Der Eroberer Wurm
[68] Der Eroberer Wurm.
Im Weltenraum ist Galanacht.
Im Theater sitzt gedrängt
Eine Engelschaar in Festestracht,
Verschleiert, zährendurchtränkt
Wo Furcht und Hoffen sich drängt,
Dieweil im Orchester Sphärenmusik
Sich langsam hebt und senkt.
Gottähnliche Mimen murmeln leis
Auf großer, formloser Wesen Geheiß,
Die in den Coulissen stehn,
Mit ernsten Geberden, feierlich stumm
Die Wände schieben und drehn,
Unsichtbares Leiden wehn.
[69] Dies Drama, wechselvoll, fieberisch,
Es bleibt der Welt unverkürzt,
Mit einem scheckig bunten Gemisch
Dahinter sich lauter Elend und Graus
Zum verworrenen Knoten schürzt,
Und ein Phantom sich unter Applaus
In das ewige Dunkel stürzt.
Schleicht in den Mimenknäu’l –
Ein kriechendes Unthier, roth wie Blut,
Das sich windet und windet, dieweil
Es nach und nach die Mimen verzehrt
Und die Engelschaar ein Schauder durchfährt
Ob solch unendlicher Greu’l.
Aus sind die Lichter – ausgeweht –,
Mit der Wucht eines Sturmes fällt
Ueber das bretterne Zelt.
Die Engel erheben sich abgespannt
Und erklären der bangen Welt,
Daß die Tragödie „Mensch“ benannt