Textdaten
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Autor: Nikolaus Lenau
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Titel: Der Fingerhut
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aus: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß, Seite 134–135
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1858
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Erscheinungsort: Stuttgart und Augsburg
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Quelle: Commons
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Der Fingerhut.

Hast du noch immer nicht gefunden den unschätzbaren Fingerhut,
Um den du plötzlich aufgesprungen und meinen Armen dich entrungen?
Ich ließ dich fahren mit verbissner, doch wahrlich nicht geringer Wuth.
Wär’ ich ein Forscher, spräch’ ich trocken: indeß du’s Hütlein suchst erschrocken,

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Such’ ich, worauf das Herz des Weibes, das wandelbare Ding beruht?

Wär’ ich ein Schwärmer, rief ich fluchend: o wär’ ich doch, den Rhein besuchend,
Ertrunken in den tiefsten Wirbeln der weitberufnen Bingerflut!
Als Egoist da würd’ ich sprechen: das Hütlein schützt sie vor dem Stechen;
Ich will’s mit meinem Herzen halten, wie sie mit ihrem Finger thut.

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Ich leg’ ans Herz, daß sie’s nicht raube, mir eine Sturm- und Pickelhaube,

Das ist für ihre Liebesblicke, die scharfen Herzdurchdringer gut.
Doch bin ich keins davon und sage: Such’ überall herum und frage:
Kannst doch das Meer nicht meiner Liebe ausschöpfen mit dem Fingerhut,
Hat die Romantik deiner Liebe auch Platz in einem Fingerhut.