehlen.
  5. Urach, Wanderer, Fremder, Reisender.
  6. Rawitsch, der deutsche Name der Stadt Rawicz im Powiat Rawicki der Woiwodschaft Großpolen in Polen.