Textdaten
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Autor: Ignaz Hub
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Titel: Der Gast in der Rheinmühle
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 435–436
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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[435]
Der Gast in der Rheinmühle.

Wohl war es um die Mitternacht,
Den Müller treibts zur Mühle;
Es gleitet durch die Wellen sacht
Sein Kahn im Mondschein kühle.

5
Tief ruht die Stadt; – das Mühlenrad

So schläfrig geht’s im Kreise;
Die Wasser wallen ihren Pfad
Traumfeierlicher Weise.

Und aus dem Nachen leise leis

10
Der Müller tritt zur Mühle,

Da sieh! mit langem Bart ein Greis
Ruht hier auf schilf’gem Pfühle.

„He, fauler Knecht! wen herbergst du?“
Der Müller riefs im Zorne. –

15
„Herr, gönnt dem müden Alten Ruh!

Er schadet nicht dem Korne.“

„Und wärs der müde Herrgott auch –
Die Schlote wollen rauchen!
Hinaus mit dir, du alter Gauch!

20
Kann nicht Faullenzer brauchen!“


Das Wasser schwoll, der Sturmwind schnob
Wild brausend um die Mühle;
Mit drohender Gebärde hob
Der Alte sich vom Pfühle:

[436]
25
„Gemahlen hab’ ich dir die Frucht

Jahraus, jahrein mit Fleiße;
Ein Stündchen Schlaf, das ich gesucht,
Vereitelt dein Geheiße!

„Dein Herz ist wie ein Mühlenstein,

30
Voll Undank ist’s, voll Wucher!

Ich geh’, – doch wiss’: der Alte vom Rhein,
War selber Dein Besucher.

„Dir aber, braver Müllerknecht!
Bleib’ dankbar ich ergeben;

35
Besteig den Kahn und rudre recht!

Lang’ freu’ dich meiner Reben!“

So sprach der Rheingeist und zerfloß
Im grauen Fluthgewühle,
Und wirbelnd sammt dem Müller schoß

40
Zum tiefsten Grund die Mühle.
Ignaz Hub.
(Originalmittheilung.)