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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Der Gesang der Nachtigall
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aus: Zerstreute Blätter (Vierte Sammlung) S. 81–85
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Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: Google und Commons
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[81]

 Der Gesang der Nachtigall.

Höre, die Nachtigall singt: der Frühling ist wieder gekommen!
Wiedergekommen der Frühling, und deckt in jeglichem Garten
Wohllustsitze, bestreut mit den silbernen Blüthen der Mandel.
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht, der blühende Frühling.

[82]
5
Gärten und Auen schmücken sich neu zum Feste der Freude;

Blumige Lauben wölben sich hold zur Hütte der Freundschaft.
Wer weiß, ob er noch lebt, so lange die Laube nur blühet?
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht der blühende Frühling.

Glänzend im Schimmer Aurorens erscheint die bräutliche Rose;

10
Tulpen blühen um sie, wie Dienerinnen der Fürstin:

Auf der Lilie Haupt wird Thau zum himmlischen Glanze;
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht der blühende Frühling.

[83]

Wie die Wange der Schönen, so blühen Liljen und Rosen;
Farbige Tropfen hangen daran wie Edelgesteine.

15
Täusche dich nicht; auch hoffe von keiner ewige Reize.

Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht der blühende Frühling.

Tulpen und Rosen und Anemonen, es hat sie der Sonne
Strahl mit Liebe geritzt, Blutroth mit Liebe gefärbet;
Du, wie ein weiser Mann, genieße mit Freunden den Tag heut,

20
Und sei fröhlich und froh; er entflieht, der blühende Frühling.
[84]

Denke der traurigen Zeit, da alle Blumen erkrankten,
Da der Rose das welkende Haupt zum Busen hinabsank;
Jetzo beblümt sich der Fels; es grünen Hügel und Berge.
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht, der blühende Frühling.

25
Nieder vom Himmel thauen am Morgen glänzende Perlen;

Balsam athmet die Luft, der niedersinkende Thau wird,
Eh er die Rose berührt, zum duftigen Wasser der Rose.
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht, der blühende Frühling.

[85]

Herbstwind war, ein Tyrann, in den Garten der Freude gekommen;

30
Aber der König der Welt ist wieder erschienen, und herrschet,

Und sein Mundschenk beut den erquickenden Becher der Lust uns.
Jetzt sei fröhlich und froh; er entflieht der blühende Frühling.

Hier im reizenden Thal, hier unter blühenden Schönen
Sang, eine Nachtigall, ich der Rose. Rose der Freude,

35
Bist du verblühet einst, so verstummt die Stimme des Dichters.

Drum sei fröhlich und froh; er entflieht, der blühende Frühling.