Anmuth des Gesanges
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Anmuth des Gesanges.
Süßer Gesang, er hält die rollenden Wellen im Lauf auf:
fesselt der Vögel Flug, zähmet der Thiere Gewalt.
Süßer Gesang, er fängt das Gemüth der Menschen. Sie haben
gerne den Mann um sich, der ihre Sinnen erquickt.
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Verlohren lauscht das Ohr dem süßen Ton: „Wer ist es, der zwo Saiten ihm entlockt?“
Er labet, wie der Wein beim Abendroth,
und Ohr und Seele schlürfen sanft ihn ein.
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Mehr als die Schönheit selbst bezaubert die liebliche Stimme;
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Jene zieret den Leib; sie ist der Seele Gewalt.