Der Elektriseur in der Dorfschenke

Textdaten
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Autor: J.
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Titel: Der Elektriseur in der Dorfschenke
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 137, 139
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[137]

Der Elektriseur in der Dorfschenke.
Nach dem Oelgemälde von Hans Pöck in München.

[139] Der Elektriseur in der Dorfschenke. (Illustration S. 137.) Selbst in unserem elektrischen Zeitalter dürfte der Mann, der mit der Elektrisirmaschine und der Leydener Flasche unter Bauern sein Glück sucht, eine recht seltene Erscheinung bilden. Seinen Zunftgenossen, welche Bären, Affen, Marionetten u. dergl. auf der Wanderschaft mitführen, strömen die Dorfbewohner in hellen Haufen zu, er aber, der früher vielleicht Mechaniker war und aus des Lebens Stürmen nur ein paar physikalische Apparate gerettet, muß sein Publicum nicht auf der Straße, sondern an ruhigeren Orten aufsuchen. Die Dorfschenken sind in den stilleren Stunden das ergiebigste Feld für seine Operationen. Der wenig zahlreichen, beim Frühschoppen versammelten Gesellschaft kann er in gemüthlicher Ruhe die wunderbaren Wirkungen der geheimnißvollen Elektricität vortragen und an dem schwächsten der Gäste einige Curversuche ausführen Die Zuhörer begreifen niemals den verworrenen Vortrag des Alten, aber Jeder von ihnen spürt den zuckenden Schlag, der von der Leydener Flasche ausgeht und die stärksten Sehnen bewältigt. Das imponirt den urwüchsigen Leuten mehr als tausend schönklingende Worte, und der Elektriseur gelangt bald in den Ruf eines arg gescheidten Mannes, bei dem man sich in schweren Krankheitsfällen und anderen Fahrnissen des Lebens sicher einen guten Rath holen kann. Daß der gute alte Mann von den neuesten Erfindungen und Entdeckungen auf dem Gebiete der Elektrotechnik, welche die ganze Welt in Staunen versetzen, keine Ahnung hat, das merken die einfachen Leute nicht. Im Gegentheil, die alte Elektrisirmaschine halten sie für eine der neuesten Erfindungen. So wird der Wohnort des „Elektriseurs“ bald bekannt, und sein Publicum strömt dann ihm entgegen, sodaß er die mühselige Wanderschaft aufgeben kann. Tritt aber eine Geschäftsstockung ein, so greift er wieder zum Wanderstabe, oder vielmehr zu seinem gewaltigen Regenschirme und zieht mit dem Kasten auf dem Rücken und mit dem altmodischen Cylinderhute in die Umgebung. Seine Kunstreisen werden dann zu Eroberungszügen, auf welchen das kümmerliche Flickwerk der Wissenschaft, das ihm zu Gebote steht, über den Aberglauben gar leichte Siege davonträgt. J.