Der Gant
Wie leuchten die Lichter im Schlosse so helle!
Herr Christoph von Ramstein, der frohe Geselle,
Er hält in dem Saale zum letzten Mal Schmaus,
Denn morgen verkauft man ihm Güter und Haus.
Was er nicht verbrochen gelassen er duldet,
Geht lustig in’s Elend, das Leid, er verzecht’s,
Leicht endet der Letzte des leichten Geschlechts.
Doch daß er so fröhlich vom Gute kann scheiden,
Das macht, ihn begleitet zur Hütt’ aus dem Saal
Ein Engel des Himmels, ein lieblich Gemahl.
Kein Gram ihr umschattet die blauenden Augen,
Draus mag er sich Strahlen der Hoffnung entsaugen;
Ihr schwellet den Busen kein Seufzer der Noth.
So fühlt er auf Stroh wie auf Flaum sich gebettet,
Und wandelt am Morgen den traurigen Pfad,
Das Haus und die Güter, die schönsten im Lande,
Er gab sie schon lange den Herren zum Pfande,
Sie sitzen mit Mantel und Kragen geschmückt,
Der Ritter vor ihnen entblöst und gebückt;
Es schließt sich der Kauf unter Lachen und Scherzen,
Am Ende da spricht er: „Ihr würdigen Herrn,
Eins gebet mir drein, und eins hätt’ ich so gern!“
„Die blinkenden Thaler, sie müssen ach! wandern;
Euch liegt in den Buden viel Glanz und viel Glast,
So schenkt mir ein einziges Stücklein Damast.“
„Ich selber, ich will nichts von Sammt und von Seiden,
Doch möcht’ ich mein ehlich Gemahl mit bekleiden,
Sie ist für den Kittel der Armuth zu schön.“
Wohl rühret die Männer des Rathes die Bitte,
Bei ehrlichen Bürgern ist gütige Sitte;
Und fließende Seide, gewichtig und ächt,
Bekleidet der Ritter das Weib seiner Jugend,
Er führet sie unter das niedrige Dach,
Als tret’ er mit ihr in ein Fürstengemach.
Sie lächelt so lieblich, er küßt und er minnet;
Wohl altert das Kleid, wohl verblüht das Gesicht,
Doch Liebe nicht weicht und Genüge weicht nicht.